Günter Karen-Jungen: „Stadt sollte Interesse am Erhalt des Profi-Eishockeys haben“
Günter Karen-Jungen (Grüne) über die künftige Bündelung der Kontrollorgane im Sport und die Nöte mancher Profivereine.
Düsseldorf. Herr Karen-Jungen, alle reden in Düsseldorf über die finanziellen Risiken der Profi-Sportvereine. Deswegen vorab die Frage: Wie ist es um den Breitensport in der Landeshauptstadt bestellt?
Günter Karen-Jungen: Die Mittel stehen 2012 so zur Verfügung wie bisher, in der Höhe von mehr als 30 Millionen Euro. Bei den Investitionsplänen gibt es Verschiebungen, die Gesundheitszentren mit sportlichem und medizinischem Angebot werden erst einmal nicht gleich an fünf Standorten errichtet. Mit dem Zentrum in Hassels soll es aber zum Jahresanfang losgehen.
In der Sportförderung stehen strukturelle Veränderungen an. Der Aufsichtsrat der Arena soll aufgelöst werden, der Aufsichtsrat von Düsseldorf Congress (DC) soll dessen Aufgaben übernehmen und auch für die Sportagentur zuständig sein. Schafft die Stadt zu Recht ein Stück Wasserkopf ab?
Karen-Jungen: DC veranstaltet ja nicht nur Kongresse, sondern ist auch für die städtischen Hallen und den Arena-Betrieb zuständig. Als Drittes kommt nun die Sportagentur unter dieses Dach, dafür trete ich schon lange ein und bin froh, dass jetzt Oberbürgermeister und Stadtdirektor diesen Weg eingeschlagen sind. Einzig die Besitzgesellschaft der Arena muss ausgekoppelt bleiben, das hat mit ihren Baukrediten zu tun, die einen Zuschussbedarf von zehn bis 16 Millionen Euro pro Jahr verursachen. Der Betrieb der Arena selbst schreibt aber seit geraumer Zeit schwarze Zahlen.
Dem Vernehmen nach gibt es Gewinne in siebenstelliger Höhe.
Karen-Jungen: Was viel mit dem Erfolg der Fortuna und der guten Auslastung des Arena-Hotels zu tun hat.
Was ist der Vorteil dieser Bündelung von Aufgaben bei DC?
Karen-Jungen: Wir konzentrieren Know-how und Verantwortung für Hallen und Arena, Profi- und Leistungssport an einer Stelle, hoffen auch auf Synergieeffekte und bessere Marktchancen. Insgesamt ist also eine höhere Effizienz das Ziel und der Abbau von Reibungsverlusten. Und so manche abstruse Situation entfällt dann auch.
Was meinen Sie?
Karen-Jungen: Für die Sportagentur ist im Augenblick der Aufsichtsrat der Düsseldorf Marketing & Tourismus zuständig. Darin sitzen aber hauptsächlich Marketing- und Wirtschaftsaffine Politiker und Experten. Deswegen wurden Sportpolitiker als Vertreter von Aufsichtsratsmitgliedern gewählt, die bei Sitzungen warten müssen und erst einen Platz einnehmen, wenn es um sportliche Fragen geht. Das ist reine Flickschusterei.
Es gibt ein weiteres Gremium: Die Sportagentur hat einen Beirat.
Karten-Jungen: Der war auch notwendig und soll bestehen bleiben, denn bei der DMT ging es, was den Sport angeht, stets nur um die Wirtschaftspläne. Wenn bald die Sportagentur bei DC — einer Tochter von Stadt und Messe — angesiedelt ist, soll der Beirat sicherstellen, dass dort nicht Sportentscheidungen unter dem Schirm der Messe und ihren wirtschaftlichen Erwägungen getroffen werden.
Die Losung lautet also „aus drei mach eins“, aber die sportlichen Belange bestimmt der Beirat per Empfehlung? Und wie groß wird der Aufsichtsrat?
