Friseure Friseurin nach Corona-Pause: „Es gibt uns noch“

Düsseldorf · Der Andrang auf die 550 Friseurgeschäfte ist riesig. Aber nicht alle werden die Krise überleben.

Die Friseurinnen Selma Kara (v.l.), Gül Cayir und Gema Lucena sind glücklich, dass sie wieder arbeiten dürfen.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Schlange standen viele Düsseldorfer vor den Friseursalons bereits am Montag. Am ersten Tag, an dem diese wieder nach der Corona-Zwangspause bundesweit öffnen durften. Ausgerechnet an einem Montag, dem früher doch so heiligen Ruhetag dieses Handwerks. Den nutzten Selma Kara und ihre Partnerin Gül Cayir vom Salon „Lifestyle Hair“ noch für die letzten Vorbereitungen in ihrem Ladenlokal an der Elisabethstraße. Sie klebten Hinweisschilder an Türen und Wände, die die Hygienregeln erklären. Stellten Desinfektionsmittelspender auf und sperrten die Stühle im Salon und an den Waschbecken ab, die wegen der Abstandsregeln fortan erst einmal nicht genutzt werden dürfen.

Nun, am Dienstag sind sie glücklich, endlich wieder ihre Kunden begrüßen zu können. Normalerweise arbeiten die zwei Frauen, die seit sechs Jahren den Salon führen, aber schon viel länger im Beruf sind, beide halbtags. „Ab sofort werden wir beide von morgens bis abends hier sein“, erklärt Selma Kara. Damit kämen sie einerseits den zahlreichen Anfragen ihrer Kunden nach. Aber die 36-Jährige sagt auch: „Wir müssen jetzt unbedingt Geld verdienen.“

Sie hatte für das kleine Unternehmen, in dem sie noch eine Kollegin in Teilzeit beschäftigen, den Antrag auf Soforthilfe des Staates bewilligt bekommen. „Ich habe auch eine Zusage, aber wird haben das Geld noch nicht bekommen“, sagt Kara. Sie hat in den vergangenen Wochen immer wieder beim Land, der Bezirksregierung und auch bei der Handwerkskammer nachgefragt, warum andere die 9000 Euro nach drei Tagen auf dem Konto hatten, sie aber auch noch nicht nach Wochen. Sie müssten geduldig sein, bekam sie immer wieder zur Antwort.

Nicht in allen Salons zahlt man Corona-Zuschläge

Ihre Partnerin, Friseurmeisterin Gül Cayir, ist deshalb dankbar, dass ihnen der Hauseigentümer bei der Miete entgegenkam. Für den Mai mussten sie noch nichts überweisen. „Wir können das später in Raten bezahlen“, sagt sie. Eine gute Perspektive. Denn sie hatte an diesem Vormittag in einem Telefonat von der Mitarbeiterin einer Friseurbedarf-Firma schon anderes gehört. Cayir: „Ich habe ihr gesagt: Klar, gibt es uns noch!“

Rund 550 Friseurgeschäfte gibt es in Düsseldorf. Das sagt Rene Krombholz vom Vorstand der Friseurinnung Düsseldorf auf WZ-Anfrage. Er spricht von einer viel zu hohen Dichte. Er selbst hat sein Geschäft an der Bilker Allee ebenfalls am Montag eröffnet. Bei einem Rundgang durch die Stadt hat er sich jedoch geärgert, dass bei manchen Kollegen die Kunden Schlange standen, Abstandsregeln ignoriert wurden. „Das schadet der ganzen Branche“, sagt Krombholz. Er rechnet damit, dass Betriebe aufgeben müssen, denn man könne weniger Kunden in einer bestimmten Zeit annehmen. Er sagt voraus, dass Friseure ihre Preise bald erhöhen müssen. Corona-Zuschläge für den Mehraufwand bei der Hygiene (Schutzmasken und Einmalumhänge) hält Krombholz pro Kunden mit rund 5 Euro für vertretbar.

„Darauf wollen wir erst einmal verzichten“, sagt Gül Cayir, weil sie ihre Kunden nicht überrumpeln möchte. Sie ist erst mal froh, überhaupt zu arbeiten. Auch wenn das mit Mund-Nasen-Schutz schon anstrengend ist, zumal sie eine Brille trägt. Und für Selma Kara ist es am ersten Tag sehr ungewohnt, die Kunden nicht per Handschlag zu begrüßen und ihnen mit Handschuhen die Haare zu schneiden. Sie entschuldigt sich vorsorglich, dass es zippen könnte.

Überhaupt merkt man, wie schwer es ihr fällt, die Kunden nicht mit dem gewohnten Service zu verwöhnen. Sie darf keine Jacke an die Garderobe hängen, weder ein Glas Wasser noch eine Zeitschrift anbieten. „Das bekommst Du doppelt und dreifach beim nächsten Mal,“ verspricht die Mutter eines siebenjährigen Erstklässlers. Der wird nun erstmal vom Vater und der Tante betreut, solange Selma Kara Vollzeit arbeitet. Übrigens gab es da in den vergangenen Wochen auch schon mal „Angebote“ ungeduldiger Kundinnen: „Eine hatte vorgeschlagen, dass ich gleich vier, fünf Köpfe in ihrem Garten frisiere“, sagt sie. Das habe sie klar abgelehnt. Die Gesundheit gehe vor.