Freud’ und Leid mit den späten WM-Spielen
Die nächtlichen WM-Partien bringen strenge Regeln für Wirte und eine Umstellung für die Zuschauer.
Düsseldorf. Laue Sommerabende verlocken besonders dazu, mit gleichgesinnten Fußballfans der Nationalelf zuzujubeln. Doch durch die Zeitverschiebung zum Austragungsort der Weltmeisterschaft starten viele Spiele erst zu später Stunde.
Zeiten wie 21 oder 22 Uhr seien für eine Außenübertragung noch im Rahmen, berichtet Christian Jäger des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. „Bei Spielen nach Mitternacht gelten allerdings Ruhezeiten und eine Übertragung unter freiem Himmel ist nicht erlaubt“, sagt er. Die Veranstaltung müsse dann nach drinnen verlegt werden. Da das letzte Mitternachtsspiel gelaufen ist und die Regelung für 22-Uhr-Spiele, die in die Verlängerung gehen, nicht gilt, dürfe es allerdings keine Probleme mehr geben. Höchstens bei der Fan-Party nach Abpfiff.
Denn: Nach einem Erlass des NRW-Umweltministeriums gelten nach 24 Uhr strenge Lärmschutzregeln. Druckluftverfahren, „Vuvuzelas“ oder musikalisches Begleitprogramm sind um diese Uhrzeit nicht mehr zugelassen. Bei Ausnahmegenehmigungen für Spiele nach Mitternacht muss ein besonderes öffentliches Interesse geltend gemacht werden. Dabei müssen die Abwägungskriterien wie Veranstaltungsort, Wochenende oder Wochentag, Dauer der Ausnahmegenehmigung und Zuschaueraufkommen besonders berücksichtigt werden.
Für die Genehmigung und Prüfungen der einzelnen Public Viewing Angebote sind die Behörden vor Ort zuständig. In Düsseldorf muss keine Genehmigung für Public Viewing unter freiem Himmel eingeholt werden, anders als beispielsweise in Solingen. „Düsseldorf sieht das sehr pragmatisch, da so viele Anträge so schnell gar nicht bewältigt werden könnten“, sagt Christian Jäger.
Für die meisten Fußballfans kommt der ungemütliche Teil erst am nächsten Morgen, wenn sie sich in aller Frühe auf den Weg zu ihrem Arbeitsplatz oder in die Schule machen müssen.
Michael Wimmers ist da gegenüber seinen Kindern nachsichtig. Sohn Max (13) und Tochter Marie (9) dürfen alle WM-Spiele gucken, die bis 21 Uhr gehen. „Deutschlandspiele dürfen sie aber auf jeden Fall gucken, unabhängig von der Uhrzeit.“
Spätestens um neun Uhr ruft die Arbeit bei Alexander Spyropoulos (58). „Ich gehe um elf Uhr ins Bett. Bei den Spielen muss man dann eben selektieren, was wichtig ist und was nicht.“
Der fußballbegeisterte Ralf Stier ist Stuckateur und hat seinen eigenen Betrieb. Er beschäftigt fünf Mitarbeiter, die normalerweise um sieben Uhr mit der Arbeit anfangen. Sobald die deutsche Mannschaft an Spielen zur späten Stunde teilnimmt, wird der Start in den Arbeitstag auf zehn Uhr nach hinten verlegt. „Wenn man als Arbeitgeber kulant ist, dann bekommt man von seinen Mitarbeitern auch etwas zurück“, sagt der 48-Jährige.
Der Pressereferentin der Handwerkskammer Düsseldorf, Frauke Kerkmann, sind Sonderregelungen bezüglich der Arbeitszeiten nach WM-Spielen nicht bekannt. „Bei uns herrscht Alltag, trotz der WM, auch in den einzelnen Betrieben ist das nicht anders. Unsere Kernarbeitszeit beginnt jeden Tag um Viertel vor neun“, sagt sie.
Offener ist man da bei Henkel, wo man seinen Mitarbeitern ermöglichen will, die WM-Spiele zu verfolgen. „Entsprechend der betrieblichen Möglichkeiten, zum Beispiel im Rahmen von Gleitzeit und flexiblen Arbeitszeiten, können sich Mitarbeiter in Absprache mit ihren Vorgesetzten und dem Team eigenständig organisieren“, sagt Jennifer Ott von der Unternehmenskommunikation. Doch eine betriebliche Sonderregelung bezüglich der Arbeitszeiten oder Schichtdienste gebe es nicht. Eine Vielzahl der Betriebe laufe 24 Stunden am Tag.