Herr Kleibrink, wie kam es zu dem Wechsel?
Interview Olympiasieger Kleibrink ist zurück in Düsseldorf
Interview Nach vielen Jahren ist der Fechter wieder in seiner Geburtsstadt — und träumt nochmal von Olympia.
Er ist zurück in seiner Geburtsstadt. Benjamin Kleibrink geht seit kurzem für den Deutschen Fechtclub Düsseldorf (DFCD) an den Start und kehrt damit zurück zu den Wurzeln. Denn in Düsseldorf hat der Florett-Oympiasieger von 2008 seine ersten Erfahrungen im Fechten gemacht. Seit kurzem ist der 33-Jährige Teil des Team Stockheim und will nächstes Jahr bei Olympia in Tokio an alte Erfolge anknüpfen.
Kleibrink: Das war mehr oder weniger Zufall. Ich bin in den letzten Jahren für Tauberbischofsheim angetreten. Das war aber nichts mehr für mich. Der Florett-Bundesstützpunkt ist ohnehin in Bonn und ich wohne seit 2014 in Düsseldorf. Ich wollte vor dem Karriereende noch einmal den Klub wechseln und dann habe ich mich der Einfachheit halber für Düsseldorf entschieden.
Hatten Sie in Abwesenheit Kontakt nach Düsseldorf?
Kleibrink: Ja, mein Vater wohnt hier. Ich habe zwar acht Jahre in Köln gewohnt. Nach dem Studium bin ich 2014 wieder nach Düsseldorf gezogen, hier wohnen noch viele Freunde aus meiner Schulzeit.
Hier haben Sie ja auch mit dem Fechten angefangen…
Kleibrink: Richtig, allerdings beim Rheinischen Fechtclub, den es inzwischen gar nicht mehr gibt. Jetzt bin ich wieder in Düsseldorf und trete für den DFCD an, zum Beispiel vor einem Monat bei den Deutschen Meisterschaften.
Wie lief es da?
Kleibrink: Gut! Im Einzel bin ich Deutscher Meister geworden, in der Mannschaft haben wir Platz zehn geholt. Das war eine schöne und neue Erfahrung. Die anderen Fechter beim DFCD sind ja reine Hobby-Sportler, da stand für die Mannschaft der Spaß im Vordergrund. Das war trotzdem ein sehr schönes Wochenende für uns alle.
Wie sind Sie als Kind zum Fechten gekommen?
Kleibrink: Ich hatte ursprünglich Rollhockey beim TuS Nord gespielt. Wir hatten damals in Unterrath gewohnt. Als ich neun war, wollte ich etwas Neues ausprobieren. Und dann ist es halt Fechten geworden. Warum, weiß ich gar nicht mehr, wahrscheinlich war es die Idee meiner Mutter (lacht). Aber die Entscheidung war gut. Ich habe schnell Erfolge gesammelt und das hält ja bei der Stange.
Sie sind nun Teil des Teams Stockheim, das Athleten auf Ihrem Weg zu Olympia unterstützt. Wie ist das?
Kleibrink: Das ist sehr schön, dass man noch einmal unterstützt wird. Das war ja gar nicht mein Ziel, als ich nach Düsseldorf gewechselt bin. Ich wusste um ehrlich zu sein, gar nicht, dass es das gibt, und der Kontakt kam eher zufällig zustande. Aber das hilft mir sehr. Alleine, was bei mir an Fahrt- und Materialkosten anfällt, das ist schon eine Stange. Viel verdienen kann man mit Fechten ja leider nicht.
Wir haben Sie den Sport zuletzt finanzieren können?
Kleibrink: Ich bin Sportfördergruppensoldat, ich verdiene mein Geld bei der Bundeswehr und kann mich auf den Sport konzentrieren. Anders wäre das nicht möglich. Fechten ist in den letzten Jahren so professionalisiert worden, dass man als Amateur gar keine Chance hätte, oben mitzumischen.
Was ist Ihr Ziel für das nächste Jahr?
Kleibrink: Erst einmal steht die Qualifikation für die Olympischen Spiele im Fokus. Die dauert fast zwölf Monate. Am Wochenende geht es in St. Petersburg los. Danach geht es nach Hongkong ins Trainingslager, dann zum nächsten Turnier in Shanghai. Wir kommen gut rum.
Sie haben das Karriereende angedeutet. Warum?
Kleibrink: Ich bin nicht der Älteste, aber ich werde nächstes Jahr 35. Für Leistungssport ist das ziemlich alt. Ich gehe davon aus, dass ich nächstes Jahr Schluss mache. Man wird im Alter ja auch verletzungsanfälliger. Es zwickt mal hier und mal da und die Heilung bei kleinen Wehwehchen dauert länger als früher. Aber erst einmal fühle ich mich fit und will in Düsseldorf noch einiges erreichen.