Hinterhof mit Radcafé: Hier geht’s zur „Schicken Mütze“
Werkstatt trifft Szeneladen: An der Talstraße wird Kaffee zum Fahrradsattel serviert.
Düsseldorf. Es gibt viel zu erzählen über die „Schicke Mütze“. So viel, dass man gar nicht so recht weiß, wo man anfangen soll. Genauso wenig wie man weiß, wo man in dem Ladenlokal in einem Hinterhof an der Talstraße mit dem Stöbern, Schauen und Genießen anfangen soll. Denn all das ist dort möglich. Auf engstem Raum. Aus Liebe zum Drahtesel hat ein Team aus guten Freunden Café mit Fahrradladen und -werkstatt kombiniert — und will dieses ohnehin schon ungewöhnliche Konzept auch noch um kulturelles Programm erweitern. Das klingt fast so skurril, wie es ist. Zumindest für Düsseldorfer Verhältnisse.
In Berlin nämlich ist dieses Format, wie so häufig, längst angekommen. Auch in der niederländischen Stadt Den Haag können Radler schon seit einer Weile Kaffee schlürfen, nachdem sie sich nach einem neuen Trikot, Sattel oder Rahmen umgeschaut haben. Vom Erfolg der Vorgänger ermutigt, entwickelte das Team um Carsten Wien eine Variante endlich auch für Düsseldorf. Für eine Stadt, in der das Radfahren kaum Tradition hat. Und auch keine große Lobby.
An diesem Status quo soll die „Schicke Mütze“ etwas ändern. „Wir wollen, dass Radverkehr in Düsseldorf unterstützt und wahrgenommen wird“, betont Wien. Die ganze Stadt werde derzeit „umgemöbelt“. An die Radfahrer denke jedoch niemand. „Am Kö-Bogen gibt es keinen einzigen Radweg“, kritisiert er.
Einer der wenigen gut ausgebauten Radwege ist die Talstraße. Ein Grund, wieso sich die Räumlichkeiten auf Höhe der Nummern 22 bis 24 ideal für die Idee eigneten. Dieses Urteil fällte das Team schon vor rund zwei Jahren. Bis zur Eröffnung dauerte es jedoch noch lange.
„Es gab viele Widerstände vom Bauamt“, erzählt Wien. Die Immobilie war nicht als Gastronomiebetrieb gedacht, es mangelte an Sanitäranlagen, Heizkörper und Wasserleitungen mussten ver- und umgelegt werden. Schließlich jedoch konnten sich die hartnäckigen Radliebhaber durchsetzen. Im Frühjahr gab es die Baugenehmigung, kurz darauf rückten sie mit drei Handwerkern an.
Der Aufwand hat sich gelohnt. Jüngst startete der Betrieb in der „Schicken Mütze“. Geräumig ist es geworden, hell und individuell. Dieter Mauermann, erfahrener Astronom, und seine Kollegin Julia Renzel empfangen die Besucher an der Theke, es gibt Kaffee, Cola und kleine Snacks. Gegenüber stehen Tische und Stühle.
Einige Schritte weiter findet sich das Sortiment, Baumwoll-Trikots von italienischen Herstellern, kleinteiliges Zubehör, das in einem alten Apothekerschrank aufbewahrt wird, und ein Regal mit Literatur. Auch darin liegt ein Anliegen: die Kunden mit den vielen Facetten der Fahrradkultur vertraut zu machen. Hinten schließt sich die Werkstatt an, das Reich von Jan Hüttenbernd.
Bald sollen im Rahmen der vom Zakk organisierten Hinterhoflesungen auch einige Termine an der Talstraße stattfinden. „Wenn man einen solchen Raum hat, sollte man ihn auch der Kultur öffnen“, begründet Wien. Und wer weiß, was in der Schicken Mütze bald sonst noch möglich ist.