Düsseldorf Jüdische Gemeinde hilft muslimischen Flüchtlingen
Vielerorts werden Sorgen vor zunehmendem Antisemitismus laut. In Düsseldorf gibt es erste Schritte zu gemeinsamer Integration.
Düsseldorf. Die starke Migration hat in den vergangenen Monaten viele Muslime nach Düsseldorf und in andere deutsche Großstädte gebracht. Jüdische Gemeinden betrachten das zum Teil mit Sorge, befürchten, dass viele dieser Flüchtlinge antisemitische Klischees mitbringen. Auch in Düsseldorf hat die Jüdische Gemeinde das im Auge; man hat sich aber für einen zugewandten Weg entschieden und geht das Thema gemeinsam mit den muslimischen Vereinen an.
Ende November hat es ein Gespräch im Rathaus gegeben, zwischen Michael Szentei-Heise, dem Direktor der Jüdischen Gemeinde, und Dalinc Dereköy, Vorstand des Kreises der Düsseldorfer Muslime (KDDM). Auch die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch war dabei. Dereköy gegenüber der WZ: „Es ging zunächst auch darum, das Signal zu senden, dass wir miteinander reden können.“ Er und Szentei-Heise kennen sich freilich schon länger. Beide sind Juristen, die Kommunikation klappt nach beiderseitigem Bekunden gut.
Allerdings hat die Harmonie ihre Grenzen. Dereköy erwähnt Themen, zu denen es Meinungsverschiedenheiten gebe, etwa den Umgang mit dem Irak oder den Nahostkonflikt. „Aber darüber kann man reden.“ Szentei-Heise wiederum spricht die rund eine Million Flüchtlinge an, die 2015 nach Deutschland gekommen sind: „Die Hälfte sind Muslime, aus Ländern, die Israel für den Teufel halten.“
Doch der Blick geht bereits nach vorn, schon früh hat die Jüdische Gemeinde das Gespräch mit den Wohlfahrtsverbänden gesucht und Hilfe angeboten. „Wir haben zigtausende Juden aus den GUS-Staaten integriert“, sagt Szentei-Heise mit demonstrativem Selbstbewusstsein — „wir können Integration“.
Ein erstes Projekt: Die Jüdische Gemeinde bietet Deutschkurse für Flüchtlinge an, gesteuert wird das vom Roten Kreuz als Flüchtlingsheimbetreiber. Szentei-Heise spricht von einem Anfang, durchaus ausbaufähig: „Erst schauen wir, wie die Rückmeldung ist.“
Zum Thema Antisemitismus hört man etwas unterschiedliche Aussagen. Szentei-Heise sieht ein geschärftes Problembewusstsein beim KDDM. Dereköy dagegen beschwichtigt im WZ-Gespräch: „Ich sehe das nicht so.“ Die meisten Flüchtlinge, die er kennengelernt habe, seien offene Menschen. Der KDDM habe 80 Dolmetscher für ankommende Flüchtlinge gestellt, für die spiele es keine Rolle, für wen sie übersetzten.
Ein Projekt hat Dereköy noch im Köcher, er spricht von einer Düsseldorfer Plattform für alle Religionen. Denn es gibt in der Stadt neben Juden verschiedene Muslime, Kopten, Griechisch-Orthodoxe und so weiter. Man habe auf Unterstützung der Stadt gehofft. Doch nun seien erstmal die Anschläge von Paris dazwischengekommen.