Freifunker wollen die Stadt drahtlos vernetzen

Von der Erkrather Straße aus soll kostenloses W-Lan in die Stadtteile geschickt werden. Damit beginnen wollen die Initiatoren in der Altstadt und in Gerresheim.

Foto: Ralf Neuhäuser

Das Panorama kann sich sehen lassen. Bei klarer Sicht und blauem Himmel ist beispielsweise der Fernsehturm gut zu sehen. Die Aussicht ist für Michael-Theine-Dimt vom „Freifunk Düsseldorf“ und Ralf Neuhäuser vom Factory Campus aber zunächst zweitrangig. Vier strahlend weiße Antennen stehen im Vordergrund. Von dem Turm, der auf der alten Fabrikhalle (ehemals Metso Lindemann) an der Erkrather Straße in Lierenfeld in die Höhe ragt, sollen sie in naher Zukunft die Internet-Versorgung über W-Lan im öffentlichen Raum nach vorne bringen.

„Damit könnten wir theoretisch auch ein Fußballstadion mit drahtlosem Internet versorgen“, nennt Theine-Dimt, ein Beispiel, um die Möglichkeiten der Richtantennen-Technik zu veranschaulichen. Eine Planung dafür gibt es noch nicht, aber für andere interessante Bereiche: Noch bis Endes dieses Jahres soll ein Teil der Rheinuferpromenade in Höhe der Altstadt mit freiem Internet versorgt werden.

Beim flanieren in der Sonne kann dann jeder den schnellen drahtlosen Internetzugang etwa mit dem Smartphone nutzen, um von unterwegs Fotos und Videos hochzuladen, ohne auf das eigene Datenvolumen achten zu müssen. Die Richtfunktechnik der Freifunker bietet eine Geschwindigkeit im Gigabit-Bereich. Heißt, auch große Datenmengen können ohne lange Wartezeiten hoch- und runtergeladen werden.

Auch der Carlsplatz oder der Rathausplatz sind mögliche Bereiche für das freie W-Lan. Und das sei nur der Anfang, erklärt Michael-Theine-Dimt. Er ist Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „Freifunk Düsseldorf“. Die Vier Richtfunkantennen auf dem Gelände des Factory Campus können fast das komplette Düsseldorfer Stadtgebiet erreichen. Vorausgesetzt, eine weitere Antenne nimmt das Signal auf. Etwa von einem erhöhten Gebäude in der Altstadt. Mithilfe einer weiteren Antenne könnte es dann zur Rheinuferpromenade und damit zum Endkunden weitergeleitet werden.

Letzterer kann dann, wie vom heimischen Netzwerk gewöhnt, das entsprechende W-Lan auswählen. Ein weiterer geplanter Standort für eine Empfangsantenne ist der Funkturm in Gerresheim. Das erste W-Lan-Ziel dort ist die Fußgängerzone. Für dieses und andere Vorhaben suchen die Freifunker noch Unterstützer.

Die Miete für den Standort auf dem Funkturm koste circa 2000 Euro im Jahr, so Theine-Dimt. Anschaffung und Installation der vier Richtfunkfunkantennen hoch über dem Factory Campus-Areal haben 25 000 Euro gekostet, wobei das Projekt mit Landesmitteln gefördert wird, erklärt Theine-Dimt weiter.

Die Freifunker arbeiten dabei auch eng mit der Stadt Düsseldorf zusammen. Die Kooperation hat unter anderem dafür gesorgt, dass Unterkünfte für Flüchtlinge, ein Teil des Mannesmanns-Ufers oder der Bereich um die Ministerien für Schule und Bildung mit W-Lan versorgt werden konnten.

„Es ist eine Art Leuchtturmprojekt für die Freifunker-Szene“, sagt Ralf Neuhäuser vom Factory Campus. Letzterer bietet auf dem alten Areal einer Fabrik für Recycling-Maschinen an der Erkrather Straße moderne Arbeitsplätze, Büroräume und vieles mehr im Coworking-Space-Modell. Etwa für Start-ups oder andere kreative Köpfe und Unternehmer. Und der Campus unterstützt die Freifunker mit dem Standort für die Richtantennen und Zugang zu einem Anschluss an ein sogenanntes Backbone.

Eine Art überregionale Internetautobahn (in diesem Fall zwischen Frankfurt und England), über die Daten zahlloser Endkunden mit hohen Übertragungsraten fließen.

Die Antennentechnik der Freifunker könnte theoretisch auch Menschen in Köln oder Bonn mit W-Lan versorgen. Wäre dann aber anfällig für Störungen etwa durch Schnee oder starke Regenfälle. Das Signal der Antennen vergleicht Michael Theine-Dimt mit dem Strahl einer Taschenlampe. Dort wo der Strahl auf ein Hindernis trifft, wird er schwächer oder komplett gestoppt. Das Ziel sei auch abseits technischer Limitierungen nicht, ganz Düsseldorf mit W-Lan zu versorgen.

„Den DSL-Anschluss Zuhause können und wollen wir nicht ersetzen“, sagt Theine-Dimt. Aber weitere öffentliche Plätze und Gebäude sollen in Zukunft folgen. Auch um allen Düsseldorfern und Besuchern der Landeshauptstadt einen freien Zugang zum Internet zu bieten.