Gendern, Flirten, Perücken... Dieser Verhaltenskodex gilt für EM-Fans in Düsseldorf

Düsseldorf · Die Stadt hat nun einen „Code of Conduct“ für die Fan-Zonen erstellt, der Hinweise zum Verhalten dort gibt.

Düsseldorf bitet drei „Fan-Zonen“ an: Am Burgplatz, den Kasematten und am Schauspielhaus.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Dass es beim Public Viewing wie bei jeder Großveranstaltung gewisse Regeln geben muss, ist klar. Aber: Die Stadt Düsseldorf hat jetzt einen ganzen „Code of Conduct“ (deutsch: Verhaltenskodex) aufgestellt, der für ein „respektvolles Miteinander“ sorgen soll. Der Inhalt des Dokuments überrascht an vielen Stellen.

Hintergrund: Als Gastgeberstadt („Host City“) bietet Düsseldorf drei „Fan-Zonen“ an: Am Burgplatz, den Kasematten und am Schauspielhaus. Rund 250 000 Besucher werden dort insgesamt erwartet. Weil Düsseldorf sich als „weltoffene und diverse Stadt“ verstehe, soll „Vielfalt und gemeinsame Verantwortung“ auch bei den Fußballveranstaltungen gelten, heißt es im Vorwort des „Code of Conduct.

Auch zum Thema „Gendern“
gibt es eine Handreichung

Er wurde laut Stadt mit einem externen Berater erstellt und soll vor allem digital über die UEFA-App, Social Media und die Leinwände in den Fan-Zonen verbreitet werden. Legt man den Umgang in der Altstadt mit Junggesellenabschieden und rheinischer Distanzlosigkeit als Maßstab an, wirkt der Verhaltenskodex für den Burgplatz wie aus einer anderen Welt.

So heißt es dort unter anderem: „Bitte bedenke, dass auch Sprüche, Witze oder Lieder über Personengruppen diskriminierend, und damit verletzend für manche Menschen sein können. Bitte verzichte auf solche Aussagen. Es gibt großartige Sprüche, Witze und Lieder, über die alle gemeinsam lachen können.“

An anderer Stelle steht: „Sei sensibel bezüglich kultureller Aneignung, wenn du Elemente einer anderen Kultur übernimmst, die in Deutschland Vorurteilen und Diskriminierung ausgesetzt ist (z.B. traditionelle Kleidung, Afroperücken, kultureller Schmuck und Symbole etc.).“

Zum Thema Flirten beziehungsweise Ansprechen generell: „„Nur Ja heißt Ja! Versichere Dich, dass die Person, mit der Du sprichst, an der Du Interesse hast oder mit der Du in irgendeiner Weise in Kontakt treten möchtest, auch Lust darauf hat. Das geht am besten, indem Du die Person fragst. Ein “Nein” kann auch durch Körpersprache aufgezeigt werden.“

Auch zum Thema „Gendern“ gibt es eine Handreichung: „Es gibt Menschen, denen du ihr Geschlecht nicht ansiehst“, so der „Code of Conduct“. Er empfiehlt: „Wenn eine Person ein für dich unerwartetes Geschlecht angibt, verwende bitte dieses Geschlecht (sie/er/they etc.) oder ihren Namen, wenn du mit ihr oder über sie sprichst.“

Die Regeln für Fotos
wirken weltfremd

Die Regeln für Fotos wirken letztlich weltfremd: „Bitte nimm keine Fotos von Menschen ohne deren Erlaubnis auf. Besonders wenn Du Bilder im Internet hochlädst (z.B. in der Instagram Story). Achte dann darauf, andere Personen unkenntlich zu machen.“

Und weiter: „Bei Übergriffen und Diskriminierung innerhalb der Fanzone unterstützt uns das Awareness Team und Sicherheitspersonal dabei, Lösungen zu finden, bei dem betroffene Personen mit ihren Erfahrungen und Wünschen im Mittelpunkt stehen“, so der „Code of Conduct“: „Im Fall eines übergriffigen oder diskriminierenden Verhaltens behalten wir uns durch das Sicherheitspersonal einen Ausschluss von der Veranstaltung laut Hausordnung vor.“

Besagte Awareness-Teams gibt es inzwischen auf vielen Großveranstaltungen. Das Personal kann man ansprechen, wenn man sich zum Beispiel belästigt fühlt. Am Hintereingang des Rathauses wird auch ein „Sicherer Ort“ („Safer Space“) eingerichtet, in den man sich notfalls zurückziehen kann.