Ein Superstar als Lehrerin: Elli Erl unterrichtet in Düsseldorf
Die 33-Jährige gewann 2004 die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“. Heute unterrichtet sie Musik und Sport in Bilk.
Düsseldorf. Sie ist die erste und immer noch einzige Frau, die die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ gewonnen hat.
2004 konnte sich Elli Erl aus Niederbayern unter anderem mit Hits von Melissa Etheridge, Pink und Avril Lavigne gegen ihre Konkurrenz durchsetzen.
Heute unterrichtet die 33-Jährige an der Realschule Florastraße in Bilk — neben Sport natürlich Musik.
Von der Musik zu leben, das war ihr Traum, als sie sich aufmachte, um sich von Dieter Bohlen bewerten zu lassen. Im Gepäck ein Demoband ihrer damaligen Band Panta Rei, das sie Musikproduzent Thomas Stein in die Hand drückte. „Ich dachte, dann erkennt er, wie gut wir sind. Und wir werden reich und berühmt“, sagt sie heute lachend.
Stein wollte, dass sie erst bei DSDS kämpft. Dass sie schließlich gewinnt, hätte keiner gedacht, am wenigsten sie selber: „Ich war ja so ganz anders, als der erste Gewinner, Alexander Klaws.“ Mit ihren roten Haaren, der rauchigen Stimme und einer Vorliebe für extravagante Brillen fiel sie eben auf.
Gescheitert sei sie letztendlich an dem Format, sagt Erl heute. Schon während der Show wollte RTL, dass sie Geschichten über sich preisgibt — zur Not halt erfindet — um sich für die Zuschauer interessanter zu machen. Sie hat sich geweigert.
Heute sei das wahrscheinlich noch schlimmer als damals: „Wer nicht erzählt, er hätte drei Kinder mit seiner Cousine und sei mindestens einmal angeschossen worden, wird da nichts.“
Ein Jahr nach dem Finale wurde sie von Auftritt zu Auftritt, von Show zu Show gereicht. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. „Ich wollte gerne auf Festivals oder Stadtfeste. Stattdessen wurden es Familientage und Auftritte mit Halbplayback. Der DSDS-Stempel lässt sich eben nur für bestimmte Zielgruppen vermarkten.“
Mit Dieter Bohlen hat sie nur die Sieger-Single „This Is My Life“ gemacht. Viel Geld hätte er ihr bestimmt verschafft. „Darum ging es mir aber nicht.“ Danach wurde Thomas Stein ihr Produzent, zu dem sie heute noch ein gutes Verhältnis hat.
Sechs Jahre konnte Erl von der Musik leben, hatte Auftritte und Studioaufnahmen in den USA. „Ich nennen das gerne meinen Selbstfindungstrip“, sagt sie. Gefunden hat sie sich an der Realschule in Bilk. Aus der Traum vom Dasein als Berufsmusikerin? „Letztendlich war das auch eine finanzielle Frage. Wer davon leben und alt werden will, muss ein ziemlich großer sein.“
Traurig ist sie nicht. Im Gegenteil: „Ich bin angekommen, viel lockerer als früher. Mein Referendariat habe ich mit super Noten gemacht. Einfach, weil ich mir jetzt ganz sicher war, dass ich wirklich Lehrerin werden will.“ DSDS hat ihr eine tolle Zeit und viele Kontakte in die Branche verschafft, die sie weiter nutzt.
Denn: Jetzt gibt es die Lehrerin Elisabeth Erl, aber die Sängerin Elli gibt es auch noch. Mit einer befreundeten Musikerin arbeitet sie an einer neuen CD und gibt weiter Konzerte — mal mit Band, mal begleitet sie sich auf der Gitarre. „Aber ich kann jetzt entscheiden, was ich machen möchte und was nicht. Das ist gut.“
An der Realschule betreut sie den Chor und bald eine Bläserklasse. Passend, sie hat Trompete studiert. Neben Musik und Sport kommt bald Englisch hinzu. Eine Empfehlung für DSDS gibt sie nicht. „X-Factor und The Voice of Germany sind zum Beispiel besser. Da geht es darum, wer was kann. Nicht wer gut aussieht.“ Bei The Voice of Germany kann die Jury die Kandidaten in der ersten Runde nicht sehen.
Früher hat Erl DSDS noch verfolgt. Jetzt ist es uninteressant für sie: „Das Mindestalter müsste hochgesetzt werden. Viele Teilnehmer sind einfach zu jung, es sind wenig individuelle Typen dabei.“