Rheinbahn: Anwohner im Lärmstress, Flüstergleis erneut im Test
Ein Gutachter soll jetzt erstmalig ermitteln, welchen Lärm die Bahnen verursachen.
Düsseldorf. Zehntausende Düsseldorfer sind vom Lärm betroffen. Von Fluglärm, von Autolärm, von Baulärm — und vom Geräuschpegel der Straßenbahnen.
Doch während im Straßenbau immer häufiger auf Flüsterasphalt gesetzt wird, setzt die Rheinbahn auf eine veraltete Bauweise der Gleise.
Das sagt zumindest Dieter Brodalla von der Bürgerinitiative Benrather Schlossallee. „Die Rheinbahn verwendet seit über 40 Jahren ein Gleisbausystem, das sich Dresdner Oberbau nennt. Dieses System einer starren Betonplatte ist nicht Stand der Technik. In allen anderen deutschen Großstädten werden elastisch gelagerte Schienensysteme verwendet.“
Brodalla ist sicher: „Wir könnten damit mit Sicherheit die 65 Dezibel unterschreiten.“ Auf der Benrather Schlossallee waren es bei Messungen der Bürgerinitiative zwischen 90 und 105 Dezibel. Das ist im Vergleich ein fahrendes Auto zu einem Presslufthammer.
Besonders paradox erscheint, dass die Rheinbahn längst fünf verschiedene Bauweisen von Gleisen ausprobiert. Sprecher Georg Schumacher: „Wir haben die Teststrecke vor fünf Jahren an der Düsseldorfer Straße in Neuss gebaut.“ Darunter auch die Flüsterschiene „Rheinfeder“, die in Krefeld seit Jahren eingebaut wird.
Mit Gummilaschen werden die Schienen dabei ummantelt. Hinzu kommt eine Feder unter den Schienen. An der Neusser Teststrecke sei der Lärm aber nie festgehalten worden. „Wir haben die Gleise seinerzeit nur auf Erschütterungen gemessen. Dabei hat sich der Dresdner Oberbau als souveräne Lösung erwiesen“, erläutert Schumacher.
Lebensdauer der Gleise, Bauzeit, schnelle Eingriffe, um Reparaturen durchzuführen — die komplette Wirtschaftlichkeits-Abwägung habe für den Dresdner Oberbau gesprochen.
Inzwischen aber ist ein Gutachter beauftragt worden, den Lärm an der Teststrecke zu messen. Hintergrund: Im Umweltausschuss am Donnerstag hatten die betroffenen Bürger Gehör gefunden.
Ergebnisse sollen noch in diesem Sommer vorliegen. Doch an einem Erfolg zweifelt Horst Winkler von der Benrather Initiative jetzt schon: „Die Versuchsstrecken an der Düsseldorfer Straße in Neuss sind gerade mal 50 Meter lang. Bei einer Zuglänge von 62 Metern können Lärmmessungen nicht besonders aussagekräftig sein.“
Kommt es nicht zu einer Lärmreduzierung, ist Streit nicht nur in Benrath programmiert. Hanno Bremer, Bezirksvorsteher in Gerresheim, sagt: „Wir haben dieselben Probleme auf der Ludenberger-, Bender- und Heyestraße. Es muss richtig gemessen werden.“
Auch aus Rath hatten sich Bürger zu Wort gemeldet. Viele Klagen betreffen die Silberpfeile: So findet etwa der Benrather Anwohner Hans Kirschgens: „Speziell die kleinen Räder machen viel Lärm.“