Jacques Tilly gab einen Workshop für vom Krebs Betroffene Figurenbau-Workshop mit Jaques Tilly lenkt von Krebs-Erkrankung ab
Bilk · Jacques Tilly gab Krebsbetroffenen die Gelegenheit, an einem Figurenbau-Workshop in seiner Kreativschmiede teilzunehmen.
Die Umrisse der verschiedenen Figuren waren schon klar erkennbar. In Jacques Tillys Werkstatt warteten Herzen, Pilze, ein Pinguin, eine Wasserfrau und eine Krone auf ihre Vollendung. Der Künstler hat kürzlich die Schirmherrschaft für die kreativen Projekte der Krebsberatungsstelle der Uniklinik übernommen und musste gar nicht lange überlegen, wie er sich engagieren kann. 17 Menschen, die an Krebs erkrankt sind oder waren, bekamen die Gelegenheit, an einem der begehrten Figurenbau-Workshops in Tillys Kreativschmiede teilzunehmen.
Tilly und sein Team machten ehrenamtlich mit. Zu sehen, mit wie viel Freude und Lust am Gestalten Barbara, Susanne, Beate, Thomas, Sandra und alle anderen dabei waren, begeisterte auch ihn. „Einmal nicht an diesen verdammten Krebs denken müssen, sagte mir vorhin einer der Teilnehmenden, tue einfach gut“, erzählte Tilly. Dann gab er Beate ein paar Tipps, die an ihrer von Niki de Saint Phalle inspirierten Frauenfigur arbeitete. Kreativ war sie schon früher. „Als meine Kinder in der Schule waren, habe ich gerne große Martinslaternen gebaut“, sagte Beate und gab zu: „Hätte ich da schon gewusst, was ich hier bei Jacques über den Umgang mit Draht gelernt habe, wären meine Laternen um einiges besser geworden.“
Das „Drahten“ ist für den Figurenbau das A und O. Erst wenn man die Tricks und Kniffe im Umgang mit dem etwas widerspenstigen Material gelernt hat, wird ein Herz draus. Denn das war für alle Teilnehmenden an diesem besonderen Workshop die erste Übung. Danach konnten sie sich entscheiden, ob es ein Pilz oder Pinguin oder eine Eigenkreation werden soll. „Pilze und Pinguine sind einfache Formen, bei denen es nicht so sehr auf die richtigen Proportionen ankommt“, erklärte Tilly und ergänzte: „Ein Gesicht ist am Anfang immer schwierig, weil schnell die Augen unterschiedlich groß werden oder die Nase nicht zum Mund passt.“
Realisiert werden könne solche Projekte nur mit Spenden
Sandra hat sich ganz bewusst für eine Krone entschieden, denn „es gibt doch diesen Spruch, hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitermachen. Ich habe meinen Brustkrebs hinter mir gelassen und schaue jetzt nach vorn“, sagt sie und fügt hinzu: „Die Krone wird gebrochene Zacken haben und der Ring wird mit all den Menschen verziert, die mir in dieser schwierigen Zeit beigestanden haben.“ Am Nebentisch saß eine Wasserfrau. Für Barbara verbindet die Figur die beiden Symbole, die für das Leben stehen: Wasser und der weibliche Körper. „Ich wusste ganz genau, was ich machen möchte, und ich habe auch schon einen Platz ausgesucht, wo die Wasserfrau stehen wird“, verrät sie und man merkte ihr an, wie stolz sie auf ihre Schöpfung ist. Elina ist mit ihrem Mann Fabian gekommen. Auch sie weiß schon, wo ihr Pilz stehen wird. „Ich arbeite in der Hochschule und er wird einen festen Platz in meinem Büro bekommen“, sagte sie. Ihr Mann, selbst Künstler, gab ihr den Tipp, dem Fliegenpilz symbolisch zwei Stile zu geben. „Ich stehe ja auch auf zwei Beinen. Das wird ihn zu etwas Besonderem machen.“
Möglich machten dieses kreative Wochenende nicht nur Tilly und sein Team. Die Initiative ging von der Krebsberatungsstelle aus. Das kostenlose Angebot richtet sich an alle Krebsbetroffenen und bezieht Angehörige ausdrücklich mit ein. „Wir möchten neue Wege gehen und neben der Beratung rund um den Krebs auch Möglichkeiten bieten, sich einmal von dem alles beherrschenden Thema zu lösen“, sagt André Karger, Leiter des Fachbereichs Psychoonkologie. Beispielsweise durch Sport oder kreative Workshops wie den von Tilly, der sich vorstellen kann, für diejenigen, die wegen des begrenzten Platzes in seiner Werkstatt noch auf der Warteliste stehen, einen weiteren Workshop zu geben. „Wir haben so viele Anmeldungen bekommen, als wir bekannt gegeben haben, dass Jacques uns als Schirmherr unterstützen wird“, erzählt Karger. Doch solche Angebote müssen bei allem ehrenamtlichen Engagement trotzdem finanziert werden. Die Krebsberatungsstelle verwirklicht derartige Projekte allein mit Spenden.