Interview Hohe Auszeichnung für Düsseldorfer Gartenamtschefin

Düsseldorf · Interview Doris Törkel spricht über die Folgen von Sturm Ela, den Klimawandel und Lieblingsplätze.

Doris Törkel, Leiterin des Gartenamtes, im Nordpark.

Foto: Sergej Lepke

Doris Törkel, die Leiterin des Düsseldorfer Garten-, Friedhofs- und Forstamtes, wird am Montag, 5. November, mit dem Goldenen Ginkgo ausgezeichnet. Diesen Preis, eine goldene Brosche und ein echter Ginkgobaum, der im Hofgarten gepflanzt werden soll, verleiht die Deutsche Gartenbaugesellschaft 1822. Der Verband ehrt damit besonderes Engagement und herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Entwicklung und Gestaltung des öffentlichen Raumes. Törkel (56) hat 18 Jahre lang als freiberufliche Landschaftsarchitektin gearbeitet. 2005 übernahm sie die Leitung des Krefelder Gartenamtes, seit 2013 ist sie für das Grün in der Landeshauptstadt verantwortlich. Der Wiederaufbau der durch den Sturm Ela zerstörten Grünstrukturen zählt seit 2014 zu ihren Arbeitsschwerpunkten.

Frau Törkel, welche Bedeutung hat die Auszeichnung für Sie?

Doris Törkel: Als ich die Nachricht bekam, habe ich mich riesig darüber gefreut. Das ist eine Auszeichnung für meine Arbeit für das Düsseldorfer Grün. Dieser Preis geht gleichzeitig an die Stadt Düsseldorf und an alle meine Kolleginnen und Kollegen im Gartenamt. Mir ist es bis heute wichtig, Grün- und Stadtplanung zusammenzudenken.

Hatten Sie sich bestimmte Themen gesetzt, als Sie im April 2013 als Gartenamtschefin nach Düsseldorf kamen?

Törkel: Damals war das große Thema, einen gesamtstädtischen Freiflächenplan aufzustellen. Der musste in die Endphase gebracht werden und es war eine Riesenchance für mich, darüber die Stadtstrukturen kennenzulernen.

Doch dann kam — nur gut ein Jahr später— Pfingststurm Ela...

Törkel: Ja, und der Sturm hat wirklich alles durcheinander gewirbelt. Sofort war klar, dass wir Alltägliches zurückstellen mussten. Krisenarbeit war gefordert und die hat mich dann mit dem Amt und der Stadt verschweißt.

Sie haben Sturm Ela auch als Chance für die Gartenstadt bezeichnet. Warum?

Törkel: Nachdem das erste Entsetzen verarbeitet war, kamen wirklich die Chancen ans Tageslicht, wie wir mit unseren denkmalgeschützten Parkanlagen umgehen sollten. Dafür brauchten wir Parkpflegewerke, die sich mit der Entwicklung und Pflege dieser Parkanlagen auseinandersetzen und festhalten. Es ging nicht darum, nach dem Sturm 1:1 nach zu pflanzen. Was wir jetzt planen und pflanzen ist für die Zukunft.

Wie sieht es denn mit dem Wiederaufbau in den Parkanlagen aus?

Törkel: Im Hofgarten steht der erste von drei Bauabschnitten vor dem Abschluss, der zweite beginnt 2019. In Benrath ist der Wiederaufbau abgeschlossen. Für den Rheinpark rechnen wir mit dem Beginn der Arbeiten für den Wiederaufbau in 2020. Die entsprechenden Beschlüsse müssen noch vorbereitet werden. Der Park zwischen Rheinterrasse und Theodor-Heuss-Brücke wird sehr stark genutzt, hier müssen die Wege dringend saniert werden. Wir konnten zwar inzwischen rund 100 Bäume nachpflanzen, aber die Fläche hat durch Ela ihre Struktur verloren.

Und wie sieht es im Wald und bei den Straßenbäumen aus?

Törkel: Im Wald haben wir auf die Naturverjüngung gesetzt, hier arbeitet die Natur selbst. Durch den Sturm hatten wir insgesamt in der Stadt  rund 30 000 Bäume verloren, allein 2800 Straßenbäume. Hier sind schon 2200 Bäume neu gepflanzt. Aber nicht jeder wird ersetzt. Wir haben auch hier die Standorte überprüft. Manche Bäume standen zu dicht aneinander, anderswo ist der Abstand zu den Leitungstrassen unter der Erde zu gering.

Spielt der Klimawandel bei der Grünplanung eine Rolle?

