Herr Kleibrink, was bedeutet es Ihnen, dass die Fecht-EM in Düsseldorf, Ihrer Heimatstadt ausgerichtet wird?
Interview Düsseldorfer Fechter Kleibrink: „Die Sportler aller Nationen fühlen sich hier wohl“
Düsseldorf · Benjamin Kleibrink ist bei der Fecht-Europameistschaft der einzige Düsseldorfer – jedoch schon früh ausgeschieden. Der Florett-Olympiasieger von 2008 betätigt sich auch als Stadtführer.
Wenn eine große Sportveranstaltung wie die Fecht-Europameisterschaft vor der eigenen Haustüre stattfindet, sollte die Enttäuschung beim Lokalmatador groß sein, wenn er direkt im ersten Wettkampf zwar von großen Erwartungen begleitet wurde, aber nicht unter die ersten 20 Platzierten kommt. So war es beim Düsseldorfer Florettfechter Benjamin Kleibrink, dem Olympiasieger von Peking 2008 aber eigentlich nicht. Er freut sich einfach nur, dass in seiner Heimatstadt eine solch großartige Veranstaltung stattfindet, und begründet auch seine unerwartet schwache Platzierung in unserem Interview sehr schlüssig.
Benjamin Kleibrink: Ich freue mich natürlich, dass die EM hier stattfindet, weil ich Düsseldorfer bin, und es meine Geburtstadt ist. Die Halle ist super schön, wir haben nicht jedes Jahr solch gute Bedingungen. Das Ganze ist auch sehr gut organisiert und an einem einzigen Ort, in einer großen Halle. Aber das können wir Deutschen ja auch. Und es ist cool, weil nicht jedes Jahr Freunde und die Familie so dicht dabei sein können. Das ist sehr angenehm.
Sie sind nicht so toll in die EM gestartet. Sind Sie sehr enttäuscht über Platz 26?
Kleibrink: In der Vorrunde habe ich zwei Gefechte verloren. Das war ein wenig der Nervosität geschuldet, weil so viele Menschen zugeschaut haben, die ich kenne. Danach war es vom Glück abhängig, gegen wen man dann kämpfen muss. Ich musste gegen den Weltmeister und Weltranglisten-Ersten ran. Es hat trotz einer guten Leistung meinerseits nicht ganz gereicht. Mit einem anderen Lauf zuvor hätte ich sicherlich besser abschneiden können.
Es gibt noch eine weitere Chance mit dem Florett-Team. Wie optimistisch sind Sie in dieser Hinsicht?
Kleibrink: Wir sind an Nummer 5 oder Nummer 6 gesetzt, und es wäre gut, wenn wir im Viertelfinale nicht unbedingt auf die starken Franzosen oder Italiener treffen würden. Das Halbfinale ist unser Ziel.
Wie groß sind Ihre Hoffnungen Düsseldorf und Deutschland bei Olympia 2020 in Tokio zu vertreten?
Kleibrink: In der noch jungen Saison lief es bisher nicht schlecht für mich, mit einem dritten Platz im Weltcup. Letztlich entscheiden aber die Erfolge der deutschen Mannschaft darüber, weil dann auf jeden Fall bei Olympia drei Akteure eines Landes antreten dürfen.
Sie fechten ja noch im Fechtzentrum in Bonn, was hat es da mit Düsseldorf auf sich?
Kleibrink: Das ist richtig, aber ich habe den Verein gewechselt und trete für den Düsseldorfer Fechtclub an. Ich bin hier super empfangen worden. Das Stockheim Team unterstützt mich jetzt, und auch die Stadt kümmert sich gut um uns. Auch weil sie sportlich etwas aus sich machen will. Die Unterstützung hilft sowohl für den Kopf als auch wirtschaftlich. Deshalb ist das so wichtig.
Sie sind der einzige Düsseldorfer im Team. Mussten Sie bisher als Stadtführer für die deutschen Teamkollegen einspringen?
Kleibrink: Ein paar Tipps zum Ausgehen habe ich den anderen schon gegeben. Wir waren zusammen auf der Kö und in der Altstadt beim Italiener. Auch die anderen Mannschaften fühlen sich hier sehr wohl. Viele wohnen in der Innenstadt und spazieren abends zum Rhein und durch die Stadt. Düsseldorf gefällt allen.