Entführung Entführt, gefoltert, beraubt: Angeklagte beteuert Unschuld
Ein Düsseldorfer wird sechs Tage lang entführt, gefoltert und ausgeraubt: Doch die einzige Frau auf der Anklagebank beteuert ihre Unschuld - und wird sogar vom Opfer in Schutz genommen.
Düsseldorf (dpa). Bei der Neuauflage des Prozesses um die brutale Entführung eines Düsseldorfers hat die einzige Frau auf der Anklagebank ihre Unschuld beteuert. Die Mitangeklagten hätten sie zu Unrecht beschuldigt, Drahtzieherin der Tat zu sein, sagte die 33-Jährige am Montag vor dem Landgericht. Sie habe vielmehr versucht, die Täter zum Aufhören zu bewegen. Außerdem habe sie die Mutter des Opfers informiert, den Polizei-Notruf gewählt und das Opfer als vermisst gemeldet.
Auch das Opfer hatte die vierfache Mutter in Schutz genommen: Sie sitze zu Unrecht auf der Anklagebank. Der Düsseldorfer soll sechs Tage lang entführt, gefoltert und dabei ausgeraubt worden sein. Der Prozess hatte Ende Mai abgebrochen werden müssen, weil die Verteidiger der acht Angeklagten einen großen Teil der Ermittlungsakten nicht erhalten hatten.
Unter den Mitangeklagten sind auch Halbbrüder der 33-jährigen. Sie sollen den 43-Jährigen aus Rache dafür, dass er ihre Halbschwester geschubst oder geohrfeigt haben soll, entführt haben. Doch der Aussage der 33-Jährigen zufolge war dies nur ein Vorwand. Sie habe ihm den Vorfall längst verziehen.
Auf der Anklagebank sitzen sieben Männer und eine Frau. Ihnen wird unter anderem erpresserischer Menschenraub und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, das Konto ihres Opfers geplündert und sein Auto und sogar seine Möbel verkauft zu haben.
Das Opfer wurde im vergangenen Oktober brutal geprügelt und mit einem Elektroschocker gequält. Erheblich verletzt war der Mann nach sechs Tagen unter Drohungen von seinen Peinigern freigelassen worden. Auf seinen Wunsch wurde er zu der Frau gebracht, die nun auf der Anklagebank sitzt. Die Angeklagten sind zwischen Anfang 20 und Mitte 30. Sechs von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen drohen bis zu 15 Jahre Haft.