Törkel: Ja, die Anpassung des Grünbestandes an den Klimawandel und klimabedingte Stressfaktoren  sind unsere großen Zukunftsaufgaben. Bereits vor Ela hatten wir angefangen, eine Liste so genannter Zukunftsbäume aufzustellen. Sie steht auch im Internet, ist für Planer wichtig. Sie wird gespeist aus den Fachkenntnissen unserer Meister.

Welche Bäume gelten als stabil?

Törkel: Leider hat inzwischen fast jede Baumart ihre Krankheit, die holzzersetzenden Pilze nehmen zu. Wir pflanzen in Düsseldorf beispielsweise keine Kastanien mehr. Dafür favorisieren wir unter anderem den Amberbaum, die Linde, den Tulpenbaum und eben auch den Ginkgo. Wir tauschen unsere Erfahrungen mit anderen Städten im bundesweiten Arbeitskreis Stadtbäume aus. Es finden Testpflanzungen bei uns, und weiteren 13 Kommunen in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt. Regionale Unterschiede werden dann ausgewertet.

Wie geht es denn dem Grün nach dem heißen Sommer?

Törkel: Es war ja noch bis Ende Oktober viel zu trocken. Im Sommer haben wir versucht, die Spitzen abzufangen, indem wir die Jungbäume und die Bäume auf Tunneln bewässert haben. Aber auch die Altbäume hatten heftigen Trockenstress. Dann verlieren sie an Vitalität und es gibt Folgeschäden. Wie es den Bäumen wirklich nach dem heißen und trockenen Jahr geht, können wir erst nach dem Blattaustrieb im Frühjahr sagen.

Ein anderes Thema, das Sie in diesem Jahr beschäftigt hat, sind die von allen Ämtern eingeforderten Sparmaßnahmen. Für das Gartenamt bedeutet das, dass die Bepflanzung der Blumenbeete drastisch reduziert wird. Wie schwer fällt Ihnen das?

Törkel: In der Tat werden wir ab Frühjahr 2019 gut 3000 der 6000 Quadratmeter Wechselbeete anders bepflanzen. Wir setzen dabei auf die Bepflanzung mit Stauden. Die kommen zwar auch nicht ohne Pflege aus, sind aber nachhaltiger. Es ist ein neuer Weg, fachlich interessant und ich freue mich darauf.

Gilt das Konzept auch für die Beete in Stadtteilparks und auf Stadtteilplätzen?

Törkel: Nein, dort ist eine Bepflanzung nicht vorgesehen. Wir suchen aber nach Lösungen, wie wir Fördermittel gewinnen können. Ich könnte mir hier auch ein bürgerschaftliches Engagement vorstellen, das von der Stadt unterstützt wird.

Wie gefallen Ihnen eigentlich die Pflanzenprojekte von Tita Giese?

Törkel: Tita Giese schafft besondere Pflanzenbilder. Sie bereichern die Stadt und sind über die Grenzen Düsseldorfs hinaus bekannt. Das regt den Dialog an.

Immer mehr Düsseldorfer möchten individuell Sport im Freien treiben. Ist das ein Thema im Gartenamt?

Törkel: Es ist ein großes Thema in unserer wachsenden Stadt. Der Nutzungsdruck nimmt zu, Sportler und Veranstalter drängen in die Parks. Wir müssen diese vielfältigen Ansprüche in den Grünanlagen unter einen Hut bekommen.

Wobei es ja mit den vielen Gänsen da auch einen Störer in den Parks gibt.

Törkel: Wir sind gerade auf der Suche nach einem Reinigungsgerät, mit dem wir die bei den Bürgerinnen und Bürgern besonders beliebten Wiesen vom Kot befreien wollen. Aber bei dem Gänseproblem gibt es keine Patentlösung. Wir setzen auf das Gelege-Management und haben in diesem Jahr 600 Eier eingesammelt. Dadurch ist es uns gelungen, die Anzahl der Jungtiere zu drosseln. Dieses Konzept müssen wir konsequent fortsetzen. Und wir müssen die Menschen davon überzeugen, die Tiere nicht zu füttern.

Frau Törkel, Sie leben in Krefeld und arbeiten in Düsseldorf. Wo sind Ihre Lieblingsplätze im Grünen?

Törkel: In Düsseldorf ist es das Rheingärtchen, das ist so introvertiert, da kann man so schön abtauchen. Da sich das Gartenamt direkt am Nordpark befindet, ist es täglich ein großes Geschenk für mich, auf die Wasserachse zu schauen. Im Schlosspark Benrath liebe ich den Parterregarten. Und in Krefeld ist es der Schönwasserpark mit seinem Platanendach und dem schönen Blick von dort auf das Wiesental.