Frau im Koma, Katze tot: Gas-Installateur vor Gericht
42-Jährige leidet heute noch an den Folgen. Neues Gutachten: Hat der Schornsteinfeger den falschen Kamin gereinigt?
Düsseldorf. Schon mehrere Wochen lang hatte eine 42-Jährige über Kopfschmerzen und Schwindel geklagt, doch die Ärzte konnten nichts finden. Am 11. Februar vor vier Jahren wurde sie bewusstlos in ihrer Wohnung an der Hammer Straße gefunden, zusammen mit ihrem toten Kätzchen. Während die 42-Jährige im Koma lag, wurde eine Blutprobe der Katze analysiert. Das Ergebnis: eine Kohlenmonoxid-Vergiftung.
Deshalb muss sich Gas- und Wasserinstallateur Dirk K. (36) jetzt wegen Körperverletzung durch Unterlassen vor Gericht verantworten. Doch möglicherweise könnte der Handwerker unschuldig sein. Denn für den parallel laufenden Zivilprozess wurde ein neues Gutachten erstellt.
Demnach hat der Schornsteinfeger offenbar jahrelang den falschen Kamin gereinigt. Der Schornstein der 42-Jährigen sei so mit Vogeldreck und anderem Schmutz verstopft gewesen, dass das Gas nicht entweichen konnte.
Der Installateur soll vier Wochen vor dem Zusammenbruch der Frau die Gas-Therme überprüft haben. Nachdem er Ersatzteile austauschte, schrieb er ins Protokoll: „Gerät wieder in Betrieb genommen und auf Funktion geprüft“. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Handwerker seine Arbeit nicht ordentlich gemacht hat. So habe er keine notwendige Abgas-Messung durchgeführt.
Und er habe auch nicht auf die helle Flammenspitze der Heizung geachtet. Sie sei ein Indiz dafür, dass Gas nicht vollständig verbrennt.
Das wies der Installateur in der Verhandlung vehement zurück. Die Abgas-Überprüfung habe er selbstverständlich vorgenommen, und: „Das Flammenbild war völlig in Ordnung.“ Er habe auch kontrolliert, dass sich das Gas nicht zurückstaut.
Seine Rechtsanwältin verwies auf den zurzeit ebenfalls laufenden Prozess vor dem Zivilgericht. Denn die 42-Jährige will Schmerzensgeld einklagen. Denn sie leidet immer noch an den Folgen des Unglücks. Zunächst hatte sie drei Monate im Krankenhaus gelegen. Noch heute leidet sie an Gleichgewichtsstörungen und Inkontinenz.
Außerdem ist die Frau seitdem zu 30 Prozent schwerbeschädigt und konnte bis heute nicht wieder arbeiten. In dem Zivilverfahren ist man allerdings schon einen Schritt weiter. Denn da wird untersucht, ob die Ursache für die Kohlenmonoxid-Vergiftung auch woanders liegen könnte.
Darum untersuchte ein Gutachter am 5. Januar dieses Jahres das Dach des Hauses an der Hammer Straße und stellte dabei fest, dass der Schornsteinfeger möglicherweise einen Fehler gemacht und den falschen Kamin gereinigt hat.
Der Amtsrichter entschied, dass der Prozess gegen den Installateur vertagt wird, bis das Zivilverfahren abgeschlossen ist. Einen Termin dafür gibt es noch nicht.