Falsche Leiche in der Pathologie
Die Maskenbildner der Deutschen Oper am Rhein stellen in der Rechtsmedizin der Uniklinik ihr Können unter Beweis.
Düsseldorf. Die männliche Leiche mittleren Alters hat keine äußeren Wunden. Der Körper ist unversehrt, er weist nur die typischen Todesflecken auf. Es sieht nach einem Routine-Fall aus, den Dr. Benno Hartung von der Rechtsmedizin der Düsseldorfer Uniklinik zur Untersuchung auf den Tisch bekommen hat. Doch schon bei der Kontrolle der Augen stellt der Mediziner fest, mit diesem Körper stimmt etwas nicht. Die Augen sind bleich und farblos und gleichen eher denen eines Insekts.
Beim Öffnen des Brustkorbs stockt ihm der Atem. Der ganze Innenraum ist vereitert und stinkt bestialisch. Zudem verfügt die Leiche nur über fünf Rippen — eindeutig zu wenig für einen echten Menschen.
Und natürlich hat Hartung keine echte Leiche auf dem Tisch, sondern Patrice Estanco, der quicklebendig ist. Der Darsteller der Deutschen Oper am Rhein wurde zuvor innerhalb von einer Stunde von den Maskenbildnern der Oper in eine Leiche verwandelt.
Das war allerdings nur der Feinschliff. „Die Vorbereitungen, zum Beispiel das Anfertigen des Silikon-Brustkorbs, haben acht Tage gedauert“, erklärt der Chefmaskenbildner Bernd Staatz. Die „Leiche“ wurde extra für die Fachmesse „make-up artist design show“, die am 22. und 23. März in Düsseldorf stattfindet, angefertigt. Sie gibt einen kleinen Einblick, was die Künstler können. „Alles muss heute täuschend echt sein. Es soll kein Unterschied zum Original erkennbar sein“, sagt Staatz.
Der Trend geht zu immer mehr Spezial-Effekten. „Der Selbstmord auf der Bühne muss wirklich echt wirken“, so der Chefmaskenbildner. Auch diese Branche profitiert von der Computertechnik. So verfügt beispielsweise die Deutsche Oper am Rhein über einen 3D-Kopfscanner, mit dessen Hilfe originalgetreue Kopfmodelle aus Kunststoff hergestellt werden können. Diese Modelle sind dann die Arbeitsgrundlage der Maskenbildner, um zum Beispiel passgenaue Perücken zu fertigen. Die benötigt die „Leiche“ Patrice nicht, um tot auszusehen. Dafür sorgt das eklige Innenleben, das detailgetreu angefertigt wurde.