Eon: Nur die Konzernsteuerung bleibt hier
Betriebsratschef Ralf Drewing im WZ-Gespräch über die Zukunft des Standorts.
Düsseldorf. Der Energieriese Eon und die Gewerkschaften von Verdi und IG BCE haben sich über einen drastischen Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen in dem Unternehmen geeinigt. Wir sprachen mit dem Düsseldorfer Eon-Betriebsratschef Ralf Drewing über die Auswirkungen und Folgen für die Landeshauptstadt.
Herr Drewing, Eon und die Gewerkschaften haben sich geeinigt: Von weltweit 11 000 Arbeitsplätzen sollen in Deutschland 6000 wegfallen . . .
Drewing: Die Zahlen wurden in der Vereinbarung nicht festgelegt, stattdessen wurde vereinbart, dass sie jeweils vor Ort zwischen den Tarifpartnern verhandelt werden.
Ist das letzte Wort denn darüber gesprochen, dass in Düsseldorf bei der Eon AG von 850 nur rund 400 Stellen verbleiben sollen?
Drewing: Bei diesen bereits im Oktober verkündeten Zahlen handelt es sich um die Überlegungen des Vorstandes. Ob und wann dies umgesetzt wird oder werden kann, ist Inhalt des noch zu verhandelnden Interessenausgleichs.
Was heißt das für den Düsseldorfer Standort? Gibt es Bereiche, die besonders geschwächt werden?
Drewing: In Düsseldorf sollen nur noch die sogenannten Konzernsteuerungsfunktionen verbleiben. Sämtliche Unterstützungsfunktionen sollen konzernweit zusammengefasst werden. Dazu sollen nähere Informationen allerdings erst Ende März vorliegen.
Es heißt, dass der Personalabbau mit einem hohen Maß an sozialer Sicherheit und Zukunftsperspektiven einhergeht. Wie wird einem Mitarbeiter, der mit 57 Jahren ausscheidet, der Ausstieg schmackhaft gemacht?
Drewing: Die ausscheidenden Mitarbeiter erhalten etwas über 50 Prozent ihres aktuellen durchschnittlichen Bruttogehalts (einschließlich variabler Vergütung und 13. Gehalt), bis zum Vorruhestand, abhängig von der jeweiligen Dienstzeit. Insgesamt handelt es sich bei dem Angebot zum Vorruhestand um ein Gesamtpaket, das unter anderem Leistungen zur Aufstockung der Altersversorgung enthält.
Wie wird dieses Angebot angenommen?
Drewing: Bisher ist dieses Angebot von den Mitarbeitern der betreffenden Jahrgänge mehrheitlich positiv aufgenommen worden. Das zeigen die bisherigen Gespräche und Vereinbarungen.
Und welche Bereitschaft gibt es in den ersten Tagen nach der Entscheidung von der Belegschaft auch zu anderen Möglichkeiten (zum Beispiel Abfindungen).
Drewing: Im Rahmen einer bereits im Dezember abgeschlossenen „Freiwilligeninitiative“ sind die Angebote erstaunlich gut angenommen worden. Die Tatsache, dass nun eine Einigung auf der Ebene der Tarifpartner vorliegt, wurde in der Belegschaft positiv aufgenommen, das zeigen uns die Kommentare und Rückmeldungen, die wir dazu erhalten haben.
Eon verliert durch den Umbauprozess viele gut ausgebildete Menschen — in einer Zeit, in der Fachkräfte gesucht werden. Besteht nicht die Gefahr, dass diese nach der neuen Ausrichtung des Unternehmens für teures Geld zurückgeholt werden müssen?
Drewing: Das ist bei Personalabbaumaßnahmen nie auszuschließen. Grundsätzlich gilt für Aufhebungsvereinbarungen aber immer das Prinzip der ,doppelten Freiwilligkeit’, um genau diesen Effekt nach Möglichkeit zu verhindern. Durch die Einrichtung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft für die Laufzeit von zwei Jahren besteht in dieser Zeit auch die Option, Mitarbeiter wieder in den Konzern zu vermitteln.