Festival Das Asphalt-Festival erobert diesmal auch den Malkastenpark

Düsseldorf · Das Programm wurde vorgestellt: Elf Tage im Juli mit Performance, Kunst, Tanz und Theater oder Musik.

Stefanie Sargnagels Produktion „Ja, Eh! Beisl, Bier und Bachmannpreis“ eröffnet am 11. Juli das Asphalt-Festival ganz wienerisch.

Foto: Ingo Pertramer

Wenn in den U-Bahnhöfen die Stadtklaviere wieder verheißungsvoll auftauchen und wirklich jeden zum Jammen einladen, Kultur in die vor Juli-Hitze pochende Stadt bringen, wissen inzwischen nicht nur Eingeweihte, dass alle Zeichen auf „Asphalt“ stehen. Das „Sommerfestival der Künste“, das zwischen Weltkunstzimmer, Alte Farbwerke und darüber hinaus quer durch die Stadt diverseste Ausprägungen von Kultur in die Stadt holt, geht in das siebte Jahr und bietet elf Tage lang mit um die 50 Veranstaltungen ein mit großer Hingabe der Macher zusammengestelltes Programm aus allen künstlerischen Richtungen. Festivalleiter Christof Seeger-Zurmühlen und Bojan Vuletic legten von Anfang an viel Wert darauf, dass ihr Asphalt-Festival – eine Herzensangelegenheit – nicht nur Künste wie Theater, Tanz, Musik, Literatur oder eben Bildende Künste kondensiert zueinander führt, sondern auch auf gesellschaftliche wie politische Themen reagiert, einen Diskurs anregt. Dieses Jahr steht das Festival unter dem Motto „Human being Human“ (Ein Wortspiel zwischen Mensch und Sein, Menschsein und menschlich sein).

Das Festival versteht sich selbst als „Volksfestival“

Und trotz dieses tieferen gesellschaftskritischen Anspruchs bietet das Festival zwischen dem 11. und 21 Juli auch sommerliche Leichtigkeit, für das beispielhaft der Festival-Biergarten „Asphalt Paradies“ stehen mag. Asphalt ist nicht zuletzt ein „Volksfestival“, wie die Website des Festivals an prominenter Stelle betont. Dies wird dieses Jahr emphatisch betont durch die großformatige Einbindung des Malkastenparks. Dort wird es am 14. Juli ein Open-Air-Disko-Erlebnis mit Carsten „Erobique“ Meyer geben.

Festivalleiter Christof Seeger-Zurmühlen (r.) und Bojan Vuletic stellten das diesjährige Programm vor.

Foto: Nana Franck

Der Auftakt des Festivals wird wienerisch mit Stefanie Sargnagels „Ja, Eh! Beisl, Bier und Bachmannpreis“. Am 11. Juli eröffnet sie gemeinsam mit dem Rabenhof Theater (Regie: Christina Tscharyiski) im Weltkunstzimmer den künstlerischen Reigen mit einer Bühnenshow rund um die Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit des Lebens. Eine typisch wienerische Mischung aus Melancholie und Humor und einer unnachahmlichen Derbheit, musikalisch begleitet von feinstem Austropop von „Voodoo Jürgens und Band“.

Ben J. Riepe Kompanie präsentiert zeitgenössischen Tanz mit „Medo/Angst“ gemeinsam mit einem rein brasilianischen Ensemble. Wie lässt sich den rechten politischen Entwicklungen in Brasilien begegnen? Ebenfalls Tanz gibt es von Takao Baba (Boys don´t dance) oder – zwischen Kontrolle und Kontrollverlust – mit Miet Warlops „Ghost writer and the broken hand break“. Die belgische Performancekünstlerin versucht sich an einer „westlichen Version“ des Sufi-Drehtanzes.

Das Wort in seiner überwältigenden Macht wiederum holt Marta Górnicka in das Central – das diesmal auch einer der Spielstätten des Festivals sein wird. „Hymne an die Liebe“ setzt sich mithilfe eines 25-köpfigen Chores mit nationalistischen Tendenzen in Europa auseinander. Dieser singt, skandiert, schreit oder flüstert auch Hate-Speech, Zitate von Politikern, Fundamentalisten oder auch Terroristen und amalgamiert sie mit Liedern. Eine eng aufeinander abgestimmte Wort- und Klangkomposition.

Um die Macht des Geldes dreht sich alles bei „£¥€$ (LIES)“ von Ontroerend Goed aus Belgien und „Cum-Ex Papers“ vom Lichthof Theater Hamburg. Letztere werden sich szenisch, filmisch changierend zwischen Fiktion und Dokumentation mit dem bekannten Skandal befassen. Übrigens: Das Recherchezentrum Correctiv teilte seine Enthüllungen mit dem Regisseur Helge Schmidt. Ontroerend Goed hingegen lädt das Publikum selbst an den Spieltisch. In ein „Casino“, in dem sich die Weltwirtschaft nachspielen lässt. Ein Experiment wird auch „Nassim“ von Bush Theatre und Nassim Soleimanpour. Eine Schauspielerin erhält einen versiegelten Umschlag mit Anweisungen, durch die live vor den Augen des Publikums ein Theaterstück erwachsen wird.

Um Macht und Ohnmacht dreht sich auch der neue Kompositionszyklus von Bojan Vuletic, dessen ersten Teil Markus Stockhausen und Bojan Z aufführen werden. Musikalisch wird es zudem mit „The Grand Horror Show“ (Get Well Soon). Futur3 indes verschickt Post, von Ost nach West. In ihrer partizipativen Performance werden Pakete aus Weimar von Düsseldorfer Publikum geöffnet, dorthin schickt man wieder Pakete aus Düsseldorf. Um ganz persönliche Begegnungen hingegen geht es bei „Bruder“ von Overheads Project aus Köln.

Nicht zu vergessen: Wieder mit dabei das Düsseldorfer Theaterkollektiv Pièrre.Vers mit „Schwarz-Helle Nacht“. Natürlich gibt es darüber hinaus auch weitere Kunst-, Performances- und Musikprojekte.