Tonhalle Der Arzt und sein großer Traum vom eigenen Konzert
Düsseldorf · Matthias Heileins Benefiz-Gala in der Tonhalle war geprägt von Crossover und religiös gefärbter Musik.
Ein Düsseldorfer Arzt hat sich seinen größten Wunsch erfüllt. Matthias Heileins großer Abend galt der Musik. Und dies nicht irgendwie oder irgendwo, sondern nach den Sternen greifend in der Tonhalle. Heilein hat ein Event von imposanten Ausmaßen auf die Beine gestellt. Hat Oberbürgermeister Thomas Geisel als Schirmherr gewonnen; er spielte sogar Flöte. Heilein hat geschafft zu seinem Konzert, bei dem er immer wieder auch selbst zum Mikro griff um zu singen, sich sogar einmal am Piano begleitete, eine überaus beachtliche Zahl an Publikum in den Mendelssohn-Saal zu holen. Bis auf wenige Plätze war der Saal gefüllt.
Von Alt bis Jung, von Schickeria bis Otto-Normal versammelten sich Menschen, denen nicht zuletzt der gute Zweck des Abends am Herzen lag. Und dieser spielte bei der Benefiz-Gala unter dem Titel „Doc Heilein and Friends“ eine zentrale Rolle. Ein Wuppertaler Unternehmen, unter der Federführung des Mikrobiologen und ehemaligen Bayer-Healthcare-Forschers Hans-Joachim Zeiler, forscht an einem neuartigen Krebswirkstoff. Laut Angaben seiner Firma Creative-Therapeutics eine verträglichere Alternative zur klassischen Chemotherapie. Heilein scheint von den Forschungen derart überzeugt, dass er seine Gala ganz der Unterstützung dieses Unternehmens widmete. Doch ihn treibt nicht nur die Charity um. Er ist auch überzeugter Christ und dies prägte somit die Färbung des Galakonzertes.
Heilein hatte sich hervorragende Orchestermusiker eingeladen
Musikalisch setzte man auf ein bewährtes Rezept: Crossover, indes gemischt mit christlich geprägten Liedern, Gospel und Motivations-Pop im Wechsel mit „klassischen“ Momenten. Hierzu hat Heilein eine beachtliche Schar an hervorragenden Musikern zusammengebracht, die auch schon Teil seiner CD „Weiter glauben“ waren. Allein die Liste der Streicher, die er als Ensemble für sein Konzert engagiert hat, liest sich überaus ansprechend: Doo-Min Kim, Gudela Blaumer, Nadine Sahebdel-Feger, Dragos Manza, Hyunmi Kim, Jérôme Tétard und Johanna Blomenkamp von den Düsseldorfer Symphonikern, Johanna Kristin Klose, Mathias Feger, Yuhao Guo, Duisburger Philharmoniker, die Harfinistin Jie Zhou und Eduard Bayer von der Essener Philharmonie. Ein Streicher-Ensemble, mit dem jeglicher musikalischer Anspruch möglich gewesen wäre. Als Dirigentin fungierte Armanda ten Brink, wobei ihr Dirigat in den meisten Fällen nicht wirklich von Nöten war. Ein bisschen Streichersound unter den Songs zu produzieren, ist wahrhaft eine vertane Chance für die geballte musikalische Kompetenz, die auf der Bühne der Tonhalle saß.
Die Sänger und Sängerinnen zeugten auch von durchaus respektabler Qualität. Bunt gemischt: Katja Zimmermann, die ganz aus der christlichen Song-Ecke kommt – sie wirkte schon bei deutschen Ablegern von Mega-church-Events, wie Willow Creek mit –, der Studiosänger Boby Purakal, Baritone Tomas Kildisius und Benjamin Hewat-Craw, Tenor James Park oder auch der Youtuber Maximnoise (Max Jäger). Einen Soloauftritt hatte auch die Singer-Songwriterin Nicole Milik. Crossover-Sängerin Sarah Bouwers übernahm neben einem launigen Song, bei dem sie beachtliche stimmliche Qualitäten bewies, auch die Moderation. Die Riege reichte weiter über die Bandmitglieder Ben Jost, Matthias Gräb, Andreas Laux, Saxofon, bis Jason Anousheh, die Musicaldarstellerin Nicole Escano, Anni Barth, dem Sänger Björn Bergs bis hin zu der Voice of Germany Teilnehmerin Leslie Ann Jost. Gesonderte Erwähnung verdient Mezzo Stephanie Lesch, die mit ihrem puren – elektronisch unverstärkten – Auftritt einen stilistischen Glanzpunkt bei dem Abend setzte, am Klavier begleitet von Yuhao Guo.
Beste Zutaten für einen unterhaltsamen Abend. Doch das Programm wirkte eindimensional, mit einem teils stark religiösen Impetus. Amazing Grace, The Lord is risen, Halleluja – mehrfach – und Titel wie „The Prayer“, „Himmelwärts”. Das kann man mögen; war aus der Ankündigung indes nicht herauslesbar.
Ein sonderbarer Moment war zudem der Auftritt von Catriona Böhme mit der Viola Campanula. Eine neuartige Bratsche, die über Resonanzseiten verfügt, die bei jedem Klang mitschwingen. Sonderbar durch den etwas gewöhnungsbedürftigen Klang des Instrumentes, aber vor allem dadurch, dass man sich dazu entschied, den Klang elektrisch durch ein Mikro zu verstärken. In einem Saal wie der Tonhalle müsste ein Solostreicher doch auch ohne Hilfe seine wahrhaftige Wirkung entfalten können, oder?
Ein Wort über Heileins Gesang. Er ist beflügelt von Musik, doch wenn es ums Singen geht, gibt es vor allem, was die Intonation angeht, Luft nach oben. Sympathisch war das Ganze dennoch. Einen solchen Abend muss man erstmal stemmen. Respekt.