Verkehr So haben Fahrgäste den ICE-Zwischenfall in Düsseldorf erlebt
Düsseldorf · Vorfall in Düsseldorf: Eine Oberleitung der Deutschen Bahn reißt und kracht auf einen ICE. Fahrgäste berichten, was sie gesehen haben.
Kurz vor der Haltestelle Volksgarten ist am Freitagmorgen eine Oberleitung der Deutschen Bahn gerissen und auf einen ICE gekracht. Der Zug habe die Leitung mit seinem Stromabnehmer heruntergerissen, teilte ein Bahnsprecher mit. Der Zug konnte nicht weiterfahren. Bis er evakuiert war vergingen drei Stunden. 160 Passagiere mussten aus dem Schnellzug auf freier Strecke in einen anderen Zug umsteigen. Verletzt wurde niemand. Es kam zu etlichen Zugausfällen und Verspätungen. Gegen 14 Uhr waren 60 Züge ausgefallen und in der Folge noch weitere, teilte die Bahn mit.
Peter und Erika Büdel aus Aschaffenburg saßen in dem ICE. „Wir wollten mit dem Zug zum Düsseldorfer Flughafen und von da aus mit dem Flugzeug weiter nach Sylt.“ Daraus wurde nichts. „Kurz vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof blieb der Zug stehen“, erzählt Peter Büdel. Da war es kurz vor neun Uhr. Es hätte eine Durchsage zu einer Stellwerksstörung gegeben. „Dann kam es zu drei Lichtbögen. In einem Abstand von jeweils etwa einer Minute“, ergänzt Erika Büdel. Das Warten begann. „Erst wurde gesagt, dass wir über den Bahndamm evakuiert werden, dann über eine Brücke in einen anderen Zug, der nach Köln fahren sollte.“ Am Ende fuhr er zum Düsseldorfer Hauptbahnhof.
Anwohner alarmierten die Feuerwehr
Um 8.46 Uhr hatten Anwohner die Feuerwehr alarmiert. Am Gleis auf Höhe der Emmastraße in Oberbilk sollte Rauch aus einem Zug zu sehen sein. „Vor Ort stellten wir eine abgerissene Oberleitung fest, die auf dem Zugdach lag“, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit. Diese sprühte Funken und erzeugte die Lichtbögen. Die abgerissene Leitung brannte mehrere deutlich sichtbare Löcher in die Außenhülle des ICE.
Die Feuerwehr forderte daraufhin bei der Bahn die Abschaltung der Oberleitung und die Sperrung der Bahnstrecke an. Um 9.54 Uhr wurde die Starkstromleitung abgestellt, sagte eine Polizeisprecherin. Die Evakuierung begann aber erst um halb zwölf. Der Ersatzzug verzögerte sich, weil es auf der gleichen Bahnstrecke einen weiteren Rettungsdiensteinsatz gegeben habe, teilte die Feuerwehr mit. Die Passagiere wurden dann über Brücken in den Hilfszug gebracht und zum Hauptbahnhof gefahren.
Am Bahnhof ging die Odyssee für die Reisenden weiter. „Wir sind erst einmal alle ins Reisezentrum, aber die Frau am Schalter war noch gar nicht informiert“, berichtet Erika Büdel. „Ob wir eine Rückerstattung bekommen, konnte uns noch niemand sagen.“ Jetzt haben die beiden eine Bahnverbindung nach Sylt gebucht. Geplante Ankunft um 21 Uhr. Ursprünglich sollten sie um 13 Uhr landen. „Ich bin ja Rentner und will nur in den Urlaub, zum Glück hatte ich keinen Business-Termin“, versucht Peter Büdel die Situation positiv zu sehen.
Chaotische Szene am Hauptbahnhof
Am Hauptbahnhof kam es zu teils chaotischen Szenen. Von der Störung war der gesamte Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Düsseldorf und Köln betroffen. Auch auf der Strecke in Richtung Ruhrgebiet zum Düsseldorfer Airport gab es Ausfälle. Der Hauptbahnhof wurde nur noch von der S-Bahn angefahren, aber auch die hatte teils große Verspätungen.
Auch Boran Barit war betroffen. Der 27-Jährige wollte mit dem RE6 von Duisburg nach Köln zu einem Arbeitstermin. Um 12 Uhr strandet er in Düsseldorf. Der Zug fuhr nicht weiter: „Für mich lohnt sich auch kein anderer Zug mehr. Ich habe meinen Termin um zwei Stunden verpasst.“
Der Fernverkehr zwischen Berlin und Köln, der sonst über Essen gefahren wäre, wurde laut Bahn über Wuppertal umgeleitet. Zahlreiche Passagiere am Hauptbahnhof stiegen in Straßenbahnen und U-Bahnen um. Die Strecke war noch bis zum Freitagabend gesperrt.
Der ICE wurde am frühen Nachmittag nach Köln zur Reparatur gefahren. Im Laufe der Abendstunden rechne man im Regionalverkehr damit, dass der normale Fahrplan wieder eingehalten wird. „Im Regional- und Fernverkehr gibt es nun keine Behinderungen mehr“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am frühen Samstagmorgen.