Geisel besiegt Bauer beim Tonnenrennen

Kinder der Japanischen Schule sagten ihre Teilnahme ab, um zwei von Extremisten getöteten Landsleute zu gedenken.

Foto: Lepke

Mit 10 000 Narren hatte die Polizei beim närrischen Umzug durch Niederkassel gerechnet, doch es kamen rund 15 000, die ein buntes, vielseitiges Bild abgaben. Der Abenteuerspielplatz Oberkassel schickte Hexen und Märchenfiguren, die katholische Grundschule tauchte mit „Traumschülern“ auf. Die Gruppe der Gartenzwerge pustete das Reklame-D von Düsseldorf weg, das Tambourcorps Heerdt bestand aus lauter roten Teufeln. Die trinkfreudige „Rheumagruppe“ unter Jakob Roos kam vom Campingurlaub am „Koma See“. Währenddessen begnügte sich die katholische Kita mit einem „Hosianna“ an ihrem Wagen, über dem lauter weiße Luftballon-Wölkchen baumelten.

Angeführt wurde der närrische Lindwurm von den Niederkasseler Chin Donya, einer Gruppe von 30 Musikanten. Diese einzige deutsch-japanische Kapelle der Welt tauchte mit kostbaren Instrumenten wie Saxophon und Lyra, Klarinette und Querflöten, Xylophon und Harmonika auf. Dennoch lag eine leichte Wehmut über ihrem Auftritt. Denn die Musikanten ersetzten die Kinder der Japanischen internationalen Schule. Diese starke und optisch stets überraschende Gruppe sagte wegen der Extremisten, die zwei ihrer Landsleute getötet hatten, die für sie eigentlich obligatorische Teilnahme am Zug ab.

Die Tonnenbauern Britta und Thomas ließen sich durch das Weltgeschehen hingegen nicht irritieren und zogen mit ihrem Traumschiff über die Niederkasseler Straße. Präsident Karl Hans Danzeglocke thronte über einem grünen Kohlkopf mit roten Lippen und blauer Sonnenbrille. „Traumhaft reich“ und „linksrheinische Halbinsel der Seligen“ konnte man an der Flanke des Mottowagens lesen.

Auch das Gefährt der Kindertonnenbauern Louisa & Flavia war außergewöhnlich. Es bildete einen riesigen Obstkorb, dekoriert mit Mohrrüben, Lauch, Kürbis und Kartoffeln aus Pappmaché. Groß und Klein der Tonnengarde sangen das neue Heimatlied, das ihnen die Tonnenbauern spendiert hatten.

Der krönende Abschluss des Veedelszugs war wie gewohnt das Tonnenrennen, bei dem es diesesmal zu einem Duell Thomas gegen Thomas kam. Oberbürgermeister Thomas Geisel, in den originalen Holzklompen der Tonnengarde, flitzte wie ein Wiesel gegen den Tonnenbauern Thomas und gewann. Beim Wettlauf von Venetia Claudia gegen Tonnenbäuerin Britta gab es am Ende hingegen keine Siegerin, sie lagen gleichauf.