Karen-Jungen: Die Details arbeitet jetzt der Stadtdirektor aus. Es könnte ein Aufsichtsrat von neun Politikern und drei Messeleuten werden, möglich sind aber auch andere Kombinationen. Es sollen ja alle Kompetenzen abgedeckt sein.
In diesem Aufsichtsrat ist dann auch die Linke vertreten. Das hätten einige Politiker des bürgerlichen Lagers gerne verhindert.
Karen-Jungen: Die Linke ist eine Ratsfraktion und hat nach der Gemeindeordnung Rechte. Die soll sie wahrnehmen, das ist demokratisch. Sie hat in den Aufsichtsräten, in denen sie sitzt, bislang auch keine Probleme gemacht. Diese Politiker haben ihre Haltung — und gut, dann werden sie halt überstimmt.
Oberbürgermeister Dirk Elbers hat erklärt, dass der Vertrag der Leiterin der Sportagentur, Christina Begale, nicht verlängert wird. Sie hat als Leiterin des Büros von OB Joachim Erwin ihre Ziele ja oft mit fragwürdigen Methoden durchgesetzt. Können Sie Elbers’ Entscheidung nachvollziehen?
Karen-Jungen: Wenn man isoliert die Arbeit von Frau Begale in der Sportagentur betrachtet, dann hat sie gute Arbeit geleistet und der Agentur einen Namen verschafft. Aus diesem Punkt heraus hätte man die Arbeit verlängern können. In die Entscheidung spielen jedoch andere Dinge hinein. Der Oberbürgermeister möchte an den Spitzen seiner eigenen Organisation und der städtischen Gesellschaften Leute haben, denen er vertrauen kann. Er hat ja viele Positionen neu besetzt. Ich finde es schade, dass man nicht trennt zwischen den politischen Prozessen und der fachlichen Kompetenz.
Die Handballer der HSG müssen fusionieren, die Basketballer von den Giants hängen an den Sponsoren, die der Trainer mitgebracht hat. Wie es nach dem Ausstieg der Metro bei der DEG weitergeht, ist fraglich. Viele Probleme — soll die Stadt zusehen oder eingreifen?
Karen-Jungen: Die Stadt hat nie tatenlos zugeschaut. Aber es gibt ein Prinzip, das alle Sportpolitiker mittragen: Die Existenz eines Profivereins, der ja ohnehin 90 000 Euro Unterstützung jährlich erhält, kann nicht dauerhaft von der Stadt abhängen. Sie kann aber wie bei der Fortuna begrenzt helfen, dass ein Verein wieder auf die Beine kommt. Die Frage der DEG ist eine besondere.
Warum?
Karen-Jungen: Eishockey ist in Düsseldorf verwurzelt, hat eine große Tradition mit großen Erfolgen.
Der Oberbürgermeister hat jüngst dennoch den schwachen Besuch bei den Heimspielen hervorgehoben. Die Frage ist, wie groß das Fanpotenzial überhaupt ist.
Karen-Jungen: Die Stadt sollte Interesse daran haben, dass weiterhin in Düsseldorf Profi-Eishockey stattfindet. Die DEG ist ja auch Hauptnutzer des Rather Domes. Jetzt muss sie jedoch erst einmal ihre Hausaufgaben machen und nach neuen Sponsoren suchen. Dauerhaft kann Düsseldorf nicht Hauptsponsor sein, aber was Unterstützung heißt, hat das Beispiel Fortuna gezeigt: Sie wäre heute nicht da, wo sie ist, wenn wir sie hätten hängen lassen. Das größte Problem kann der Verein kaum beeinflussen: die Regularien der Liga, dass niemand auf- oder absteigen kann, dass so viele Spiele angesetzt werden.
Und die Giants?
Karen-Jungen: Wenn Sie es nicht geschafft haben, in den fünf Jahren seit dem Umzug von Leverkusen nach Düsseldorf ein stabiles Fundament zu bauen, dann ist es halt so. Weitere materielle Unterstützung ist von der Stadt nicht zu erwarten.