Hochhaus-Entwurf für Düsseldorf Tuchtinsel: Diskussion um Turmhöhe

Stadtmitte · Auf der Tuchtinsel möchte die Centrum-Gruppe ein mehr als 100 Meter hohes Hochhaus errichten. Es gibt eine vielschichtige Kritik, die von den Ausmaßen bis zum Verfahren reicht. Ein Wettbewerb wird gefordert.

Stararchitekt Santiago Calatrava plant am Kö-Bogen einem mehr als 100 Meter hohen Turm.

Foto: Architekt Santiago Calatrava / CENTRUM Projektentwicklung GmbH

. Wie gut passt der Turm von Architekt Santiago Calatrava in die Innenstadt? Um es vorweg zu nehmen: Uneingeschränkten Zuspruch für das Projekt scheint es kaum zu geben. Es werden von Politikern und Architekten viele kritische Anmerkungen gemacht. Erstmals wird das Projekt formell im Hochhausbeirat am 15. September diskutiert. Die Reaktionen:

Wie sieht das Projekt aus?

Der gläserne Turm soll auf der Tuchtinsel gegenüber vom Kö-Bogen II entstehen und mehr als 100 Meter hoch werden. Die höchsten Gebäude im Umfeld sind die Johanneskirche (88 Meter) und das Dreischeibenhaus (95 Meter). Entwickler ist die Centrum-Gruppe, die mit den drei Grundstückseigentümern des möglichen Baufeldes in Kontakt ist: der Stadt sowie den Familien Böhmer und Cloppenburg (P&C und nicht C&A, wie zunächst irrtümlich berichtet). Die Centrum-Gruppe hat bereits das Ingenhoven-Tal mit dem Geschäftshaus und dem aufsteigendem Dreiecksgebäude verwirklicht.

Das sagt die Politik

Alexander Fils (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses und Mitglied des Hochhausbeirats, hält Calatrava für einen hervorragenden Architekten, sein Entwurf sei toll. Das Dreischeibenhaus dürfe aber nicht hinter einem Turm auf der Tuchtinsel zurückstehen, dieser müsse niedriger ausfallen. SPD-Planungsexperte Markus Raub begrüßt die Aufwertung des fraglichen Bereichs, „Form und Umfang muss man aber noch näher betrachten“. Der neue Turm müsse sich in den Maßstab des Umfeldes einordnen. Grünen-Fraktionssprecher Norbert Czerwinski hält den Plan für „furchtbar“ und misstraut der Visualisierung. „Wir müssen schauen, was da überhaupt hinpasst“, sagt er und verweist auf die Verschattung durch das Gebäude und die möglichen Fallwinde, die etwa am Dreischeibenhaus die Platznutzung erschweren.

FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus spricht von einem „extrem schönen Entwurf, den ich gerne in Düsseldorf hätte, die Frage ist aber, wo“. Er befürchte, der Turm könne das Ensemble von Dreischeiben- und Schauspielhaus sowie Kö-Bogen II sehr negativ beeinflussen. Linken-Spitzenkandidatin Julia Marmulla lehnt das Projekt ab. Die Entwicklung der Innenstadt mit immer höheren Hochhäusern stehle den Einwohnern öffentliche Räume.

Das sagen Architekten

Jurek Slapa (Gap 15, Hafenspitze mit Hyatt-Hotel) findet „den Entwurf sehr schön, aber nicht an dieser Stelle“. Städtebaulich passe er nicht dorthin, das Dreischeibenhaus sei eine Ikone und dürfe nicht in Konkurrenz gestellt werden. „Wir haben dort keine Konzentration von Hochhäusern.“

Auch Christoph Ingenhoven, der Architekt des Kö-Bogen II, verweist auf die Proportionen des Umfeldes. Juan Pablo Molestina, der den Wettbewerb zur Gestaltung des Gebiets Kö-Bogen II gewonnen hat, hält den Entwurf in seinen Ausmaßen für „gigantisch“. Ex-Planungsdezernent Gregor Bonin habe die Tuchtinsel als zu klein für ein Hochhaus bezeichnet, da überrasche der aktuelle Entwurf doch sehr. Er könne sich dort als Endpunkt der Berliner Allee jedoch einen schlanken Turm vorstellen, allerdings weniger hoch als das Dreischeibenhaus.

Molestina fordert eine fachliche Diskussion, „der man sich nicht durch Einschaltung eines Stararchitekten entziehen sollte“. Molestina fordert einen Wettbewerb, dies tut auch Joachim Faust (HPP). Calatrava sei ein toller Ingenieur und Architekt, der seinen Ort haben müsse. Die Tuchtinsel sei ein komplexer Ort, es müsse dort eine beziehungsreiche Lösung mit großer städtebaulicher Verantwortung geben.

Der Anlieger

Patrick Schwarz-Schütte, Eigentümer des Dreischeibenhauses, hält den Tuchtinsel-Turm „für völlig überdimensioniert, monströs, der sein Umfeld bis zum Schauspielhaus in den Schatten stellt“. Auch er plädiert für einen städtebaulichen Wettbewerb.