Große Koalition für die Sicherung der Industrie
Grünes Licht aus der Politik: Unternehmer, Stadt und IHK erarbeiten ein Konzept.
Düsseldorf. Es klingt im ersten Moment absurd: Kaum ist die Nachricht heraus, dass Thyssen-Krupp seinen Düsseldorfer Nirosta-Standort in Benrath mit 535 Beschäftigten schließt, bekennen sich Politiker und Verwaltungsspitze für die „Sicherung und Entwicklung des industriellen Sektors“ in der Landeshauptstadt. Der Ausschuss für Wirtschaftsförderung gab gestern einstimmig grünes Licht für einen entsprechenden Masterplan für ganz Düsseldorf.
Unter Federführung von Wirtschaftsförderer Wilfried Kruse werden sich am 4. Februar Vertreter der IHK, der Unternehmerschaft und der Gewerkschaften erstmals zu einem Vorgespräch zusammenfinden. Am 25. Februar tagt der erste Arbeitskreis, bei dem es laut Kruse um den Süden und den Norden gehen wird. Diese Projektgruppe soll dann dem Ausschuss für Wirtschaftsförderung und dem Rat berichten — mit der entsprechenden Möglichkeit zu politischen Korrekturen.
Ziel ist es, die Arbeitsplätze in der Industrie zu sichern und die industriellen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Betriebe langfristig an den Standort gebunden werden. Dazu gehöre auch eine verlässliche und konkurrenzfähige Energieversorgung und -erzeugung.
Trotz des Abzugs von Nirosta (und früher bereits Stora Enso, Mannesmann Demag Hüttentechnik, Kematen, Carborundum) räumt Kruse keine aktuellen industriellen Defizite ein: „Wir entwickeln diesen Masterplan aus einer Stärke heraus.“ Düsseldorf sei der zweitgrößte Industriestandort in der Region.
Entwicklungen in Konzernen wie Thyssen-Krupp-Nirosta finden laut Wirtschaftsförderer Kruse in einem „Mikrokosmos“ statt. „Das ist auch nicht mit einem noch so guten Masterplan zu verhindern.“
Unterdessen hat Thyssen-Krupp bekanntgegeben, das Benrather Werksgelände ab 2015 möglicherweise vollständig zurückzubauen und für eine Wohnbebauung zu sanieren. Auch Iris Bellstedt von den Grünen schätzt diese Möglichkeit realistisch ein: „Wir haben sehr viele Flächen, die brach liegen. Wir sollten überlegen, ob es auch andere Nutzungen geben könnte.“
Trotz allgemeiner Befürwortung eines Masterplans, der im Sommer stehen soll, gibt es skeptische Stimmen. Frank Spielmann (SPD): „Vor zehn Jahren standen wir schon einmal an diesem Punkt. Wir sind da nicht so wesentlich weitergekommen.“