Streit bei Spedition Nach Übernahme: Te Heesens sind bei ABC Logistik ausgeschieden

Düsseldorf · Genau 25 Jahre nach Gründung seiner Spedition ist Holger te Heesen nicht mehr Teil von ABC Logistik. Am 1. Februar sind er und sein Sohn Michael laut Handelsregister als Geschäftsführer ausgeschieden, aus dem Impressum auf der Internetseite sind ihre Namen inzwischen verschwunden.

 Michael te Heesen und Vater Holger te Heesen, Gründer von ABC Logistik, beide langjährige Geschäftsführer.

Michael te Heesen und Vater Holger te Heesen, Gründer von ABC Logistik, beide langjährige Geschäftsführer.

Foto: ABC Logistik

Geplant oder gewollt war diese Trennung nicht, wie Michael te Heesen sagt. Er sei vielmehr selbst von der Entwicklung überrascht. Deutliche Hinweise darauf, dass die Trennung wohl alles andere als friedlich verlief, gibt der Umstand, dass sich te Heesen nur sehr vorsichtig in Rücksprache mit seinem Anwalt öffentlich äußern möchte. Zu den genauen Umständen und Gründen des Ausscheidens sagt er nichts.

Und so handhabt es auch der im Impressum verbliebene Geschäftsführer Ghislain Fernandez im Gespräch. Er hat diese Rolle nach der Übernahme von ABC Logistik durch das französische Transportunternehmen Heppner im vergangenen Jahr übernommen, gleichzeitig ist er für alle weiteren Niederlassungen des Familienunternehmens (mit insgesamt 3600 Mitarbeitern) in Deutschland zuständig.

Steigender Umsatz von
30 Millionen Euro angepeilt

Zu welchen Konditionen der Deal geschlossen wurde, ist nicht bekannt. Auch hierzu schweigen sowohl die te Heesens als auch Heppner. Bei der inhaltlichen Ausrichtung des Unternehmens war man allerdings offenbar einer Meinung. Auch jetzt noch glaubt Michael te Heesen, wie er im Gespräch sagt, dass Heppner die damals öffentlich bekundeten Ziele weiter verfolge. So liegen Spekulationen nahe, dass der Bruch am Ende damit zu tun haben könnte, dass weniger Einfluss auf Entscheidungen im Unternehmen genommen werden konnte als gedacht.

Im September vergangenen Jahres hatte Holger te Heesen noch zur Übernahme gesagt, dass sie „im Einklang mit unseren unternehmerischen Werten“ stehe und „Wachstumschancen“ mit sich bringe. „Durch die Vernetzung unserer Ressourcen mit einer internationalen Unternehmensgruppe wie Heppner sind wir in der Lage, unseren Kunden Transportlösungen über größere Distanzen anzubieten, insbesondere im internationalen Warenverkehr von und nach Frankreich.“ In diese Richtung ist bereits einiges passiert, wie Fernandez sagt. Der Anteil am Umsatz über Stückguttransporte dieser Art habe sich bereits erhöht. Insgesamt peile man in diesem Jahr einen weiter steigenden Umsatz von 27 auf 30 Millionen Euro an. Und schon zuvor hatte ABC seine Krise laut Michael te Heesen bereits gemeistert, auch in dieser Zeit stets Gewinne eingefahren. „Das war kein Notverkauf.“ Es sei vielmehr darum gegangen, für mögliche künftige Krisen besser gerüstet zu sein und langfristig die Arbeitsplätze zu sichern. Und daran wird laut Fernandez festgehalten. Man wolle sogar zusätzliches Personal einstellen. „Beim Kundenservice wollen wir uns verstärken.“ Auch offene Stellen für Fahrer sollen besetzt werden.

Zudem investiere Heppner in seine Standorte, in Düsseldorf soll etwa die Lagerkapazität erweitert, der Fuhrpark erneuert werden. 17 Fahrzeuge seien bereits bestellt. Man überlege zudem, erste elektrisch angetriebene LKW anzuschaffen. Fernandez betont, wie wichtig eine nachhaltige Logistikstrategie für Heppner sei und wie gut ABC Logistik deshalb zum Unternehmen passe. Tatsächlich war das Düsseldorfer Unternehmen immer wieder Vorreiter, wenn es darum ging, Logistik im Sinne des Klimaschutzes neu zu denken. 2018 wurden die te Heesens sogar „Düsseldorf des Jahres“ in der Kategorie Innovation und Nachhaltigkeit. Grund dafür war die Einführung des bis heute laufenden Konzepts „Incharge“, wonach der Warenverkehr in der Stadt gebündelt wird. Geschäfte und Büros lassen ihre Bestellungen ans Incharge-Lager im Hafen liefern, von dort werden die gesammelten Pakete mit einer Fahrt ausgeliefert und auf dem Rückweg möglicherweise sogar Privatkunden bedient.

Auch Incharge wolle Heppner weiterführen, sagt Fernandez. „Diese neuen Ansätze für Transporte auf der letzten Meile sind für eine sehr interessante Möglichkeit, uns zu entwickeln.“ Man wolle dafür auch weitere Kontakte knüpfen, um zusätzliche Kunden zu gewinnen. Auch an kleinteiligen Lieferungen per Lastenfahrrad halte man fest, diese können zum Beispiel Kunden des Carlsplatzes für Lieferungen nutzen.

Die te Heesens spielen bei der Entwicklung des Unternehmens allerdings keine Rolle mehr. Wie geht es ihnen damit? „Wir kommen zurecht“, sagt Michael te Heesen.