Prozess in Düsseldorf Griffen Vorstände in die Vereinskasse?

Düsseldorf · Erst dem neuen Vorstand eines Düsseldorfer Lehrervereins fielen merkwürdige Pauschalen für Reisekosten auf. Am Freitag wird vor dem Amstgericht verhandelt.

(wuk) Wofür erhielten drei Manager eines Düsseldorfer Lehrer-Vereins jahrelang pauschale Reisekosten – obwohl sie alle im Umfeld der Vereinszentrale lebten? Diese Frage stellte sich offenbar erst der neue Vorstand nach dem Ausscheiden der drei Spitzenfunktionäre. Antworten darauf will jetzt das Amtsgericht finden. Dort müssen sich am Freitag die Ex-Vorstandsvorsitzende (69) sowie der Ex-Schatzmeister (76) und ein weiteres früheres Vorstandsmitglied (70) wegen möglicher Untreue verantworten. Sogar einen organisierten Bandenbetrug mit einem Gesamtschaden von fast 35 000 Euro hält die Staatsanwaltschaft für möglich.

In 45 Fällen sollen die Angeklagten das Vereinsvermögen zwischen April 2015 und Februar 2017 regelmäßig geschröpft haben. So bezog die damalige Vorstandschefin laut Anklage 23 Monate lang jeweils 750 Euro – offiziell als „Reisekostenpauschale“. Dabei sollen in der Vereinssatzung keine Auszahlungen von Reisekosten vorgesehen gewesen sein. Zudem soll die Angeklagte Reisekosten auch noch über das NRW-Schulministerium abgerechnet haben. Insgesamt habe sich die Frau dadurch ohne rechtliche oder tatsächliche Grundlage mehr als 17 000 Euro aus dem Vereinsvermögen in die eigene Tasche gesteckt.

Dem Ex-Schatzmeister hätte das auffallen können und müssen – doch soll er sich laut Anklage damals selbst in mindestens sieben Fällen bereichert und mehr als 8000 Euro heimlich für sich abgezweigt haben. Auch der dritte Angeklagte hätte als Vorstandsmitglied (zuständig für die Vermögensbetreuung) den Geldschwund bemerken müssen. Doch auch er soll mit 15 Taten fast 9000 Euro für eigene Zwecke umgeleitet haben, so die Anklage. Ob die drei Verdächtigen ein solches System illegaler Selbstbedienung aus der Vereinskasse selbst erdacht und installiert haben könnten, ist noch ungeklärt. Sicher ist der Staatsanwalt aber, dass jeder von ihnen durch die Zuwendungen kräftig profitiert habe. Die Verdächtigen sollen sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert haben.