Glashütten-Fotos zeigen Niedergang
Thomas Boller stellt beeindruckende Fotos im Gerresheimer Bahnhof aus und verkauft sie auch.
Düsseldorf. Der 42-jährige Thomas Boller lebt seit 1996 in Gerresheim und identifiziert sich mit dem alten Stadtteil. 2010 veröffentliche er im Sutton-Verlag einen Bildband über historische Aufnahmen Gerresheims. Nun überrascht er mit einer interessanten Fotoausstellung im Gerresheimer Bahnhof. Er hat in den vergangenen zehn Jahren die Glashütte fotografiert und den zunächst schleichenden, später immer rasanter fortschreitenden Niedergang des letzten Gerresheimer Industrieunternehmens dokumentiert.
Thomas Boller, Fotograf
Er erzählt: „Ich habe die Motive, soweit dies möglich war, vom gleichen Standort aufgenommen, vor allem vom Sandberg, entlang der Bahnlinie, der Torfbruchstraße oder der Straße Nach den Mauresköthen.“ Anfangs habe man nebenan noch produziert. 2005 wurde die Hütte geschlossen. Und der Hobbyfotograf wusste: „Es ist keine Zeit mehr zu verlieren. Mir wurde klar, dass von den Gebäuden demnächst nicht mehr viel übrig bleiben wird.“
Kurz nach dem ersten Werkstattverfahren kam er mit einer von Otfried Reichmann geführten Gruppe auf das Gelände selbst. Einen besseren Fachmann hätte er kaum finden können, denn Reichmann ist längst zum ehrenamtlichen Archivar der Hütte geworden. Boller spricht über diese Führung: „Auf dem Gelände herrschte Stille. Die Atmosphäre hatte etwas Unwirkliches. Ich fotografierte nun die Spuren des sinnlosen Vandalismus.“ Das letzte Mal kam er im April. Auf einer rückgebauten, freien Fläche ragten nur noch die Elektrizitäts-Zentrale, das Kesselhaus und die Halle mit dem Wasserturm hervor.
Aber Boller leistete nicht nur Trauerarbeit. Seine Fotos sind perfekt. Er zog sie auf Aluverbundplatten auf. Anlieger aus Gerresheim bestaunten sie nicht nur, sondern bestellten sie auch. Boller freut dies natürlich, denn inzwischen ist der engagierte Gerresheimer zweiter Vorsitzender des Förderkreises Industriepfad und arbeitet zugleich ehrenamtlich beim Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland.
Zur Vernissage kam auch Gudrun Piesczek, Projektleiterin der Patrizia. Sie berichtete vom Baubeginn für die Bodensanierung zwischen dem 1. und 15. August. Danach folgen die Erschließung und der Hochbau.