Unterkunft für Suchtkranke an der Moskauer Straße zieht um „Wir dachten, dass der Worringer Platz entlastet wird“

Düsseldorf · Die Unterkunft für obdachlose Suchtkranke ist gesichert. Nun machte sich der Bundesdrogenbeauftragte ein Bild von der Lage.

In der Unterkunft an der Moskauer Straße leben derzeit etwa 40 Personen. Im Oktober werden sie allerdings umziehen.

Foto: Anne Orthen (orth)

Mit der Unterkunft an der Moskauer Straße hat Düsseldorf etwas gewagt. Eine Unterbringung nur für drogenabhängige Obdachlose, viele von ihnen süchtig nach Crack. Die sogenannte Nub, kurz für Niederschwellige Unterbringungs- und Beratungsstelle, eröffnete vor einem halben Jahr als Modellprojekt mit Ablaufdatum. Mittlerweile ist eine Fortsetzung des Projekts gesichert. Nun hat der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert bei einem Besuch in Düsseldorf auch die Räume an der Moskauer Straße und den Worringer Platz besichtigt.

„Ich bin überzeugt, dass das funktioniert“, sagte Blienert. Drogenabhängige dürften nicht nur auf ihre Sucht reduziert werden. Viele hätten ihre Arbeit, ihr soziales Umfeld, ihr Zuhause verloren. „Da rauszukommen ist extrem schwierig“, so der Bundesdrogenbeauftragte. Um zu helfen, müsse man den ganzen Menschen sehen, nicht nur die Sucht. „Was ich in Düsseldorf gesehen habe, ist sehr vorteilhaft“, sagte Blienert. Beeindruckend sei die Schnelligkeit, in der die Unterkunft entwickelt und umgesetzt wurde.

Viele der Bewohner hatten vor ihrem Einzug an der Moskauer Straße in einer Baugrube gehaust. Wo das Immobilienprojekt „Grand Central“ entstehen soll, herrscht seit Jahren Stillstand und Drogenabhängige hatten das brachliegende Gelände besiedelt. Sie schliefen dort in Zelten, verkauften und konsumierten Drogen. Die Stadt räumte die Baugrube schließlich im November, im März folgte die Unterkunft.

Die Nachfrage ist groß. Zwischenzeitlich wohnten mehr als 60 Personen an der Moskauer Straße – zu viele, wie sich zeigte. Einige Personen, die sich nicht an die Hausordnung hielten, mussten wieder ausziehen, sagt Patrick Pincus von der Düsseldorfer Drogenhilfe. Nun sind es etwa 40 Personen, die sich stabilisiert hätten, die Fluktuation sei gering. „Die meisten Bewohner sind geblieben“, sagt Pincus.

Bald steht für die Bewohner ein Umzug an. Zu Oktober muss das Gebäude an der Moskauer Straße weichen, da dort neu gebaut wird. Die Unterkunft wird dann an die Markenstraße 21 in Oberbilk ziehen, etwa eine Viertelstunde zu Fuß vom bisherigen Standort entfernt. Dort werden 30 Einzelzimmer, acht Doppelzimmer und ein Raum mit zwei Pflegebetten zur Verfügung stehen. Zu wenig, sagt Dezernentin Miriam Koch. „Es braucht mehr Plätze dieser Art.“ Die Stadt sei darum auf der Suche nach einer weiteren Unterkunft. Zum Konzept gehören auch Räume für die medizinische Versorgung und für Beratungen.

Einige Bewohner der Moskauer Straße haben mittlerweile eigene Wohnungen in Aussicht. Vier Personen stehen auf der Warteliste des Projekts „Housing First“, das Wohnungen an Obdachlose stellt. Das sei aber immer eine Frage des Wohnraums und an dem mangelt es bekanntlich. Eine Person könnte in eine Pflegeeinrichtung ziehen. „Die Nub ist nicht das Ende“, so Pincus. Sie sei vielmehr der erste Schritt zur Stabilisierung.

Was das Projekt nicht bewirken konnte: Eine Verbesserung auf dem nahe gelegenen Worringer Platz, der Treffpunkt für Obdachlose und Drogenabhängige ist. „Wir dachten, dass der Worringer Platz entlastet wird“, sagt Miriam Koch. „Das ist nicht der Fall.“ Es gebe aktuell keine Lösung für die Menschen, die sich draußen aufhalten, konzentriert auf dem kleinen Platz, was immer wieder zu Konflikten unter den Suchtkranken und mit Passanten oder Nachbarn führt. „Wir brauchen eine weitere Fläche, auf jeden Fall“, sagt die Dezernentin. Auf die Frage nach dem Standort gebe es bislang keine Antwort. „Aber wir sind dran.“

Noch in diesem Jahr, spätestens zum Einbruch des Winters, solle ein Platz gefunden werden, sagt Koch. Ideal wäre eine Kombination aus einer Außenfläche, zum Beispiel einem Innenhof, und Räumlichkeiten, in denen sich die Drogenabhängigen aufwärmen und ausruhen können. Die könnten auch als Anlaufstelle dienen, etwa für Streetworker, den Ordnungsdienst und Bürger. Zugleich solle die Nachbarschaft möglichst wenig belastet werden, sagt Patrick Pincus.