Düsseldorf-Garath Stadt mietet früheres Hildegardisheim für Geflüchtete nun komplett
Düsseldorf · Derzeit leben im früheren Hildegardisheim in Garath schon rund 100 Menschen aus der Ukraine. Bis zu 150 können es werden.
Im Mai 2022 gab die Bezirksvertretung 10 der Verwaltung grünes Licht, dass das frühere Hildegardisheim erst einmal als Unterkunft für aus dem Krieg in der Ukraine geflüchtete Menschen dienen kann. Die Stadtteilpolitiker hatten einer Nutzungsänderung zugestimmt. Denn seit im Februar 2020 die 80 in der Einrichtung lebenden Senioren in den Neubau des Caritas-Altenzentrums rund 100 Meter entfernt umgezogen sind, steht der Komplex leer. Zunächst hatte die Stadt nur einen Teil des Gebäudes bezogen.
Für bis zu 150 Menschen soll dort Platz sein, aktuell sind es nach Medieninformationen bis zu 100 Menschen, vor allem Frauen und Kinder aus der Ukraine. Die ersten Bewohner sind bereits kurz nach Beginn des Überfalls ihrer Heimat durch Russland im Februar 2022 eingezogen. Die Stadt hatte am Dienstagabend mitgeteilt, dass der Ausschuss für Gesundheit und Soziales – in nichtöffentlicher Sitzung – der Anmietung des Objektes Ricarda-Huch-Straße 2 zur Unterbringung von bis zu „150 Geflüchteten, Obdachlosen und Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine zugestimmt hat“. Die Mietdauer für das Objekt beträgt zwölf Jahre.
Die Mitglieder der Bezirksvertretung 10 waren in ihrer Augustsitzung, ebenfalls nichtöffentlich, über diese Pläne der Stadt informiert worden, sodass der Vollzug die Stadtteilpolitiker nun nicht überraschte. Quer durch die Fraktionen ist man sich einig, dass es im Burgviertel mit den vielen Neuankömmlingen gut läuft. Ob Bezirksbürgermeister Jürgen Bohrmann (SPD), sein Stellvertreter Klaus Erkelenz (CDU) oder die Fraktionssprecherin der Grünen in der BV, Cordula Klahn – alle haben in den vergangenen Wochen und Monaten Kontakt mit Anwohnern gehabt und aktiv das Gespräch gesucht. Einhellige Meinung: „Man hört absolut nichts Negatives“, fasst Bohrmann die eingeholte Stimmungslage zusammen.
Doch es gibt aus Sicht der BV-Mitglieder auch einen Pferdefuß: Um die Mietkosten stabil zu halten, hat die Stadt mit dem Investor direkt einen Vertrag über zwölf Jahre abgeschlossen. Die Stadtteilpolitiker hätten sich eine Laufzeit über sechs Jahre mit einer Verlängerungsoption gewünscht.
Denn eigentlich hatte man nach dem Aus der Nutzungspläne der Graf-Recke-Stiftung im Januar 2022 in der BV von einem stadtplanerischen Coup geträumt: Einem Wohnhaus für Senioren, Studenten und Auszubildenden in dem Komplex, das in den 1960er Jahren von dem berühmten Architekten Gottfried Böhm gebaut wurde und unter Denkmalschutz steht. „Aber wir sehen auch den finanziellen Zielkonflikt der Verwaltung“, sagt Klahn. Wie viel Miete die Stadt dem Eigentümer zahlt, will die Verwaltung mit Verweis „auf vertragsrechtliche Gründe“ nicht öffentlich machen.
Doch den Bezirkspolitikern geht es nicht nur um das Finanzielle. Auch wie die Betreuung der Menschen im früheren Hildegardisheim läuft, haben sie im Blick.
Klahn und ihre BV-Kollegin von den Grünen, Anke Nübold, verweisen auf die Planung, dass der noch in Benrath beheimatete „Welcome Point“ nach Garath umziehen soll und sich dann künftig als „Zentrum für urbanes Miteinander“ auch um Geflüchtete kümmern soll.