Jeckes Finale am Wochenende: Prinzengarde bekam den Schrotti ab
Die Narren setzten am Wochenende zum großen Endspurt an. Absoluter Renner war der Böse Buben-Ball mit einem Kurzgastspiel von Sängerin Liza Li.
<span style="font-weight: bold;">Düsseldorf. Heiße Hexen, Schrottis, Böse Buben, ein nicht ganz echtes Dreigestirn und jede Menge tolle Kostüme: In den Sälen wurde manche närrische Illusion Wirklichkeit. Böse Buben Ball: Liza Li kam als ÜberraschungsgastWarum der Böse Buben Ball der einzige Ball ist, für den es schon seit Monaten keine Karten mehr gab - wer am Samstagabend in der Rheinterrasse mitgefeiert hat, kann sich diese Frage beantworten. Denn die Mischung stimmte einfach. Im Rheingoldsaal spielten Spitzenbands wie die Candidates, in dem anderen konnten sich die 3500 bunt kostümierten Jecken bei der Disco austoben. Wie Ralf und seine acht Cowboys vom Kegelclub "Zerbrechliche Resis" aus Wuppertal. Mit ihren aufblasbaren Pferden waren sie die Kavallerie auf der Tanzufläche. Ihr Lieblingslied "No, no never" rotierte regelmäßig auf dem Plattenteller. Gleich 14 schottische Highlander aus Duisburg wippten im Country-Rhythmus mit. Warum sie lieber in Düsseldorf feiern? "In Duisburg kriegst du im Karneval abends oft mal was auf die Nase", meint ,Oberschotte’ Michael, "hier ist das alles viel netter." Zumal der Prinzenclub noch einen draufsetzte: Als Überraschungsgast gab Düsseldorfs Hitparadenstürmerin Liza Li eine Kostprobe ihres Könnens. Kein Zufall: Das Mädel ist die Tochter von Britta und Norbert Wilke aus der Ehrengarde. Fedefe: Für Direktor Roland Ross war’s das allerletzte MalDas Kontrastprogramm gab’s beim Fedefe, dem Fest der Feste, im Steigenberger Parkhotel, Hier drängt sich alles auf engstem Raum, Indianer, Chinesen, christliche Würdenträger verschiedenster Couleur, Teufelchen und - natürlich - jede Menge Zwerge, rund 1200 Gäste insgesamt. Auch Ex-Prinz Thomas Merz feiert lieber hier als in der Rheinterrasse: "Das ist alles ein bisschen familiärer." Im Steigenberger gibt es weniger Party-Bands, dafür mit Alker Selza, Alt-Schuss und den Swinging Fanfares mehr Karneval. Für einen war der Abend auch ein bisschen Abschied: Denn Steigenberger-Chef Roland Ross feierte zum letzten Mal mit, jedenfalls als Hoteldirektor. Denn er wird im Mai nach Frankfurt wechseln. "Aber zum Karneval komm’ ich bestimmt nach Düsseldorf", kündigte er bereits an. Heiße Hexen-Nacht: Auch der Meister machte das Stahlwerk nicht vollWährend die anderen beiden großen Bälle ausverkauft waren, gab es bei der Heiße Hexen-Nacht der "Großen Karnevalsgesellschaft" im Stahlwerk noch Luft. Und das, obwohl mit "Meister" Guildo Horn hier der prominenteste Stimmungsmacher auf der Bühne stand. Rund 1300 Narren schunkelten und tanzten hier. "Da hätten schon noch ein paar reingepasst", fand auch Klaus Dunaiski von der Großen. Schade auch, das man von den Kostümen kaum etwas sehen konnte, denn im großen Saal war es stockfinster. Bei der Party lässt sich noch einiges verbessern. Ehrengarde: Hoher Besuch kam aus der DomstadtEine besondere Überraschung hatte die Ehrengarde bei ihrer "Blitzsitzung" im Hotel Nikko für ihr Gardemitglied Prinz Udo I. und Venetia Miriam parat. Das Prinzenpaar staunte nicht schlecht, als plötzlich der Einzug des Kölner Dreigestirns angekündigt wurde. Dieses kam allerdings in einer sehr speziellen Zusammensetzung mit: Prinz Frank Pagalies, Vize-Präsident der Ehrengarde, Jungfrau "Wolle" Schäfer, Zeugmeister der Ehrengarde, und Bauer Rainer Lieverscheidt.Dieser schlüpfte am Freitagabend gleich in drei Rollen. Denn neben dem Überraschungscoup als kölscher Bauer trat er mit Alt- Schuss auf und absolvierte als neuer Präsident der Garde seine erste große Veranstaltung. "Ich bin mächtig aufgeregt und habe richtig Lampenfieber", verrät Lieverscheidt. Mit der "Blitzsitzung" ist der Gardechef hochzufrieden: "Wir bieten unseren Gästen die optimale Mischung zwischen einem Ball und einer Sitzung. Das kommt bei den Leuten sehr gut an", erklärt Bauer Rainer und blickt zufrieden auf den mit 300 Gästen ausverkauften Festsaal. Schrottgala: Zweifelhafte Ehre für pinkelnde GardistenEr ist das Herz der Schrottgala und er ist einfach überall. Gerade noch steht Hermann Schmitz mit hochrotem Kopf als Moderator auf der Bühne und peitscht das Publikum stimmgewaltig nach vorne. Dann sprintet er zu einem der Tische in den hinteren Reihen und bringt dort die Plaudertaschen während der Reden zum Schweigen. Und schließlich gibt er auch noch als Sänger mit "Unchain My Heart" höchst überzeugend den Joe Cocker.
Mit etwa 120 Narren ist die Schrottgala vielleicht nicht die größte Karnevalsveranstaltung, aber es gibt kaum einen Ort, wo der Funke so schnell auf das Publikum überspringt, wie im Uerige. Davon ist auch Cool Pepper-Gitarrist Bernd Uthoff mehr als angetan. "Wir sind zum ersten Mal hier und die Stimmung ist so unglaublich, so was habe ich noch nie erlebt", schwärmt der Musiker von der so schrägen wie auch lautstarken Show.
Den "Schrotti" des Abends gab es für die 15 rot-weissen Prinzgardisten, die nichts besseres zu tun wussten, als nach dem Hoppeditz-Erwachen kollektiv ans Haus des Karnevals zu pinkeln. Sie gewannen sogar per "Volksabstimmung" gegen die gesammelten Sünden der Politiker. Dank Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ging dieser Berufsstand bei der Schrottiverleihung allerdings auch nicht ganz leer aus und teilte das gleiche Schicksal wie Radler Jan Ullrich, der, wenn es nach Winfried Ketzer geht, künftig nur noch als Fahrradkurier unterwegs sein dürfte.
Heißersehnter Star des Abends war wie in jedem Jahr Gaby Maibaum, die selbst aus Elton Johns Hit "I’m still standing" noch bislang ganz unbekannte Tonarten herausquetschte und durch ihre unnachahmliche Bühnenpräsenz ihre Fans fast zum Ausrasten brachte.