Geheimtipp in der Düsseldorfer Kunstakademie: Wo die Seifenblasen tanzen

Noch bis Sonntag sind beim Rundgang die Werke des Abschlussjahrgangs in der Düsseldorfer Kunstakademie ausgestellt. Es gibt viele tolle Arbeiten zu sehen. Ein Beispiel.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Es ist wuselig auf den Fluren der Kunstakademie in diesen Tagen. Die Rundgang-Ausstellung lockt zahlreiche Besucher an, die vielen Kunstinteressierten schieben sich durch Treppenhäuser und über Korridore, biegen hier in den einen Raum ab und schauen sich dort eine andere Arbeit an. Und dann ist da dieser schwere, schwarze Vorhang, irgendwo im dritten Obergeschoss des imposanten Gebäudes an der Eiskellerstraße. Wer diesen zur Seite schiebt und den Raum dahinter betritt, findet sich plötzlich in einer ganz anderen Welt wieder. Stockdunkel ist es hier und beinahe still. Nur das eintönige Brummen von vier kleinen Maschinen ist zu hören. Eine kleine Lampe an der Decke wirft ein wenig Licht auf den Boden. Und in diesem Licht, da tanzen sie durch die Luft: Unzählige Seifenblasen, kleine und große, schimmernd in den verschiedensten Farben. Was ist das für eine Arbeit, die irgendwie anders ist und auffällt? Wir haben uns mit ihrem Schöpfer Emile Schlesser unterhalten.

„Soap Opera“ nennt der 31-Jährige seinen Beitrag zur Rundgang-Ausstellung, der gleichzeitig seine Abschlussarbeit an der Kunstakademie ist. Soap wie Seife, klar. Und auch der Begriff der Oper passt, denn Emilie Schlesser versteht auch sein Werk als bühnenreife Inszenierung.

Es geht um Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit. Seifenblasen, die nur eine kurze „Lebensdauer“ haben, während dieser Zeit aber wunderschön schimmern und den Betrachter in ihren Bann ziehen sollen. Das Ganze kombiniert der Künstler, der auch Filmemacher ist, mit einer kino- oder theaterhaften Atmosphäre. Der dunkle Raum, ein Vorhang, doppelter Boden, eine schwache Lichtquelle und Maschinen, die Seifenblasen ausspucken wie ein Filmprojektor Bilder.

Drei Jahre lang hat Emile Schlesser an seiner Abschlussarbeit gefeilt, über verschiedene Farbpigmente in den Seifenblasen nachgedacht und sich letztlich für eine ganz einfache selbst gemachte Mischung aus Spülmittel, Wasser und Zucker entschieden. „Zucker ist wichtig für die Stabilität“, erklärt der gebürtige Luxemburger, der seit fünf Jahren in Düsseldorf lebt und arbeitet.

Mindestens genauso wichtig wie eine stabile Oberfläche war dem 31-Jährigen aber der Duft seiner Seifenblasen. Eine Mischung aus Granatapfel und Zitrone, die den jungen Künstler an frühere Zeiten mit seinen mittlerweile verstorbenen Großeltern erinnert.

Insgesamt ist die „Soap Opera“ für ihn eine ganz persönliche Arbeit, sagt Emile. Durch den Tod seiner Großeltern habe er sich viel mit Themen wie Tod und Vergänglichkeit auseinandergesetzt. „Letztlich habe ich für mich erkannt, dass es jedem selbst überlassen ist, ob er sich ängstigen lässt oder die Schönheit der Vergänglichkeit entdeckt.“ Er selbst habe sich für die Schönheit entschieden.

Und auch bei der Rundgang-Ausstellung gefällt vielen Besuchern die Kunst mit den fragilen Seifenblasen, die leicht wie Schneeflocken durch den Raum tanzen und dann zerplatzen. „Die Resonanz ist unglaublich“, sagt Emile. „So viel Positives hätte ich gar nicht erwartet.“

Noch bis einschließlich morgen ist die Rundgang-Ausstellung geöffnet. Besucher können die Arbeiten täglich jeweils von 10 bis 20 Uhr besichtigen.