50 Jahre hinter der Theke „Ohne mein Nähkörbchen würde ich schnell alt werden“

Düsseldorf · Mit 17 Jahren fing Karin Houck im „Nähkörbchen“ an. Ein Job, der in ein seltenes Jubiläum in der Altstadt mündete.

Karin Houck feiert in diesem Jahr ihr 50. Thekenjubiläum. Das kommt in der Altstadt auch nicht alle Tage vor.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Welchen Einfluss die Kneipe an der Hafenstraße 11 auf ihr Leben haben würde, hätte die damals 17-jährige Karin Houck sich nicht vorstellen können. Eher zufällig fing sie an, im „Nähkörbchen“ zu kellnern. Am 30. Juni, das weiß sie noch, hatte sie dort ihren ersten Arbeitstag – das war 1974. Die heute 67-Jährige wollte fünf Jahrzehnte später nach dem runden Thekenjubiläum in diesem Jahr eigentlich aufhören. Aber das wird jetzt wohl doch erstmal nichts. „Ich glaube, ohne mein Nähkörbchen würde ich schnell alt werden.“

In 50 Jahren hinter der Theke hat Karin Houck einiges erlebt. Sie war dabei, als sich Paare kennenlernten und zusammenfanden; sie erinnert sich an Stammgäste wie etwa den, der an Karneval immer mit seiner Federboa auf der Kuchentheke saß. Aber auch an die harte Zeit während der Corona-Pandemie muss sie denken und an die große Unterstützung ihrer Stammgäste und Freunde in dieser Phase.

Wenn sie heute auf die 50 Jahre zurückblickt, wird sie ganz emotional. Die Feier zu ihrem Jubiläum sei schön gewesen, sagt sie, zeigt Fotos und Videos der fast 200 Gäste, die gekommen waren, um sie zu feiern. Besonders die Rede von Lothar Hörning, Gründungsmitglied der KG Regenbogen und seit wenigen Monaten CC-Präsident, habe sie sehr berührt. Die Nähe zu dem Karnevalsverein ist ohnehin groß, die Verbindung reicht weit zurück. So sprach auch Hörning in seiner Rede davon, dass Karin und die KG Regenbogen unzertrennlich sind.

Die Gründung des Vereins Anfang des Jahrtausends hatte Houck schon live miterlebt. Zwar nicht im „Nähkörbchen“, aber bei einer anderen Station ihres Werdegangs. Denn nach 14 Jahren im „Nähkörbchen“ hatte sie die Kneipe Anfang der 90er eigentlich übernehmen sollen. Als das dann doch nicht möglich war, übernahm sie stettdessen kurzerhand das „Wespennest“ auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Einige Jahre lang betrieb sie die Kneipe dort – und war auf diese Weise eben auch bei der Gründung der KG Regenbogen dabei. Doch dann war es endlich soweit: „Seit 2001 bin ich die Wirtin meines geliebten Nähkörbchens.“ Und die KG Regenbogen zog mit ihr dorthin um.

Ein überzeugendes Argument, warum Houck noch nicht aufhören möchte, wurde vor einigen Wochen öffentlich: Andreas Mauska, Präsident der KG Regenbogen, wird in der kommenden Session Prinz Karneval. „Nächstes Jahr sind wir Prinz“, sagt die Wirtin, und das muss natürlich gefeiert werden.

Für das Jubiläumsjahr mit 200 Jahren Düsseldorfer Karneval sind ohnehin viele Aktionen geplant. Los geht es damit bei Houck traditionell natürlich gleich am 11. 11. zum Sessionsauftakt – und dann geht es die fünfte Jahreszeit hindurch immer wieder hoch her im „Nähkörbchen“. Da kam es in der Vergangenheit schon häufiger vor, dass Houck mit dreistöckigen Tabletts durch die Menge lief und den Gästen ihre Bestellungen brachte – gekonnt ist eben gekonnt. Auch die Straße vor der Kneipe ist an Karneval voll. Da gehören 17-Stunden-Schichten schon mal dazu.

Auch wenn Karin Houck schon lange dabei ist und einiges erlebt hat, hat sie sich einen ganz großen Traum erst im vergangenen Jahr erfüllt. Mit „Karins Kirmeskörbchen“ schaffte sie den Sprung auf die andere Rheinseite. Das erste Mal bei der Rheinkirmes gefiel ihr tatsächlich so gut, dass sie dieses Jahr gleich wiederkam – und das auch im nächsten Jahr wieder vorhat. „Ich finde es toll, mit dem Kirmeskörbchen unter freiem Himmel zu sein. Die Atmosphäre am Rhein und mit den ganzen Lichtern ist einfach toll.“ Besonders am Pink Monday, wenn die queere Community traditionell auf der Rheinkirmes feiert, war im Kirmeskörbchen viel los.

Dass sie sich der Altstadt-Gastronomie verschrieben hat, war eigentlich übrigens nicht der Plan. Ursprünglich wollte sie mal Hotelfachfrau werden. Schnell wurde aber klar, dass sie sich ein Leben ohne die Gastronomie, und insbesondere ohne das „Nähkörbchen“, einfach nicht mehr vorstellen konnte. „Ich bin stolz darauf, was hier entstanden ist. Das Nähkörbchen ist meine große Liebe.“