Fortuna Düsseldorf Fortuna und der Aufstieg: Muss nicht, wär aber schön
Bei vielen Anhängern des Fußball-Zweitligisten ist die ganz große Euphorie vor dem Start in die Rest-Saison daheim gegen Aue noch nicht ausgebrochen.
Düsseldorf. Vor sechs Jahren grüßte Fortuna Düsseldorf nach 18 absolvierten Spielen von der Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga. In den Monaten zuvor und danach entwickelte sich ein lange nicht mehr erlebter Hype um die „launische Diva“, der letztlich im denkwürdigen Aufstieg ins Oberhaus kumulierte, inklusive Relegation und Sportgerichtsverhandlungen. Am kommenden Mittwoch startet der Pokalsieger von 1979 und 1980 wieder von Platz eins in die „Restrunde“, mit einem Heimspiel gegen den FC Erzgebirge Aue.
Eine überbordende Euphorie ist in der Stadt und beim rot-weißen Anhang allerdings nicht zu verspüren. „Ungeachtet der Tabellenplatzierung hat mich die alte Euphorie leider immer noch nicht wieder erfasst“, sagt Manuel Comes (48). Trotz hervorragender Ausgangslage und einer vom Leistungsvermögen her insgesamt sehr ausgeglichenen Liga rechnet er nicht mit einer Rückkehr in die Bundesliga. „Ein Aufstieg würde mich eher überraschen.“
Aussagen wie diese belegen, dass der Verein mit sportlich enttäuschenden Auftritten in den Jahren zuvor Kredit verspielt und noch immer nicht zurückgewonnen hat. Andere haben da jedoch differenziertere Meinungen. „Vor der Saison wäre man mit Platz vier zufrieden gewesen, jetzt will man aber schon mehr“, sagt René Nicolaus (33). „Die nächsten Jahre wird es nicht einfacher, deshalb käme ein Aufstieg nicht ungelegen. Es hört sich blöd an, aber durch die teilweise richtig guten Leistungen in der Hinrunde hat sich der Verein auch selbst unter Druck gesetzt. “ Heißt im Klartext: Fortunas guter Saisonstart mit neun Siegen aus den ersten elf Spielen hat natürlich Begehrlichkeiten geweckt. Auch beim Publikum.
Vielen Anhängern ist begeisternder Fußball und ein schönes Stadionerlebnis wichtig, vielleicht sogar mehr als der in Reichweite befindliche Aufstieg. „Für mich ist er kein Muss, auch wenn es reizvoll wäre, mal wieder Erstliga-Luft zu schnuppern. Was für mich wichtig wäre, ist, dass die Mannschaft diese Leichtigkeit wiederbekommt, die über lange Zeit in der Hinrunde da war und dann abhanden gekommen ist“, erklärt Björn Burda (41) seine Sicht der Dinge. Der Rest käme dann von alleine.
Duelle gegen Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04 sind ohne Zweifel reizvoller als Sandhausen, Regensburg oder Heidenheim. „Ich kann nicht verstehen, wenn jemand sagt, dass die Fortuna noch nicht reif genug für den Aufstieg ist. Die finanziellen Rahmenbedingungen passen und sechs Jahre zweite Liga waren doch genug. Und diese Saison ist die Chance da. Ich würde mir wieder Bundesliga-Fußball wünschen“, sagt Stefanie (27).
Ein anderes Thema, dass die Fans seit geraumer Zeit und über die Aufstiegsfrage hinaus beschäftigt, ist die Identifizierbarkeit mit ihrem Verein. „Fortuna ist an einem Punkt, an dem sich entscheidet, wo die Reise hingeht. Ein cooler Club, der für seine Fans und Mitglieder da ist und sich für den Sport und gegen den reinen Kommerz stellt — oder ob es ein x-beliebiger Verein wie jeder andere wird“, sagt René Nicolaus. „Im Gegensatz zu den Jahren 2009 oder 2012 (in beiden Jahren gab es Aufstiege, Anm. d. Red.) ist die Truppe gegenüber uns distanzierter. Ausnahmen sind da Michael Rensing und Oliver Fink.“
Die Fans sind gespalten. Einerseits haben sie erkannt, dass die Chance auf die Bundesliga-Rückkehr so groß wie lange nicht mehr ist. Trotzdem bleibt bei vielen die Skepsis, ob die Fortuna tatsächlich dafür bereit ist. Die Euphorie früherer Aufstiegsjahre ist noch lange nicht erreicht. Ein guter Start in die Rückrunde würde den Fortuna-Hype aber schnell wieder entfachen können.
„Damals kamen zwar mehr Leute ins Stadion, aber die Stimmung war nicht unbedingt besser“, meint Nils Jäger. „Da waren auch viele Sonntagsgucker dabei, die sonst mit der Fortuna gar nicht viel am Hut haben“, sagt Tim Kalthegener. Und Pascale Schröder ergänzt: „In den vergangenen Jahren hat man den Fans sehr viel zugemutet. Da ist viel Kredit verspielt worden, den sich die Mannschaft nun langsam wieder erarbeiten muss. Aber mit Friedhelm Funkel geht’s bestimmt nach oben.“