Herr Desinger, Sie fanden das Haus bei Ihrer Amtseinführung verwinkelt. Und nun?
Düsseldorfer Filmmuseum „Die Mittel reichen nicht für die vielen Aufgaben“
Interview Das Düsseldorfer Filmmuseum braucht dringend eine neue Ausstattung, um das Haus in Zukunft attraktiver zu machen, sagt Leiter Bernd Desinger.
Als Bernd Desinger 2009 als künstlerischer Leiter ans Filmmuseum kam, hatte er die schönsten Visionen. Zum 25-jährigen Bestehen des Hauses und zu seinem Zehnjährigen im Haus wollten wir wissen, was davon in Erfüllung gegangen ist.
Desinger: Ich kann den Bau nicht ändern. Ich kann auch die alte historische Mauer nicht einreißen. Aber immerhin habe ich eine ehemalige Galerie für das Studio FX angemietet, das rund um die Uhr benutzt werden kann.
Sie wollten die Besucher am Rheinufer auf Ihr Haus aufmerksam machen. Daraus wurde nichts außer zwei Fahnen an der Schulstraße?
Desinger: Mehr konnte ich bislang nicht realisieren. Wir haben aber gerade eine Aktionsgruppe für eine gemeinsame Beschilderung von Film-, Hetjens-, Heine- und Stadtmuseum gegründet und sind im Gespräch mit der Stadt. Ich hoffe, dass es 2019 klappt.
Ein neues Erscheinungsbild?
Desinger: Mit dem Wohlwollen der Eigentümer haben wir den Arkadengang weiß gestrichen. Aber in der Altstadt ist ab 17 Uhr im Sommer Rambazamba. Jetzt ist der Gang schon wieder verschmutzt. Ich wollte zur Sicherheit der Mitarbeiter und der Kinobesucher Tore an Anfang und Ende des Arkadengangs und am Tunneldurchgang haben. Die Bezirksvertretung hätte es ab 22 Uhr akzeptiert, aber dafür hätten wir einen Schließdienst gebraucht.
Gibt es eine Klimaanlage?
Desinger: Wir konnten aus dem Konjunkturprogramm Mittel abzweigen, aber nur für Kühlaggregate im zweiten und dritten Geschoss, wo es besonders warm war.
Warum ist die Bibliothek im vierten Stock nicht öffentlich?
Desinger: Es ist eine Fachbibliothek, wo man einen Termin vereinbart. Sie ist stark nachgefragt, denn inzwischen haben wir 40 000 Medien.
Ihr klimatisiertes Archiv an der Benzenbergstraße wurde erstmals geöffnet. Warum nicht öfters?
Desinger: Wir haben die Sammlung von 3500 auf 10 000 Filme erweitert. Wir haben den kompletten Nachlass der Firma Liesegang mit den großartigen Vorläufern der Dia- und Filmprojektoren. Aber um regelmäßig zu führen, ist der Aufwand zu groß.
Wie steht es ums Personal?
Desinger: Wir sind unterbesetzt, obwohl wir von 40 000 auf 62 000 Besucher gestiegen sind und die Medien-Pädagogik erweitert haben. Wir bieten Programme für Fünf- bis 105-Jährige in verschiedenen Sprachen. Das japanische Filmfestival hat zum Beispiel von Jahr zu Jahr mehr Besucher. Mein Stellvertreter Matthias Knop und ich haben unzählige Aufgaben und kuratieren auch noch selbst.
Man versprach Ihnen doch 100 000 Euro für Sonderausstellungen und Spezialprogramme. Außerdem sollte die Dauerausstellung erneuert werden. Daraus ist nichts geworden?
Desinger: Die Summe wurde halbiert, denn das Versprechen galt vorbehaltlich des Haushaltsplans. Aber auch diese 50 000 Euro wurden durch die Kürzungen sukzessive aufgefressen. Das Haus ist im Vergleich zu früher eher schlechter aufgestellt. Eine neue Dauerausstellung konnte ich nicht realisieren, denn es hieß, das Filmmuseum sei nach dem Aquazoo an der Reihe. Aber mittlerweile stehen wir gar nicht mehr auf der Liste. Wir haben aber einige Stellschrauben gedreht, so gibt es immerhin acht interaktive Multimedia-Stelen im ersten Stockwerk und neue Exponate.
Was ist mit dem Kinoprogramm in der Black Box?
Desinger: Es ist unterfinanziert. Kurz vor meinem Amtsantritt wurde die öffentlich-private Partnerschaft mit den Filmkunstkinos beendet. Bis dahin steuerten sie 70 Prozent des Programms und auch der Mittel bei. Dazu zog die Filmwerkstatt in eigene Räume an der Birkenstraße und bespielte nicht mehr den Montag. Seit Jahren machen wir im Juli und August notgedrungen Sommerpause. Inzwischen gibt es nur noch Freitag bis Sonntag zwei Vorführungen, an den anderen Tagen nur eine. Aber trotz dieser Kürzungen haben wir ein sehr gutes Programm und erreichen sogar mehr Besucher.
Wie steht es mit dem Geld?
Desinger: Die Mittel reichen nicht für die vielen Aufgaben. Wir bekamen aber zum Jubiläum 70 000 Euro für die Spezialausstellung. Und wir haben die Otto-Beisheim-Stiftung gewonnen. Sie zahlt uns drei Jahre lang jeweils 150 000 Euro. Davon können wir viele Leckerbissen aus der Effekte-Schau in die Dauerausstellung einbauen, wie den Green Screen als Erlebnis für die Besucher, die sich wie im Raumschiff Enterprise fühlen. Zu den Kostümen werden wir kleine Monitore für Filmausschnitte stellen, in denen diese Kleider getragen wurden. Die Rückprojektion im Hintergrund des britischen Triumph Cabrio werden wir behalten. Wir können auch über ein Layer-Präsentationsgerät die diversen Schichten, aus denen ein Film zusammengesetzt ist, auseinandernehmen. Und wir wollen darüber hinaus die Führungen auch für Menschen mit Einschränkungen verbessern.
Kooperieren Sie mit Hetjens?
Desinger: Den Sonderausstellungsraum auf der ersten Etage teilen wir uns. Aber wir können ihn bis Sommer 2019 haben, denn das Hetjens-Museum nutzt wieder seinen großen Raum für Ausstellungen. Unsere Sonderausstellungen sind beliebt.
Ihr Wunsch für die Zukunft?
Desinger: Ich erwarte mehr Wertschätzung von der Politik, ausgedrückt in Euro. Das Haus braucht für die Black Box zusätzlich 120000 Euro im Jahr, dafür kämpfe ich seit langem. Aber um die Dauerausstellung zu ändern, sind wir natürlich im siebenstelligen Bereich. Das Museum soll noch ‚inter-attraktiver‘ werden. Die Besucher sollen durch aktives Erleben lernen.