Start der Corona-Impfungen in Düsseldorf Risikopatienten wollen sich vermehrt nicht impfen lassen

Düsseldorf · Immer mehr ältere und vorerkrankte Menschen lehnen offenbar die Corona-Impfung ab. Sie seien „gesättigt“ und wollten von Impfungen nichts mehr hören.

Ein Pflaster auf der Einstichstelle – es ist zum Symbol für die Corona-Impfung geworden.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Corona-Impfungen mit den angepassten Impfstoffen haben begonnen. Seit Montag ist die Weiterentwicklung des Präparats von Biontech in Deutschland erhältlich und wird auch in Düsseldorfer Arztpraxen gespritzt. Die Nachfrage sei durchaus da, sagt Markus Wies, Allgemeinmediziner mit einer Praxis in Gerresheim und Sprecher der Kassenärztlichen Verordnung Nordrhein in Düsseldorf. Vor allem über 60-Jährige nehmen das Angebot in Anspruch, von einem Ansturm wie zu Beginn der Pandemie sei man aber weit entfernt.

Das liege auch an einer Spaltung unter den Impflingen, sagt Wies. Insbesondere auf Risikopatienten gehe das Team der Praxis direkt zu und spreche sie auf die Auffrischung an. Dabei beobachte der Meidziner eine „gewisse Sättigung“, wie er sagt. So gebe es eine Gruppe von Skeptikern, die zwar bereits geimpft wurde, eine neue Impfung aber ablehnt, weil selbst Risikopatienten schlicht „vom Impfen nichts mehr hören wollen“, sagt Wies. Ein ähnliches Phänomen erlebe er bei der jährlichen Grippeimpfung – auch hier werde meist eine Impfquote von nur 40 Prozent bei den Menschen über 60 Jahren erreicht.

„Wir sind ganz klare Impfbefürworter“, so der Arzt. „Doch man darf die Menschen nicht mit Informationen überlasten.“ Die Entscheidung der Ständigen Impfkommission (Stiko), eine Auffrischung erst nach zwölf Monaten zu empfehlen, sei medizinisch und kommunikativ der richtige Schritt, sagt Wies.

In den vergangenen zwölf Monaten habe sich ein erheblicher Teil der potenziellen Impflinge ohnehin mit dem Virus infiziert oder den Impfschutz auffrischen lassen. Auch sie fallen vorerst bei der nun gestarteten Impfkampagne heraus. „Beim Impfen gilt: Viel hilft nicht viel“, sagt Wies. Es sei wichtig, den Abstand einzuhalten, um das Immunsystem mit dem Vakzin zu stimulieren.

Für die Arztpraxen in Düsseldorf, die mit Ende des Impfzentrums das gesamte Geschehen übernommen haben, bedeutet die durchwachsene Nachfrage einen erhöhten Organisationsaufwand. Da eine Ampulle sechs Impfdosen ergibt, lädt das Team von Markus Wies die Impflinge immer in Sechsergruppen in die Praxis. So müsse kein Impfstoff weggeworfen werden.

Die Stiko hat zuletzt Auffrischimpfungen nur für bestimmte Gruppen empfohlen. Dazu gehören etwa Menschen ab 60 Jahren, mit bestimmten Vorerkrankungen, Pflege- und Gesundheitspersonal sowie Risikopatienten. War man kürzlich infiziert, so bedeutet das in der Regel bereits eine Auffrischung der Immunität, eine zusätzliche Impfung ist dann nicht notwendig. Laut Stiko sollen mindestens zwölf Monate seit der letzten Impfung oder Infektion vergangen sein.

(veke)