„Düsseldorf made by me“ Häkeln für den Rosenmontagszug - Nur den Faden durch die Schlaufe ziehen

Die Redaktion stellt sich der nächsten Herausforderung aus dem Buch „Düsseldorf made by me“: Häkeln für den Rosenmontagszug.

Foto: Judith Michaelis.

Düsseldorf. Eines weiß ich bereits in dem Moment, in dem ich Nadel und Wolle zum ersten Mal in Händen halte: Die zweite Herausforderung aus dem Buch „Düsseldorf made by me“ werde ich nicht meistern. „Häkel einen Glashalter für den nächsten Rosenmontagszug“ heißt sie. Wäre zwar ziemlich praktisch so ein Teil, aber ich scheitere schon an der ersten Luftmasche. Bis ich soweit wäre, dass ich einen ganzen Glashalter hinbekomme, würden wahrscheinlich Jahre vergehen. An meiner Lehrerin liegt es nicht, so viel steht fest. Laura Weber gibt sich alle Mühe, mir das Häkeln nahezubringen. Das, was die 29-jährige Sozialpädagogin aus Gerresheim selbst mit der Häkelnadel und Wolle zaubert, fasziniert mich sehr. Aber ich muss mir eingestehen: So schnell lerne ich das Häkeln nicht. Oder ich habe zwei linke Hände.

In Wahrheit habe ich natürlich nur eine linke Hand, und die ist meine starke. Deshalb muss Laura erst einmal umdenken, als sie mir zeigen möchte, wie das Häkeln funktioniert, denn sie selbst ist Rechtshänderin. Ich soll also die Nadel in meine linke Hand nehmen, die Wolle um die Finger der rechten wickeln. Laura hat mir netterweise mittlerweile die ersten Luftmaschen vorgehäkelt: „Jetzt nur mit Hilfe der Nadel den Faden durch die Schlaufe ziehen.“ So weit, so gut. Es funktioniert, dauert aber noch ganz schön lange. Bis zum Rosenmontagszug würde mein Getränkehalter ganz sicher nicht fertig werden.

Was nun? Wir meistern die Herausforderung aus dem Buch trotzdem, und zwar mit einem kleinen Trick. „Ich übernehme die Aufgabe einfach“, bietet Laura mit einem Augenzwinkern an und zeigt mir einen Glashalter, den sie extra für unser Treffen schon fertig gehäkelt hat. Ein besonders schönes Exemplar — die 29-Jährige hat sich richtig Gedanken gemacht. „Ich habe direkt angefangen, nachdem wir uns verabredet haben“, sagt sie. „Ich wollte einen Bezug zu Düsseldorf und Karneval.“ Und so hat der flauschige und konfettibunte Getränkehalter, in den ein Becher oder Glas genauso gut passt wie eine kleine Flasche, einen blauen Boden, der für den Rhein steht, ein rot-weißes Halsband in den Farben der Fortuna und nicht zuletzt eine Düsseldorfer Skyline. Ich bin beeindruckt und gebe gern zu: Einen so tollen Getränkehalter hätte ich niemals hinbekommen.

Für Laura hingegen ist das überhaupt kein Problem. Ihre Oma hat der 29-Jährigen vor 18 Jahren das Häkeln beigebracht. Mit Topflappen und Schals hat die sympathische junge Frau damals angefangen, schnell hat sie für sich dann aber Häkel-Graffitis entdeckt. Was das ist? „Ich häkle quasi Bilder. Lappen, die ich dann öffentlich um Laternen oder andere Gegenstände herum befestige.“ Immer, wenn sie in den Urlaub fährt, verewigt sich Laura auf diese Weise. In Barcelona hat sie ebenso ein Häkelgraffiti hinterlassen wie in Belgien oder auf Texel. „Das hängt da schon bestimmt sechs Jahre und ich habe es schon mehrfach wiedergesehen.“ In Düsseldorf sei das leider nicht so einfach, bedauert die Sozialpädagogin. „Wenn man in der Altstadt etwas aufhängt, ist es am nächsten Tag sofort weg.“

Vor kurzem hat Laura eine Unterwasserlandschaft gehäkelt, ihr bisher größtes Bild. Sie träumt davon, dieses Graffiti am S-Bahnhof Wehrhahn aufzuhängen, hat aber gleichzeitig Angst davor, dass es jemand zerstören könnte.

Die Ideen entwickelt Laura Weber selbst. „Ich habe mittlerweile irgendwie einen Blick dafür bekommen, wie ich bestimmte Bilder hinbekomme“, sagt sie. Genau das mag sie auch am Häkeln: „Ich kann mich damit kreativ ausleben, und es gibt kaum Grenzen.“ Als Nächstes möchte sie den kleinen Prinzen häkeln.