Verkehrswende in Düsseldorf Rheinbahn-Abos auf 207 000 angestiegen
Düsseldorf · Das Deutschlandticket sorgt für deutlich mehr Abonnenten. Das Vorjahr dagegen war noch schwach verlaufen und endete sogar mit einem dreistelligen Millionenminus.
Das Deutschlandticket sorgt für einen Aufschwung bei der Rheinbahn. Mittlerweile ist die Zahl der Abonnenten auf 207 000 gestiegen, wie das Unternehmen am Montag bei einer Pressekonferenz zur Bilanz des Vorjahres mitteilte. Und diese zeigt, wie viel Bewegung das neue Ticket ausgelöst hat. Denn Ende Dezember lag die Zahl der Abonnenten noch bei gut 180 000, damit verbesserte sich die Rheinbahn nur um knapp 2000 Abos im Vergleich zum Vorjahr. Jetzt ist die Zahl sprunghaft angestiegen. „Das ist für uns fantastisch“, sagte Susanne Momberg als kaufmännische Vorständin. Die Rheinbahn nähert sich damit der Vor-Corona-Marke von 213 000 Abos im Jahr 2019.
Ein Erholungskurs ist dringend nötig. Denn das Ergebnis des Vorjahres hat sich abermals auf Rekordniveau verschlechtert. Ein Minus von mehr als 180 Millionen Euro hätte unterm Strich gestanden, wenn nicht ein Rettungsschirm für Mindereinnahmen aufgrund des Neun-Euro-Tickets und der Corona-Folgen in Höhe von 73,3 Millionen Euro mildernd gewirkt hätte. Zum Vergleich: 2021 lag das Minus noch bei 81 Millionen Euro. Auch der Kostendeckungsgrad rutschte von 81 auf 73,8 Prozent ab.
Das dickere Minus bei sogar leicht gestiegenen Fahrgastzahlen (von 165 auf 173,3 Millionen) ist auch auf höhere Energiekosten zurückzuführen, die von 24 auf 33 Millionen Euro stiegen. Für dieses Jahr rechnet die Rheinbahn mit einem weiter wachsenden Defizit, das laut Momberg mit 115,3 Millionen Euro kalkuliert wird. Wenig Einfluss auf das Ergebnis werde die Entwicklung des Deutschlandtickets haben: Denn je mehr Tickets verkauft werden, desto weniger Ausgleich fließt.
Spannend wird, welche Gegenfinanzierung es im nächsten Jahr noch geben wird, denn die ist noch nicht zugesichert. „Um das Deutschlandticket finanziell auszugleichen, müssen wir 80 000 Abonnenten nach Einführung hinzugewinnen“, sagt Rheinbahn-Chef Klaus Klar. „Deshalb sind wir auf den Ausgleich angewiesen, sonst müssen wir Leistungen kürzen.“
Andreas Hartnigk fordert finanzielle Hilfen
Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Hartnigk betont, welche gravierenden Konsequenzen es hätte, wenn die Stadt auf Dauer diese Defizite ausgleichen müsste und forderte Hilfen. „Die finanzielle Situation im öffentlichen Personennahverkehr wird angespannt bleiben. Das Deutschlandticket, die hohe Inflation, steigende Zinsen, die Tarifabschlüsse und weitere Faktoren belasten unser Business-Modell dauerhaft.“ Gleichzeitig seien zum Gelingen der Verkehrswende hohe Investitionen notwendig. Wie hoch die sein müssen, wollten Hartnigk und Klar auf Nachfrage nicht genauer beziffern. Das ehemalige Aufsichtsratsmitglied Manfred Neuenhaus (und FDP-Fraktionschef) hatte zuletzt im Interview von einem Bedarf von 1,5 bis zwei Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren gesprochen. Hartnigk sagte immerhin: „Wir müssen insgesamt schneller werden.“
Einstweilen gibt es erneut Verzögerungen bei der Auslieferung der neuen Stadtbahnen HF6, die laut Klar eigentlich mehr Kapazitäten mit sich bringen sollen. Derzeit sind laut Technikvorstand Michael Richarz 30 von 59 neuen Stadtbahnen da, zehn weniger als geplant, da es auf Herstellerseite Mangel an Bauteilen gebe, wie etwa Scheibenwischermotoren. Vollständig sein soll die Flotte erst im Juni und nicht im Februar nächsten Jahres. Folgen könnte das für die gewünschte Rückkehr zum Zehn-Minuten-Takt der U79 nach Duisburg haben. Der Ersatz für die 176 in die Jahre gekommenen Niederflur-Straßen- und Stadtbahnen soll 2025 ausgeschrieben und 2026 bestellt werden, sagte Richarz. Kapazitäten ausgebaut werden so allerdings nicht. „Das ist nur Ersatzbeschaffung.“ Am Starttermin August für das Projekt „Rheintakt“ hält die Rheinbahn derzeit fest. Doch Medien-Informationen zufolge läuft seit vergangener Woche eine interne Prüfung noch nötiger Abläufe im Hinblick auf rechtzeitige Machbarkeit.