Fipronil-Skandal: Der Run auf regionale Eier
Durch den Fipronil-Skandal ist die Nachfrage bei Bauern und Hofläden höher als das Angebot.
Düsseldorf. Auf Gut Aue in Hubbelrath ist zurzeit viel los. Landwirt Peter Huber hat sein Getreide, das er auch für seine 32 000 Legehennen als Futter braucht, in diesen Tagen eingefahren und ist jetzt mit der Obsternte beschäftigt. Aber in Ruhe kann er nichts machen, denn ständig klingelt das Telefon. Es sind Markthändler, Hofläden und auch Verbraucher, die sich melden. „Morgens um sieben geht es los und abends bis nach 20 Uhr. Die Händler brauchen mehr Eier, weil die Verbraucher nach dem Fipronil-Skandal Produkte aus regionaler Produktion wollen und es sind Kunden, die wissen wollen, ob meine Eier auch mit dem Insektengift belastet sind“, berichtet Huber.
Huber betreibt in dritter Generation den größten Geflügelhof in Düsseldorf (zwei weitere gibt es im Schlosshof Eller und in Urdenbach). Rund 24 000 Eier legen seine Hühner pro Tag. Das reicht normalerweise, um seine Kunden und 100 Händler aus der Region zu beliefern. Jetzt sieht das anders aus. „Die letzten Tage hatte ich abends kein einziges Ei mehr, ich muss mittlerweile sogar die Eier rationieren, damit jeder Kunde bedient werden kann“, sagt Huber.
Normalerweise ist die Nachfrage in den Sommermonaten wegen der Urlaubszeit um rund 25 Prozent geringer. „Doch jetzt könnte ich eine Doppelschicht fahren.“ Huber aber bleibt gelassen und wird seine Produktion nicht erhöhen: „Der Mensch ist bequem und vergesslich, von dem Ansturm in diesen Wochen wird im Herbst nicht mehr viel zu spüren sein“, erklärt er. Einige Kunden habe er sicherlich dauerhaft neu gewonnen: „Der Trend geht ja klar zur regionalen Versorgung.“
Die Hofläden im Stadtgebiet beziehen ihre Eier auch von diversen Betrieben im Umland. Im Hofladen von Margret Weitz in Hamm kommen die Eier aus Langenfeld. „Die Nachfrage ist jetzt groß und wir sind froh, dass wir qualitativ gute Eier anbieten können.“ Weitz beklagt, dass den meisten Verbrauchern die Wertschätzung und der Respekt vor den Erzeugern und ihren Tieren fehle. „Wie hart Landwirte arbeiten, interessiert kaum jemanden, es geht nur um den Preis und da darf man sich nicht über immer neue Skandale in der Massentierhaltung wundern.“ 30 Cent pro Ei zahlen die Kunden bei Weitz und zum Glück gebe es auch zunehmend mehr junge Leute, die auf Qualität Wert legten.
Im Hofladen Südpark ist der Eierverkauf um 25 Prozent gestiegen. Die Eier stammen von einem Großhändler, der regionale Bio-Produkte liefert. Verkauft wird hier ein Ei für 36 Cent, dennoch ist die Nachfrage bisweilen sogar größer als das Angebot, wie Andrea Schmidt vom Hofladen berichtet.
Bei Peter Huber kosten die Eier zwischen 20 und 28 Cent, je nach Größe und Haltungsform. 80 Prozent seiner Eier stammen von Hennen aus Bodenhaltung. „Jede Haltung hat Vor- und Nachteile. Da bin ich ehrlich und nehme kein Blatt vor den Mund.“ Und gerade in diesen Tagen seien die Kunden sehr interessiert daran, wie produziert werde und wie die Tiere leben. „Was den Verbrauchern da aus Holland als Frühstücksei verkauft wird, ist zum größten Teil Schrott.“
Huber legt Wert auf qualitativ gute Nahrungsmittel, die gut schmecken, und die er zu einem fairen Preis anbiete. Wie viele Geflügelhalter in der Region desinfiziert Huber seine Ställe auch mit Chemie, allerdings nicht die Tiere: „Dieses Mittel wird in die Ecken der Ställe gestrichen, wo sich tagsüber die blutsaugenden Milben aufhalten.“ Vom Veterinäramt bekommt Huber etwa 50 Mal im Jahr Besuch, meist unangemeldet: „Das ist auch richtig so. Ich habe nichts zu verbergen und daher auch kein Problem damit.“