Noch besteht Hoffnung Großmarkt in Düsseldorf: Händler appellieren letztmals an die Stadt
Düsseldorf · Zum Ende des Jahres muss der Großmarkt an der Ulmenstraße von Obst- und Gemüsehändlern geräumt werden. Nach zehnjähriger Auseinandersetzung mit der Stadt und wenig Einigkeit untereinander, zeigen sie sich nun eingeschworen.
Am Ende des Jahres wird der Großmarkt für Obst und Gemüse an der Ulmenstraße nach über 80-jährigem Bestehen Geschichte sein. Die auslaufenden Mietverträge zum 31. Dezember 2024 verlängert die Stadt nicht.
Nun trat der Vorstand der Genossenschaft Großmarkthallen Düsseldorf am Montag an die Öffentlichkeit, um den Sachstand aus seiner Sicht darzulegen. Noch ist die Hoffnung auf eine Einigung mit der Stadt nicht ganz aufgegeben: „Wir hoffen auf ein kurzfristiges Gespräch über die Zukunft des Großmarktes!“
Sonderlich wahrscheinlich scheint dies aber nicht. Nicht nur gibt es eine inzwischen zehnjährige Vorgeschichte inklusive etlicher Klagen der Händler gegen die Auflösung der öffentlichen Einrichtung Großmarkt von Seiten der Stadt, inzwischen herrscht auch nach Angaben des Vorstandes kaum mehr Gesprächsbereitschaft in der städtischen Verwaltung.
Ähnliche Lösung wie beim Blumengroßmarkt vorstellbar
„Wir haben fertige Pläne in der Schublade liegen und appellieren ein letztes Mal an den Oberbürgermeister, mit uns ins Gespräch zu kommen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Peter-Josef Eßer. Man könne sich eine ähnliche Lösung vorstellen, wie die des ebenfalls an der Ulmenstraße ansässigen Blumengroßmarkt. Dieser wird unabhängig von den Obst- und Gemüsehändlern bestehen bleiben. Jörg Breitenfeld, Geschäftsführer des Blumengroßmarktes, berichtet, dass man vor der gleichen Situation stand: „Jetzt haben wir zu horrenden Pachtpreisen eine marode Halle bei der Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz AG (IDR) als Erbpacht angemietet und werden diese sanieren.“ Damit gehe eine starke finanzielle Belastung einher. „Auf ein solches Polster können wir als junge Genossenschaft nicht zurückgreifen“, erklärt Eßer. Dennoch glaubt er an Lösungen dafür. Tatsächlich waren die Händler bereits einmal in Gesprächen mit der städtischen Tochtergesellschaft IDR – allerdings ohne Ergebnisse. 2018 gab es eine Entscheidung des Stadtrates, die öffentliche Einrichtung Großmarkt aufzulösen. Es folgten Klagen einiger Händler in zweistelliger Zahl, ein Urteil führte zu einer Rücknahme der Auflösung. 2021 beschloss der Rat nach neuer Rechtslage das Ende des Großmarktes an der Ulmenstraße doch, da keine Grundlage für einen breiten Konsens mit den Händlern gesehen wurde. Aktuell steht noch eine wichtige rechtliche Entscheidung aus. Das Bundesverwaltungsgericht beschäftigt sich derzeit mit der Frage, ob die Stadt die Auflösung des Großmarktes als öffentlich-rechtliche Einrichtung zum Ende des Jahres auch wirklich so durchführen darf. Das Verwaltungsgericht hatte das zuerst nicht so gesehen, das Oberverwaltungsgericht dann dem Rathaus allerdings zugestimmt. Es sei frei, diesen Großmarkt zu verwalten oder nicht. Zur Daseinsvorsorge sei er nicht mehr von großer Bedeutung, da sich viele andere Handels- und Versorgungswege etabliert haben.
Die Genossenschaft sieht das anders und malt schwarze Zukunftsaussichten. „Wir sind eine krisenfeste Institution, das hat sich besonders während der Pandemie gezeigt“, betont Eßer. Über 300 000 Tonnen Gemüse und Obst werden auf dem Großmarkt mit einem Gesamtumsatz von 500 Millionen Euro jährlich gehandelt. „Nicht nur werden bei uns und den damit verbundenen Betrieben über 1000 Mitarbeiter beschäftigt, wir versorgen auch etliche Kunden, darunter Schulen, Krankenhäuser, Großküchen, die Gastronomie und viele Wochenmärkte“, erklärt Eßer. Vor allen Dingen sei man Partner für regionale landwirtschaftliche Betriebe: „Die zentrale Lage ist einzigartig. Die Landwirte liefern ihre Produkte und kaufen gleichzeitig für ihre Hofläden zusätzliche Ware ein.“ Beim Termin am Montag sind auch Landwirte und Vertreter vom Carlsplatz anwesend, um die Wichtigkeit des Großmarktes zu unterstreichen.
Tatsächlich geht die Stadt nicht davon aus, dass das BVG, voraussichtlich im Frühjahr, die Lage rechtlich anders bewerten wird. Mittlerweile sind die Pläne für das längst nicht mehr effizient genutzte Gelände mit stark sanierungsbedürftigen Hallen weit fortgeschritten und nicht mehr flexibel. Die Metro wird, wie lange beschlossen, auf den Großmarkt ziehen, und wie zu hören ist, soll auch Mercedes auf einem Teil des Areals seine Produktionsstätte erweitern, wofür die Stadt das Gelände erst räumen muss.
Für die Genossenschaft, der inzwischen 16 der über 30 Obst- und Gemüsehändler angehören, bleibt nach aktuellem Stand Plan B. „Wir sind in Gesprächen mit Städten und Gemeinden wegen eines neuen Geländes“, erklärt Vorstandsmitglied Roland Tolls. Dies sei noch nicht spruchreif. Man plane aber mit der Genossenschaft als Ankermieter. Dann werde der Großteil der restlichen Händler mitziehen; man sei in Einzelgesprächen. Viele würden nun den Ernst der Lage begreifen. Einige planen aber wegen mangelnder Nachfolge ihr Geschäft mit Ende des Großmarktes aufgeben.