Frau bringt Kind allein auf Waldspielplatz zur Welt

Sie scheute sich wohl, in eine Klinik zu gehen. Aber sie und ihr Sohn sind wohlauf.

Foto: J. Michaelis

Düsseldorf. Einen grausigen Fund haben Kinder am Dienstagnachmittag auf einem Waldspielplatz an der Paulsmühlenstraße gemacht: Auf einem Kletterturm entdeckten sie eine große Blutlache. Sofort wurde die Polizei alarmiert. Die rückte mit Medizinern und Fachleuten der Kriminalpolizei aus und schnell stand fest: Auf dem Klettergerüst hatte eine Frau ein Kind zur Welt gebracht — die Ermittler fanden neben dem Blut auch eine Plazenta.

Die Entdeckung zog einen großen Einsatz nach sich. Mit Scheinwerfern und Diensthunden suchten Kräfte der Hundertschaft am Abend das Umfeld des Spielplatzes in Benrath nach der Mutter und ihrem Säugling ab, ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera unterstützte sie aus der Luft. Doch die Suche blieb ohne Ergebnis.

Zeitgleich telefonierte aber die Einsatzleitstelle alle Kliniken der Umgebung ab — und hatte Erfolg: Am Mittag war eine 32 Jahre alte Frau mit ihrem neugeborenen Sohn in einer Hildener Klinik aufgenommen worden. Sie hatte dort angegeben, es habe sich um eine Hausgeburt gehandelt. Später gab sie allerdings zu, ihr Kind auf dem Spielplatz zur Welt gebracht zu haben, wohl schon am Sonntag oder Montag. Offenbar scheute sie sich, in ein Krankenhaus zu gehen. „Sie hätte Zeit gehabt, Hilfe zu rufen“, bestätigt Polizeisprecher André Hartwich. Zu den Hintergründen äußert er sich aber nicht. Nach WZ-Informationen stammt die Hildenerin aus schwierigen sozialen und armen Verhältnissen; es ist ihr erstes Kind.

Ein Fall, der Roland Buschhausen schockiert. Der Leiter des Amtes für soziale Sicherung stellt klar: In Deutschland muss niemand sein Kind allein im Freien gebären. Selbst wenn er nicht versichert sein sollte und das Geld der Behandlung nicht aufbringen könnte. „Es wird niemand weggeschickt“, bestätigt Martin Schicht vom Verbund katholischer Kliniken. „Die Frau geht in den Kreißsaal — das Formale kommt später.“ Dadurch, so führt Buschhausen weiter aus, blieben Kliniken zwar oftmals „auf enormen Beiträgen sitzen“. Aber: Jeder Notfall werde behandelt.

Dass man der Frau im Vorfeld hätte helfen können, hält Luzia Kleene von der Frauenberatungsstelle für fraglich: Falls sie die Schwangerschaft verdrängt oder sich in einer anderen persönlichen Notlage befunden haben sollte, hätte sie Angebote — die es gibt — vermutlich gar nicht angenommen. Laut Buschhausen gibt es in Düsseldorf aber ein gutes Netzwerk, um zumindest im Anschluss an die Geburt zu reagieren (siehe Kasten).

„Eine solche Vereinbarung haben wir ebenfalls mit unserem Krankenhaus“, erklärt Reinhard Gatzke, Sozialdezernent in Hilden, auf WZ-Anfrage. Und sie greife auch jetzt: „Wir wurden informiert und kennen den Fall. Ich kann aufgrund des Datenschutzes wenig sagen. Aber die Frau wird alle Hilfen bekommen, die notwendig sind.“ Es gibt also Hoffnung, dass sich nach dem schwierigen Start für die Mutter und ihr Kind eine Wende abzeichnet — laut Polizei sind beide zumindest körperlich wohlauf.