Überlegungen zum Vorstand Änderungen im Fortuna-Vorstand möglich

Analyse | Düsseldorf · Bis zur Mitgliederversammlung am 28. November kann feststehen, ob drei statt vier Vorstände an der Spitze stehen.

Die Vorstände Klaus Allofs (li.) und Uwe Klein auf dem Trainingsgelände an der Arena.

Foto: Frederic Scheidemann

Hinter den Kulissen von Fortuna wird derzeit emsig am Umbruch beim Zweitligisten gearbeitet – in der Führungsetage. Denn im kommenden Jahr laufen die Verträge von gleich zwei Vorstandsmitgliedern aus. Dazu kommen ganz grundsätzliche Gedankenspiele, wie man sich möglichst optimal aufstellen kann. Eine zentrale Rolle spielt dabei Klaus Allofs. Er ist seit seiner Bestellung zum Vorstand im September 2020 das Gesichts des Klubs. Und vieles spricht dafür, dass er bald auch ganz offiziell an der Spitze steht.

Als Allofs als hauptamtlicher Vorstand für Fußball & Entwicklung, Kommunikation und CSR vorgestellt wurde, da war schnell offensichtlich, dass es sich dabei um eine Krücke gehandelt hatte. Man konnte es sich einerseits nicht entgehen lassen, den „verlorenen Sohn“ Allofs endlich wieder zurückzuholen. Anderseits konnte es sich der Aufsichtsrat auch nicht erlauben, allen anderen Vorständen vor den Kopf zu stoßen. Also beschwor man den Team-Gedanken und das Prinzip Hoffnung.

Nun, mehr als ein Jahr später, gibt es immer noch vier Vorstände bei Zweitligist Fortuna. Doch es ist ein großes Problem dazugekommen: Die Harmonie bröckelt immer mehr. Längst ist auch den Würdenträgern klar geworden, dass es wohl keine Dauerlösung sein kann, dass man sich das Konstrukt in dieser Form leistet. So charmant es anfänglich war, Allofs quasi über den Dingen schweben zu lassen, so offensichtlicher wird immer mehr, dass die Aufgabenbeschreibungen mittelfristig angepasst werden müssen.

Die Größe des
Gremiums ist ein Problem

Es kann nur einer das Sagen haben. Innerhalb der Mannschaft kommt gar nicht gut an, dass der eine das und der andere was ganz anderes sagt. Allofs und Klein – so sehr man auch öffentlich Nähe demonstriert, soweit entfernt ist man doch oft inhaltlich voneinander.

Auch die Größe des Gremiums an sich ist ein Problem. Vier Vorstände für einen Klub, der sich nach eigenem Bekunden auf dem Transfermarkt ordentlich strecken muss, um Spieler überhaupt finanzieren zu können. Das war zunächst noch vermittelbar, weil Allofs wie ein Joker fungierte. Jetzt wird man aber wohl auch hier den Gürtel enger schnallen. Es soll sich alles auf eine Reduzierung zurück auf drei Vorstände hinauslaufen.

Allofs selbst hat offiziell noch nicht seinen Hut in den Ring geworfen. Das liegt vor allem daran, dass auch er um die besten Bedingungen pokert. Seine Wunschvorstellung ist es, weiter Thomas Röttgermann an seiner Seite zu haben. Das hat er unlängst auch so klar in einem Interview mit dem „Express“ formuliert, was bei einigen Entscheidern verschnupft zur Kenntnis genommen wurde. Denn niemand will sich gerne treiben lassen.

Ein mögliches Szenario könnte sein, dass Röttgermann angeboten würde, in anderer Funktion im Vorstand mitzuwirken oder sogar nur projektbezogen – den Vorsitz würde dann Allofs übernehmen. Tatsächlich sollte es mehr als eine Überlegung wert sein, wie man die inhaltlichen Fähigkeiten von Röttgermann weiter nutzen kann. Er ist unter anderem der Treiber hinter der Realisierung des neuen Funktionsgebäudes auf dem Trainingsareal. Freilich hat er auch Porzellan zerschlagen. Auf Anfrage sagt Röttgermann zu einer möglichen Neuausrichtung des Vorstands: „Ich befinde mich in guten Gesprächen mit dem Aufsichtsrat über die künftige Konstellation. Ich bin nur bereit eine Rolle in dem Gremium zu spielen, wenn durch die Besetzung der Mitglieder die Chance gewahrt ist, die Ziele von Fortuna auch zu erreichen.“

Für Allofs (64) wird sein Engagement bei Fortuna wohl die letzte Station im deutschen Fußball sein, Röttgermann hat mit 61 ebenfalls die größte Strecke seines Berufslebens bereits hinter sich.

Völlig offen ist derzeit noch die Zukunft von Christian Koke, seine Arbeit hat er insgesamt ordentlich gemacht, wenn man am Ende aber zum Entschluss kommt sich zu verschlanken, steht natürlich auch seine Stelle auf dem Prüfstand. Das gilt auch und besonders für die Rolle von Sportvorstand Uwe Klein. Sein Aufstieg in den Vorstand war mit der Erwartung verknüpft, dass er auch daran arbeitet, sich in der Außendarstellung zu verbessern und so seine Chance für die erste Reihe zu rechtfertigen. Er ist zwar bemüht, aber viele Aufgaben fallen ihm sichtbar schwer. Und so könnte sich auch hier eine Veränderung anbahnen.

Würde man sich auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit einigen, wäre zum Beispiel denkbar, die Rolle eines Technischen Direktors zu schaffen. Ohnehin könnte die Direktorenebene bei einem verkleinerten Vorstand deutlich gestärkt werden.

In Arnd Hovemann hat der Verein zum Beispiel schon einen ausgewiesenen Finanzexperten in seinen Reihen. Theoretisch natürlich auch Paul Jäger, aber ein Comeback des gewieften Strippenziehers ist eher unwahrscheinlich. Frank Schaefer, Leiter des NLZ, könnte sicher auch seine Kompetenzen noch stärker einbringen.

Klar ist: wird Allofs sich mit dem Aufsichtsrat einigen, wird er auch das Gesicht des restlichen Gremiums mitbestimmen. Eher unwahrscheinlich, dass er sich etwas „vorsetzen“ lässt. Dementsprechend bleibt spannend, ob bis Ende November gelingt, eine Lösung anzuschieben. Für Björn Borgerding und den restlichen Aufsichtsrat dürfte das nun die oberste Priorität besitzen.