Freiwillige Feuerwehr Kaiserswerth: In fünf Minuten einsatzbereit — seit 125 Jahren
Die Freiwillige Feuerwehr Kaiserswerth feiert Geburtstag. Auch bei großen Einsätzen war die Gruppe dabei. Wer mitmacht, muss eine Portion Leidenschaft mitbringen.
Düsseldorf. Wer Feuerwehrmann werden will, muss nicht nur körperlich fit sein, sondern auch eine Portion Leidenschaft mitbringen. Das gilt keineswegs nur für alle, die das hauptberuflich machen, sondern auch für die Freiwilligen. So sind die Hallen an der Friedrich-von-Spee-Straße in Kaiserswerth zum großen Teil in Eigenleistung hochgezogen worden. Darin steht das Prunkstück der Truppe, der Mercedes HLF 20/16, die Abkürzung für Hilfeleistungs-Löschfahrzeug. Der wird am 22. September blank geputzt, denn dann geht es zur Kalkumer Schlossallee. Zu einem besonderen Einsatz: Die Freiwillige Feuerwehr wird 125 Jahre alt und das soll mit den Bürgern im Norden gefeiert werden.
Vor zwei Jahren hat Herbert Goldbrunner den Posten des Löschgruppenführers übernommen. Zusammen mit seinem Stellvertreter Andreas Minkenberg freut er sich darüber, dass die Gruppe keine Nachwuchssorgen hat. 34 aktive Mitglieder hat die Freiwillige Feuerwehr Kaiserswerth, darunter sind auch sieben, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Aber die Feuerwehr-Profis sind in ihrer Freizeit weiter dabei, wenn es zu Einsätzen geht. Hinzu kommen 15 junge Leute bei der Jugendfeuerwehr. „Viele sind da reingewachsen“, weiß Goldbrunner, denn in den ländlichen Stadtteilen sind oft mehrere Generationen gemeinsam bei der Feuerwehr aktiv.
Trotzdem freut ich die Löschgruppe über weitere Mitglieder — vor allem, wenn sie in der Nähe der Wache arbeiten. Im Ernstfall soll der erste Löschwagen fünf Minuten nach dem Alarm auf dem Weg sein. Das funktioniert nur, wenn die Einsatzkräfte innerhalb kürzester Zeit von ihrem Arbeitsplatz vor Ort sind. Minkenberg: „Jemand, der an der Königsallee arbeitet, hat keine Chance, so schnell auf dem Wagen zu sein.“
Was beim Einsatz gefordert wird, weiß vorher niemand. Es ist aber keineswegs so, dass die Freiwillige Feuerwehr nur bei Wald- und Wiesen—Bränden zum Einsatz kommt. Oft müssen sie gemeinsam mit den Profis ran. Goldbrunner: „Wir waren 1996 beim Flughafen-Brand im Einsatz, haben das Gebäude abgesucht und auch Leichen gefunden. Das ging schon an die Substanz.“ Damals kam danach das Open-Team der Feuerwehr mit Psychologen und Seelsorgern nach Kaiserswerth, um den Einsatz aufzuarbeiten.
Trotzdem bleiben solche schrecklichen Erlebnisse zum Glück die Ausnahme. Was die Freiwilligen praktisch jedes Jahr wieder beschäftigt, ist das Hochwasser. „Mal mehr, mal weniger“, sagt Minkenberg. Neben der alten Rheinfähre stehen mehrere Häuser, die dann vom Wasser eingeschlossen sind und nur noch mit Booten erreicht werden können. Goldbrunner: „Eine ältere Dame haben wir jahrelang regelmäßig mit Essen versorgt.“ Zeitweise hat dort auch Ex-Nationalkicker Christian Ziege gewohnt. Den hätten die Freiwilligen aus Kaiserswerth gern mal gerettet, es kam aber nie dazu.
Die Informationen über spektakuläre Einsätze in der Geschichte der Gruppe sind sehr dünn, denn es gibt kaum Aufzeichnungen aus den Gründerjahren. Immerhin wurde ein Foto vom Hochwasser 1920 gefunden — als Postkarte. Aus der jüngeren Vergangenheit gehört der Dachstuhlbrand des Spitzenrestaurants „Im Schiffchen“ zu den größten Einsätzen.
Außerdem nimmt die Löschgruppe zwei Sonderaufgaben wahr, wie das in Düsseldorf bei den Freiwilligen Feuerwehren üblich ist. Zum einen ist sie bei Großeinsätzen für die Löschwasser-Rückhaltung zuständig, damit durch das Löschwasser keine Verschmutzungen entstehen. Außerdem verfügen die Kaiserserther über einen Rüstwagen, in dem etlich Werkzeuge und andere technische Hilfsmittel untergebracht. „Der kann kein bisschen löschen“, merkt Goldbrunner dazu an.
In den nächsten Jahren stehen große Ereignisse an. Denn das Feuerwehrhaus in Kaiserswerth wird umgebaut und modernisiert. So entsprechen unter anderem die sanitären Einrichtungen nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften. Die Feuerwehrleute haben nicht einmal die Möglichkeit, sich dort nach den Einsätzen umzuziehen. Der Umbau wird schon seit vielen Jahren geplant, im Herbst sollen die Geld dafür bewilligt werden.
Das wird sich auch ein Thema bei der Jubiläumsfeier am 22. September rund um das Restaurant Steinroth an der Kalkumer Straße sein. Dazu werden ab 10 Uhr mehrere befreundete Feuerwehren und natürlich viele Bürger erwartet. Die dürfen ihn dann einmal ganz aus der Nähe sehen, den HLF 20/16. Und vielleicht sogar einmal anfassen, wenn die Hände vorher ordentlich gewaschen werden.