Eingemauerte Küken überleben
Papageien-Eltern hackten zwei Tage lang ein Loch in die Hauswand.
Manchmal passieren kleine Wunder direkt vor unserer Haustür. Tierrettung und Feuerwehr hatten vier Papageien-Küken keine Überlebenschance gegeben, nachdem sie am Montag von Arbeitern mit Bauschaum regelrecht eingemauert wurden. Doch die Eltern der Halsbandsittiche gaben nicht auf. Zwei Tacke lang hackten sie mit dem Schnabel verzweifelt auf die Wand ein. Gestern früh hatten sie tatsächlich geschafft, ein Loch in den Bauschaum zu picken. Was vorher niemand für möglich hielt: Die vier Vogel-Babys hatten zwei Tage lang ohne Nahrung überlebt.
Anwohnerin Heike Hartig hatte die Tiere schon seit Wochen beobachtet. Da nisteten sich die Papageien unter dem Dach der Hauswand an der Orsoyer Straße ein: „Da hatte wohl schon ein Specht schon ordentlich vorgearbeitet.“ Kurz danach kam der Sittich-Nachwuchs zur Welt.
Am Montag dann der Schock: Auf Anweisung der Hausverwaltung hatten Arbeiter das Loch mit Bauschaum geschlossen, ohne auf die kleinen Vögel zu achten. „Das war unfassbar“, so Heike Hartig, die den Tierschutzverein einschaltete. Auch Tierrettung und Feuerwehr wurden alarmiert. Doch die unternahmen nichts mehr. Hartig: „Man war sicher, dass die Tiere keine Chance mehr hatten.“
Ganz anders die Eltern der eingemauerten Vogel-Babys. Die bearbeiteten unermüdlich die Hauswand. Zwei Tage lang. Bis das tierische Drama dann gestern ein Happy-End hatte.
Für die Hausverwaltung kann die Aktion noch ein unangenehmes Nachspiel haben. Denn der Tierschutzverein hat Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet. „Da waren wirklich Vollpfosten am Werk. Lebende Vögel einzumauern, das darf einfach nicht sein“, sagt die Vorsitzende Monika Piasetzky. Auch sie war gestern erleichtert, dass die die kleinen Halsbandsittiche überlebt haben: „Trotzdem werden wir die Strafanzeige gegen die Hausverwaltung aufrecht erhalten.“