Sportpolitik Kleine Vereine sind auf den Ticketverkauf angewiesen

Ohne Fans haben es die Vereine im Handball, Basketball, Eishockey und im Fußball unterhalb der großen Ligen schwer.

Die Düsseldorfer EG, hier die Fans bei einem Halbfinalspiel ihrer Mannschaft in der DEL, braucht die Einnahmen aus dem Ticketverkauf.

Foto: dpa/A3913 David Ebener

(dpa) Existenzängste statt Planbarkeit: Das erneuerte Verbot von Großveranstaltungen bringt den deutschen Sport noch mehr in die Bredouille und hat Enttäuschung und neue Unsicherheit hervorgerufen. „Soll nach der Wirtschaft jetzt auch das Vereinsleben platt gemacht werden?“, fragte der Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV), Hermann Winkler, provokant. Für viele Sportvereine, die akribisch an Sicherheits- und Hygienekonzepten für baldige Wettkämpfe vor Fans gearbeitet haben, sind die jüngsten Nachrichten aus der Politik ein herber Dämpfer. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs hatten entschieden, eine Arbeitsgruppe erst Ende Oktober über die Wiederzulassung von größeren Zuschauermengen befinden zu lassen. Daniel Hopp, Gesellschafter vom Eishockey-Klub Adler Mannheim, sprach in diesem Zusammenhang von einem „Schlag in die Magengrube.“ – „Die Fußball-Bundesliga ist das wichtigste Produkt. Aber auch wir sind systemrelevant.“ Während der Anteil der Zuschauereinnahmen am Gesamtumsatz in der Fußball-Bundesliga noch vergleichsweise überschaubar ist, sind gerade die unteren Ligen, kleine Sportarten sowie beispielsweise die Handball-, Basketball- und Eishockey-Klubs extrem von den Erlösen rund um die Spiele abhängig.

Dass sich die Hoffnungen der Top-Ligen auf gefüllte Tribünen zum Saisonstart wohl nicht erfüllen, stellt die Vereine vor entsprechend große Probleme. „Natürlich steht die Gesundheit weiter über allem“, sagte der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL), Stefan Holz. „Aber es wäre schon wichtig, dass allmählich mal verlässliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, mit denen man planen kann.“ Die BBL peilt einen Saisonstart am 6. November an. Auf Vorgaben der Arbeitsgruppe, die ja erst kurz zuvor entscheiden könnte, kann sie da bei weiteren Planungen kaum warten. Ein ähnliches Zeitproblem haben die Kollegen beim Eishockey. Die DEL hatte ihren Saisonstart bereits auf den 13. November verschoben. Wirtschaftlich darstellbar ist der Ligabetrieb eigentlich nur mit Zuschauern, so dass intern nun schon über einen späteren Start beraten wird. Neue Richtlinien der Arbeitsgruppe bis Ende Oktober kämen für die DEL zu spät, um dann noch kurzfristig den Ligastart zwei Wochen später entsprechend organisieren zu können. „Von immenser Wichtigkeit wird es dabei sein, dass klar reguliert wird, wie sich kleine, mittlere und große Sportveranstaltungen definieren und auf dieser Basis eine klare Perspektive zu erarbeiten, die absolut dringend notwendig ist“, hieß es in einer Mitteilung des DEB.

Auch im Handball wünscht man sich mehr Planbarkeit. „Wenn wir ständig neue Rahmenbedingungen bekommen, dann arbeiten wir ins Leere“, sagte der Geschäftsführer der Bundesliga (HBL), Frank Bohmann. Die Bundesliga will eigentlich am 1. Oktober wieder in den Spielbetrieb starten, schon am 26. September sollen Meister THW Kiel und Vizemeister SG Flensburg-Handewitt in Düsseldorf um den Supercup spielen. Die Liga war davon ausgegangen, wieder mit Publikum planen zu können. Bis zu 50 Prozent des Etats der Vereine kommen über Zuschauereinnahmen. „Sollten bis Jahresende keine Zuschauer erlaubt sein, könnte die Existenz unserer Sportart gefährdet sein“, warnte Geschäftsführerin Jennifer Kettemann von den Rhein-Neckar Löwen.

Hinweis Das Testspiel von Fortuna Düsseldorf gegen Arnheim war bei Druckbeginn dieser Ausgabe noch nicht beendet.