Hotelmarkt Übernachtungen: Düsseldorf könnte Fünf-Millionen-Marke knacken
Düsseldorf · Doch laut einer Analyse profitieren nicht alle Hotels von der ständig wachsenden Bettenzahl.
4 988 092 Gästeübernachtungen in Düsseldorfer Hotels hat das Statistische Landesamt für 2018 gezählt. Ein Rekord und eine Steigerung um fünf Prozent im Vergleich zu 2017. In einem aktuellen Hotelmarktbericht des Dienstleistungs- und Beraterunternehmens Dr. Lübke & Kelber werden die Zahlen analysiert. Daniela M. Bense, Project Manager Hotel, sagt: „In diesem Jahr ist wieder mit mehr Messebesuchern zu rechnen. Ein erwartetes Plus von vier Prozent beim Übernachtungsaufkommen sollte dafür sorgen, dass die Fünf-Millionen-Marke erstmals durchbrochen wird.“
Die Zahlen beziehen sich auf die Übernachtungen in Hotels, Hotels garnis, Pensionen, Gasthöfen, Jugendherbergen und auf Campingplätze. Dabei kamen im Vorjahr knapp 60 Prozent der Gäste aus Deutschland (4,5 Prozent mehr als 2017). Bei den ausländischen Besuchern, die hier auch übernachten, liegen die Niederländer ganz vorne (mehr als 192 000 Übernachtungen), gefolgt von den Briten (mehr als 190 000).
Die Erlöse sind gegenüber 2017 deutlich gesunken
Doch die neuen Rekordzahlen bringen nicht allen Profit. Im Marktbericht erklärt Daniela M. Bense: „Die Düsseldorfer Kettenhotellerie generierte im vergangenen Jahr einen durchschnittlichen Erlös von 70,30 Euro pro Zimmer und verzeichnete damit einen Verlust von 14,70 Euro gegenüber 2017.“ Düsseldorf habe im vergangenen Jahr den größten Rückgang beim durchschnittlichen Zimmererlös unter den Top-10-Standorten (u.a. Hamburg, Berlin, München, Frankfurt) verkraften müssen. Dazu hätten besonders die durch fehlende Messen geprägten Monate März und Mai beigetragen. Der beste Monat für die Kettenhotels sei der November 2018 mit einem Erlös von 99,60 Euro gewesen.
Bei der Bettenauslastung ist Düsseldorf Letzter der Top 10
Bei der Bettenauslastung steht Düsseldorf mit 49 Prozent auf dem letzten Platz im Vergleich zu den zehn größten Hotelstandorten in Deutschland. Bense spricht „von einem relativ niedrigen Niveau“. Zum Vergleich: Für Spitzenreiter Berlin werden 61,5 Prozent angegeben, für München 60,5.
Trotz dieser im Vergleich geringen Auslastung lassen sich die Investoren nicht beirren und eröffnen, bauen und planen weitere Hotels in der Landeshauptstadt. In der Lübke & Kelber-Studie ist da die Rede von einem „massiven Kapazitätsausbau“.
In Zahlen: Nachdem 2018 fünf Hotels mit 730 Zimmern eröffnet wurden, soll der Düsseldorfer Hotelmarkt in den kommenden Jahren um insgesamt 5650 Zimmer erweitert werden. Dafür seien laut Studie 23 neue Hotels in Planung oder befinden sich bereits im Bau. Insgesamt bedeuten die Pläne einen Kapazitätsausbau von rund 40 Prozent bis 2024. Und der könnte noch höher ausfallen. Aktuell gibt es laut Statistischem Landesamt 28 309 Betten in 227 Beherbergungsbetrieben, 2010 waren es noch knapp 23 000 Betten.
Bezirkspolitiker befremdet über immer neue Bauanfragen
In der Politik ist man erstaunt angesichts immer neuer Bauanfragen für Hotels. So bezweifelte Bezirksbürgermeister Marko Siegesmund (SPD), ob es an der Moskauer Straße in Oberbilk wirklich Sinn mache, zwei große Hotels (insgesamt rund 1700 Betten) zu bauen. Dies, wo in unmittelbarer Nähe direkt am Hauptbahnhof gerade ein Hoteltrio an der Harkortstraße mit mehr als 710 Betten entsteht. Die Stadtteilpolitiker der Bezirksvertretung 3 waren auch nicht begeistert von den Plänen für das ehemalige Stern-Verlag-Haus in der Friedrichstraße. Es wird abgerissen, hier wird die Kette Motel One bauen. Die Politiker hätten lieber Wohnungsbau gesehen. Denn an Wohnungen mangelt es, an Hotelzimmern offenbar nicht.
Doch die Entscheidungen über Hotelbauten fallen, weil sie von überörtlicher Bedeutung sind, im Rathaus. Ratsherr Alexander Fils (CDU) ist hier der Planungsausschuss-Vorsitzende und macht deutlich: „Wir wollen keinen weiteren Hotelbau dort, wo Wohnungsbau möglich ist.“ Doch gegen Hotelbauten in Gewerbegebieten sei rechtlich nichts zu machen. 30 Genehmigungen habe der Planungsausschuss in den vergangenen fünf Jahren vorgelegt bekommen, es gebe aber mindestens zehn weitere Projekte, die der Politik noch nicht mal vorgelegt werden müssen. „Absurd“ seien die Bauanträge für die oben erwähnten Hotels an der Moskauer Straße gewesen. „Die haben wir nur bekommen, weil die erlaubte Baumasse noch höher war.“
Alexander Fils ist auch Aufsichtsratsmitglied der Düsseldorf Marketing & Tourismus GmbH. Die ja zum Ziel hat, den Fremdenverkehr zu fördern. Hier sieht Fils mit Blick auf den Kapazitätenausbau und die sinkenden Erlöse Vorteile für die Gäste. „Wenn die Margen fallen, können die Hotels auch zu Messezeiten ihre Preise nicht mehr vervierfachen.“ Der Hotelbau boome. Fils spricht von einer „interessanten Investition“. Es gebe in China, Großbritannien und Indien „Ketten, die wissen gar nicht wohin mit ihrem Geld.“
Fils: In der Stadt fehlt ein Fünf-Sterne-plus-Hotel
Als positiv sieht der Politiker, dass es mit dem „me and all hotel“ an der Immermannstraße und dem „25 hours Hotel“ (Le Flair) nun Häuser gebe, die gezielt jüngere Leute ansprechen. Bei allen noch ausstehenden Neubauten aber fehle in Düsseldorf die Planung für ein „Fünf-Sterne-plus-Hotel“, kritisiert Fils. Die Nachfrage für ein solches Hotel mit Spa-Bereich und Schwimmbad sei da.
Er kann sich auch schon vorstellen – und er sei da nicht alleine –, wo ein solches Nobelhotel entstehen könnte: Im ehemaligen Mannesmann-Haus (Behrensbau) mit seiner Top-Lage am Rheinufer, das dem Land gehöre. Dass das Land hier ein Museum (Haus der Geschichte) plane, sei kein Hindernis. Fils schlägt eine Kombination von Hotel und „virtuellem Museum“ vor. Ärger um Airbnb S. 16