Düsseldorfer Start-up „Welect“: Werbung als alternative Zahlmethode
Die App „Welect Go“ zum kostenlosen Bahnfahren gibt es nicht mehr — dafür aber neue Ideen.
Welect hat im vergangenen Jahr vor allem mit einer App auf sich aufmerksam gemacht: Mit „Welect Go“ konnten die Düsseldorfer zeitweise kostenlos Rheinbahn fahren — indem sie sich vorher ein paar Werbevideos anschauten. Als Belohnung erhielten sie ein Ticket für Bus und Bahn. Die App gibt es in der Form heute nicht mehr. Dafür hat Welect jede Menge neuer Produktideen entwickelt.
Das Konzept ist dabei immer dasselbe. „Unser Ziel ist es, Wege zu finden, damit Menschen nicht mehr so genervt sind von Werbung“, sagt Olaf Peters-Kim, der das Unternehmen zusammen mit Philipp Dommers gegründet hat. „Und das funktioniert, wenn sie selbst entscheiden können, wann sie sich Werbung anschauen wollen, und vor allem welche.“ Daher auch der Name: „Welect“ kommt von „we elect“ — „wir wählen aus“.
Die Idee hatten die beiden Gründer vor drei Jahren. Sie sind seit vielen Jahren in der Medienbranche tätig und fanden die aktuellen Entwicklungen hier widersprüchlich: „Obwohl die Werbebranche ja eigentlich versucht, Menschen zu erreichen: Wie kann es sein, dass so viel Geld in Werbung investiert wird, von der sich die Leute nur gestört fühlen?“
Statt die Nutzer zu stören oder gar zu unterbrechen, sei der Ansatz des Unternehmens, das Anschauen von Werbeclips als alternative Zahlmethode anzubieten, erklärt Peters-Kim. Zum Beispiel bei ihrer neuen Produktreihe „Welect Publish“. Hier kooperiert das Düsseldorfer Start-up mit verschiedenen Verlagen, die Zeitungen und Zeitschriften auch online anbieten. Denn bei diesen taucht normalerweise — nach der Lektüre einer bestimmten Anzahl von Beiträgen oder gelesenen Minuten — eine Bezahlschranke auf. Wer jetzt weiterlesen möchte, muss sich anmelden und ein Abo abschließen. Mit Welect Publish erhalten die Leser zusätzlich die Möglichkeit, sich einen der angebotenen Werbespots anzuschauen und danach direkt weiterzulesen.
Publish setzt bei den sogenannten Adblockern an, die Nutzer zunehmend verwenden, um Werbung zu umgehen. Leser können sich auf diese Weise die Werbung aussuchen, die sie am meisten interessiert.
Und die App mit den kostenlosen Fahrkarten? „Hierfür wird es künftig keine eigene App mehr geben“, sagt Peters-Kim. „Vielmehr soll die Funktion in die bestehenden Apps der Verkehrsbetriebe als Zahlmethode integriert werden.“ Zwei Städte im Norden testen das demnächst — und dann vielleicht auch wieder die Rheinbahn. grod