Düsseldorf Die Boxbude soll 2025 zurück auf die Rheinkirmes – und kommt schon vorher ins Kino

Düsseldorf · Der neue Besitzer plant das Kirmes-Comeback der Bude fürs nächste Jahr. Im Film Rock’n’Roll Ringo spielt sie eine zentrale Rolle.

Mit neuem Besitzer und einer weiteren Kampfsportart soll die Boxbude im nächsten Jahr wieder auf der Rheinkirmes stehen.

Foto: dpa/dpa, mut bsc

Die Düsseldorfer Rheinkirmes hatte auch in diesem Jahr wieder ihre schönen Momente, rasante Fahrgeschäfte und sogar eine Weltneuheit dabei. Doch eine Attraktion haben viele Besucher vermisst: die Boxbude der Boxlegende Charly Schultz.

Jahrzehntelang war er damit auf den Jahrmärkten und Volksfesten unterwegs, unterhielt die Menschen mit seinen Lockrufen und den Show-Kämpfen seiner Boxer. Seit vergangenem Jahr hat die Bude nun einen neuen Besitzer: Tom Merz. Das ist allerdings nicht der Grund für das Fehlen auf der diesjährigen Rheinkirmes, wie Merz am Telefon erklärt. Er habe sich einer ungeplanten Operation unterziehen müssen und die Ärzte hätten ihm vier bis sechs Wochen jegliche Anstrengung untersagt. Charly Schultz wäre sogar eingesprungen, doch starb sein Bruder kurz vor Kirmesbeginn.

2025 will Merz unbedingt auf den Rheinwiesen dabei sein. Eine „tolle Premiere“ wäre das für den Düsseldorfer Thai-Boxer, der seit mehr als 30 Jahren Kampfsport betreibt. Wer könnte da also ein passenderer Nachfolger für Schultz sein? Im Unterhaltungs- und Schaustellergewerbe ist Merz zudem nicht neu. Mit seiner Eventfirma betreibt er beispielsweise den „Weihnachtscircus“ am Staufenplatz in Düsseldorf. Auf der Rheinkirmes steht er jährlich mit einem Kinderkarussell.

Den Kontakt zu Schultz gibt es schon länger, der Thai-Boxer hat schon in der Boxbude mitgemacht – als Moderator, nicht als Kämpfer. „Es braucht drei Dinge, um die Boxbude zu betreiben“, sagt er: „Man muss gut reden können, ein Schausteller-Herz und Kampfsport-Erfahrung haben.“

Besonders die Wortgewandtheit sei für das Geschäft elementar. Die Kirmesbesucher müssten ja zunächst in das Zelt gelockt werden. Charly Schultz hatte die Rheinkirmes-Besucher über Jahre und mit seinem unverwechselbaren Charme angezogen. Mal stellte er den Mut von Passanten in Frage, um sie in die Boxbude zu holen. Mal stellte er hohe Gewinne in Aussicht. Schultz’ Erfahrung wird Merz in der Anfangszeit helfen, denn die Boxlegende wird zunächst in beratender Funktion dabei bleiben.

Boxlegende Charly Schultz
wird beratend zur Seite stehen

Kampfsporterfahrung bringt Merz selbst genügend mit. Diese werde ihm dabei helfen einzuschätzen, ob die Wagemutigen auch wirklich bereit für den Ring sind. „Boxen ist Psychologie“, sagt er. Die möglichen Kontrahenten werden genau beobachtet: „Wie gibt der sich? Was sagt der?“ Wer sich daneben benimmt oder zu aggressiv auftritt, darf nicht in den Ring steigen. „Das ist ja kein bitterböser Kampf“, so Merz.

Es gehe in erster Linie um Unterhaltung. Viel mehr sei in den zwei Runden über jeweils eine Minute ohnehin nicht möglich. Für das nächste Jahr plant der Kickbox-Trainer übrigens, die Sportart auch auf der Kirmes einzuführen.

Schließlich das Schausteller-Herz. „Es ist ein Schau-Geschäft“, laut Merz das letzte seiner Art in Deutschland. Das hänge auch damit zusammen, dass die Arbeit sehr anstrengend sei – und außerdem nicht billig. „Das ist ein teurer Spaß“, sagt der neue Boxbuden-Besitzer.

20 Mitarbeiter würden für den Betrieb benötigt, davon 14 bis 15 Boxer. Das muss man sich leisten können und wollen, und natürlich selbst Freude daran haben. Ein genervter oder gelangweilter Moderator wird kaum Publikum anlocken.

Merz glaubt, dass die Zuschauer vor allem die Spontaneität der Boxkämpfe begeistert. Bei anderen Attraktionen – und im Alltag ohnehin – wisse man, was einen erwartet. Nicht so in der Boxbude.

Kirmesfreunde, die nicht ein ganzes Jahr auf die Attraktion verzichten wollen, können schon vor der nächsten Rheinkirmes einen Blick auf die Bude zu werfen. Zumindest auf dem Bildschirm. Am 5. September kommt der Film „Rock ’n’ Roll Ringo“ ins Kino, in dem es um einen arbeitslosen Bauarbeiter geht, der sein Glück als Kirmesboxer versucht. Gedreht wurde viel auf der Düsseldorfer Rheinkirmes und besonders in der Boxbude. Die Hauptrolle spielt Schauspieler Martin Rohde.