Düsseldorf Flüchtlinge: Stadt sucht Ärzte, die in die Unterkünfte gehen

System soll auf mehr aufsuchende Hilfe umgestellt werden, um Ambulanzen zu entlasten. Mit Impfungen geht es los.

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Düsseldorf. Die wachsende Flüchtlingszahl ist längst nicht mehr nur eine Herausforderung für die Stadt in puncto Unterkünfte. Neben der Suche nach Betreuungs- und Schulplätzen für die Kinder, wird auch die medizinische Versorgung der über 4000 Flüchtlinge in Düsseldorf eine immer anspruchsvollere Aufgabe.

Denn weil in den zentralen Großunterkünften kein Arzt ist, suchen die Menschen immer öfter die Notfallpraxis oder Ambulanzen der Krankenhäuser auf — auch wenn es letztlich nur um banale Beschwerden geht. Weil diese Anlaufstellen aber ohnehin schon chronisch überlaufen sind, mahnen Vertreter der organisierten Ärzteschaft und von Klinikträgern jetzt beim Gesundheitsamt mehr dezentrale Lösungen an.

Miriam Koch, die städtische Flüchtlingsbeauftragte, bestätigt das Problem: „vielleicht müssen wir ein ganz neues Versorgungssystem aufbauen, in dem Ärzte zu den großen Flüchtlingsunterkünften von sich aus kommen.“ Andererseits befinde man sich bei der Flüchtlingsversorgung auch in Düsseldorf in einer Ausnahmesituation, wo niemand sogleich Patenrezepte vorlegen könne. Tatsächlich haben Recherchen bei den großen Düsseldorfer Krankenhäusern gestern auch kein größeres „Flüchtlingsproblem“ zu Tage gefördert, überall hieß es, der Andrang sei in der Regel noch recht überschaubar.

Auch Klagen, die Abrechnung gestalte sich bisweilen schwierig, weil die (Flüchtlings-) Patienten keinen Krankenschein vorlegen könnten, stoßen bei der Stadt nicht auf viel Verständnis: „Ärzte und Kliniken können stets mit der Stadt abrechnen, das ist alles klar geregelt“, sagt Sozialamtsleiter Roland Buschhausen. Und das gelte auch, wenn mal kein Krankenschein vorliege, weil der Patient zum Beispiel gerade einen Sportunfall erlitten hat oder seinen Schein noch bei einem Arzt liegen hat. Normalerweise bekommen alle registrierten Flüchtlinge mit ihrer Willkommensmappe auch einen Krankenschein.

Das Gesundheitsamt will sich jetzt mit Ärztekammer, Kassenärztlicher Vereinigung und Kliniken an einen Tisch setzen, um noch mehr Ärzte zu finden, die es bei der Flüchtlingsversorgung unterstützen. 15 niedergelassenen Ärzte in der Landeshauptstadt tun das bereits.

In die Offensive geht das Gesundheitsamt ab Freitag in Sachen Impfschutz. Der Bus des Gesundheitsamts mit zwei Ärzten fährt jetzt dreimal in der Woche größere Unterkünfte an, um dort Flüchtlinge mit unvollständigem Impfschutz gegen verschiedene Infektionskrankheiten (Masern, Keuchhusten, Tetanus oder Polio) zu impfen. Auch dafür werden impferfahrene Mediziner gesucht. „Denn“, so Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke, „je größer die Zahl der ungeimpften Menschen ist, desto wahrscheinlicher ist die Gefahr, dass es zu größeren Ausbrüchen von Infektionskrankheiten kommt.“

Die wiederum sorgen auch die Krankenhäuser, zumal sich aufgrund fehlender Impfnachweise sowie oft mangelhafter Deutschkenntnisse und fehlender Dolmetscher Anamnese und Behandlung (zumal nachts) diffizil gestalten.