In Lörick kann man bald die Natur entdecken
Der BUND und das städtische Gartenamt wollen auf einer Brachfläche am Grevenbroicher Weg einen Naturerfahrungsraum einrichten.
Düsseldorf. Bienen summen, Vögel zwitschern und nur vereinzelt verirren sich Städter, vor allem Hundebesitzer und Kinder, auf das Brachgelände am Grevenbroicher Weg in Lörick. Einst wurden hier Ton und Sand gefördert, seit die Nutzung eingestellt wurde, konnte sich die Natur frei entwickeln; ein kleines Biotop ist entstanden. Die rund vier Hektar große Fläche ist von Gras, Sträuchern und einzelnen Bäumen besiedelt, ab und an liegt Totholz herum.
Brachflächen wie diese in Lörick sind in der modernen Stadt mittlerweile rar geworden. Sie weichen neuen Gebäuden, doch mit ihnen verschwindet immer auch ein Stück Natur. „Die finden wir in der Stadt immer seltener und vor allem Kinder kommen mit Tieren und Pflanzen immer weniger in Berührung“, sagt Michael Süßer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Düsseldorf.
Er hat sich deswegen die Fläche in Lörick ausgeguckt und möchte sie in Kooperation mit dem städtischen Gartenamt in einen Naturerfahrungsraum für Kinder umwandeln. „Kinder und Jugendliche sollen dort inmitten der Natur spielen und ihre Umwelt entdecken können“, sagt Süßer. „Manchmal müssen Kinder erst eine Blume ausreißen oder eine Schnecke in die Hand nehmen, um sich ihrer Umwelt bewusst zu werden.“ Die elementare Natur zu erleben, sei für die psychische und physische Entwicklung von großer Bedeutung.
Vollkommen frei und ohne Aufsicht oder Zwänge sollen Kinder und Jugendliche dort spielen können. „Im Prinzip wird das ein großer Abenteuerspielplatz, nur ohne Geräte und Öffnungszeiten“, so Süßer. Eine solche Nutzung käme im Übrigen auch der Natur zugute, denn sie halte die Fläche offen — ansonsten drohe sie zu verbuschen. Erste Ahornbäume und Eschen haben sich dort bereits angesiedelt.
Die Idee verfolgt der BUND seit Jahren, durch den Sturm Ela im Jahr 2014 waren die Pläne aber erstmal in der Schublade verschwunden. Jetzt hat der Verband gemeinsam mit einer Planergruppe aus Oberhausen ein Konzept für den Naturerfahrungsraum entwickelt, das jüngst den Bezirksvertretern im Stadtbezirk 4 vorgestellt wurde.
Große Baumaßnahmen sind dafür nicht notwendig: „Wir wollen die Fläche im Prinzip so erhalten, wie sie gerade ist“, sagt Süßer, sie solle sich weiterhin natürlich entwickeln. Nur kleinere Maßnahmen müssten erfolgen: „Wir wollen beispielsweise gerne eine große Sandfläche haben, auf der gebuddelt werden kann.“ Der Sand sei da, müsse aber an einigen Stellen wieder frei gelegt werden — mit der Zeit haben sich beispielsweise Gräser angesiedelt. Zudem sollen Obstbäume gepflanzt werden, bestehende Bäume müssen abgesichert werden.
Ein mehr oder minder verzwicktes Problem stellt der Japanische Staudenknöterich dar. Die hierzulande eigentlich nicht heimische Pflanze hat sich an verschiedenen Stellen des Biotops angesiedelt und breitet sich schnell aus. „Aus ökologischer Sicht müssten wir diese Pflanze bekämpfen“, sagt Süßer. Gleichzeitig eigne sich der Staudenknöterich aber auch vorzüglich zum Spielen: „Kinder können darin Gänge bauen und so eine Art Labyrinth erstellen.“ Deswegen soll das Gewächs in einem bestimmten Rahmen stehengelassen werden. Dazu sollen Pfähle angeschafft werden, die diesen Bereich markieren.
Diese Variante bevorzugt auch Doris Törkel, Leiterin des städtischen Gartenamtes. Sie schlägt zudem vor, einzelne Wegeverbindungen auf dem Areal anzulegen, um die Nutzung komfortabler zu gestalten. Momentan existieren nur einige Schleichpfade.
Im ersten Entwurf hat die Planergruppe Kosten von etwa 64 000 Euro für das Gesamtprojekt veranschlagt. Der Großteil des Geldes, rund 45 000 Euro, werden wohl für das Anlegen der Wege draufgehen. Diesen Betrag will die Stadt bereitstellen, Zuschüsse sollen beim Land beantragt werden, so Törkel. Den restlichen Betrag möchte der BUND über Spenden finanzieren.
Das erste Konzept sei jedoch noch nicht ganz ausgereift, sagt Doris Törkel: „Wir werden die Ideen nun konkretisieren und dann einen detaillierten Plan erstellen.“ Sie rechnet damit, dass der Naturerlebnisraum im Jahr 2019 fertig ist. Auch Hundebesitzer sollen einen Teil der Fläche weiterhin nutzen können, „allerdings wollen wir die Bereiche abtrennen“, sagt Michael Süßer.