Düsseldorf Eis-Trend: Man schleckt Rote Bete
Immer mehr ausgefallene Eissorten landen in Düsseldorf in Becher und Waffel: etwa Ricotta-Feige, Zitrone-Minze, Altbier und Erdmantel.
Düsseldorf. Es soll ja Menschen geben, die in der Eisdiele immer nur die selben Sorten bestellen. Schokolade, Vanille und Erdbeere, zum Beispiel. Diese Menschen müssen jetzt ganz stark sein. Denn ihr Horizont könnte sich beim weiteren Lesen drastisch erweitern: Wir haben uns in der Stadt nach den ausgefallensten Eissorten umgesehen. Und sind schnell fündig geworden.
Birne mit Petersilie, Aprikose in Kombination mit Rosmarin, ein Eis aus Wattle Seed. Klingt komisch? Ist es aber nicht, sondern köstlich. „Wattle Seed sind die gerösteten Samen einer australischen Akazienart“, erklärt Inhaber und Sorten-Erfinder von Nordmanns Eisfabrik an der Hermannstraße Jörg Tatje. In Down Under hat die kleinen braunen Samen kennengelernt. Das Eis schmeckt nussig und auch ein bisschen schokoladig. 50 Sorten hat Tatje mittlerweile im Sortiment, für 16 ist Platz in der Vitrine. „Unser Angebot wechselt also ständig.“ Gut so, so kommen auch die Sorten Tonka-Bohne, Torrone (eine spezielle Nougat-Sorte) und Erdmandel zum Einsatz. Letztere eignet sich gut für Allergiker: Die Erdmandel ist nämlich keine Nuss. Die vielen Fruchtsorbets sind alle vegan, ihre besondere Cremigkeit verdanken sie Tatjes talentierten Händen und einem Wirkstoff aus der Chicoree-Wurzel.
Vor drei Jahren an der Brunnenstraße eröffnet, hat die Eismanufaktur Herrtotti schnell die Herzen der Bilker (und nicht nur der Bilker) erobert: „Wir machen nicht viel Schnickschnack, die Qualität ist am wichtigsten“, findet Inhaber Thorsten „Totti“ Lode. Dennoch finden sich in seiner Ladentheke Sorten wie Zitrone mit Minze oder Basilikum, Saure Sahne oder auch mal Rote Bete. „Das ist natürlich wirklich ausgefallen, eine kleine Fangemeinde gibt es da aber schon“, so Lode. Sorten wie Lango-Lassi und Buttermilch-Zitrone seien die Renner im Laden, genau wie das Sorbet aus tiefdunkler Schokolade. Alles wird vor Ort in der Eisküche hergestellt. Auch ohne künstliche Geschmacks- und Farbstoffe haben manche Eissorten, zum Beispiel Sauerkirsche, eine kräftige Farbe. Die Sorte Rhabarber ist dagegen blassrosa, schmeckt aber intensiv nach der Frucht.
Noch recht neu in der Stadt ist die Filiale der Kette Giovanni L. an der Berger Straße. Schon die Optik besticht: An großzügiger Dekoration mangelt es hier nicht. Eine sehr beliebte Sorte ist etwa die schwarze Vanille mit Milchreis, die tatsächlich pechschwarz ist, sie ist eingefärbt mit Obstasche. Die Sorte Limette mit Basilikum schmeckt intensiv und gleichermaßen nach beiden Schwerpunkten, Mamas Teigschüssel durch ein wenig Backpulver in der Rezeptur genau so, als nasche man von Mutters Kuchenteig. Ein gesalzenes Erdnusseis mit Chilischokolade bietet ebenfalls eine neue Perspektive. Lachseis gab es hier auch schon mal — gehört aber definitiv nicht zum täglichen Angebot.
Im März vergangenen Jahres hat Riccardo Polo Friz die Eisdiele an der Bilker Allee 22 übernommen. „Meine Familie macht seit drei Generationen Eis, es war also klar, dass ich eines Tages auch dieses Geschäft mache“, erklärt der Italiener. Klassisches italienisches Eis wollte er aber nicht machen: Deshalb gibt es hier jetzt Sorten wie Ricotta-Feige, Rheinische Äpfel mit Minze, Karamell mit Fleur de Sel, und Milchreis-Zimt. Neben veganen Fruchtsorbets gibt es auch Eissorten, die mit Hafermilch, Reismilch oder Mandelmilch statt mit tierischen Produkten hergestellt wurden. Sorten wie Weiße Schokolade oder Joghurt mit Hibiskus und Kuvertüre dürfen aber natürlich mit ganz normaler Milch hergestellt werden. Vielleicht nicht ganz normal: „Wir beziehen regionale Milch, für die wir einen anständigen Preis zahlen.“
Vor wenigen Wochen erst hat André Schlösser das Loft am Carlsplatz übernommen, von dem Konzept ist er aber restlos überzeugt: Neben Salaten nach Wunsch und frisch vor den Augen des Gastes zubereiteten Currys gehört das hausgemachte Eis untrennbar zu dem stylischen Mittags-Lokal. Sorten wie Karamell mit Fleur de Sel und weißer Schokolade, ein veganes Altbier-Sorbet, Quark-Karamell-Sesam und ein Feigen-Balsamico-Sorbet machen glücklich, jedenfalls steht das auf dem großen Schild hinter dem Tresen: Unser Eis macht glücklich. „Wir achten sehr auf Qualität, hundert Prozent natürlich Zutaten sind doch mittlerweile eine Selbstverständlichkeit“, betont Schlösser.
Die schönste Lage hat das Valenzano vis-à-vis des Hauptbahnhofes nicht unbedingt. Mit den Klassikern unter den Eissorten gibt man sich hier aber auch nicht zufrieden: Parmesan-Birne, Mascarpone-Feige-Rum, Maracuja-Minze oder Ananas-Basilikum gibt es zwar nicht jeden Tag, mindestens eine ausgefallene Sorte am Tag findet aber schon ihren Weg in die Vitrine. Und dabei kann es sich auch schon mal um Vodka-Red-Bull-Eis handeln
Sicher gibt es noch viel mehr von diesen Eissorten in der Stadt, bei denen man kurz stutzt, sich aber dann hoffentlich doch von der Neugier zum Probieren überreden lässt. Denn am Ende lohnt es sich: Den eigenen Horizont zu erweitern, ist immer eine gute Übung. Und da ist Eis doch ein guter Anfang.