Katzen müssen kastriert werden

Politik billigt neue Verordnung der Stadt zum Tierschutz. Denn unter der stetig wachsenden Population leiden die Katzen am meisten.

Foto: Wagner, dpa

Düsseldorf. Vor sechs Jahren begann in Düsseldorf die Diskussion um eine Kastrationspflicht für freilaufende Hauskatzen — jetzt endlich ist sie beschlossene Sache. Einstimmig billigte der Ordnungs- und Verkehrsausschuss die Verordnung, die auch eine Kennzeichnung und Registrierung für „Freigängerkatzen“ vorschreibt. Was für Unkundige brutal klingen mag, dient dem Tierschutz. Im Paragrafen 1 der Verordnung ist vom „Schutz von freilebenden Katzen vor erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden, die auf eine zu hohe Zahl der Katzen im Stadtgebiet zurückzuführen sind“, die Rede. „Das ist eine gute Entscheidung, unsere Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt“, freut sich SPD-Ratsherr Matthias Herz, der das Thema stets forcierte.

Experten warnen längst vor einer unkontrolliert wachsenden Katzenpopulation: „Wir schätzen, dass es in Düsseldorf mittlerweile 50 000 Katzen gibt“, sagt Rudi Wolff, der Vorsitzende des Katzenschutzbundes. Weil die Tiere Versteckgenies erster Güte sind, sieht man sie freilich nur selten. Das Problem: Katzen vermehren sich mehr als Karnickel. Wolf: „Zweimal im Jahr können sie vier, fünf oder gar sieben Junge werfen. Aber dann verhungern oder krepieren viele Jungtiere elendig.“ Klaus Meyer, der Leiter des Veterinäramtes, bestätigt: „Die Anzahl der aufgefundenen Katzen in einem schlechten Gesundheitszustand ist seit vielen Jahren hoch.“

Doch anders als bei Wildtieren regelt sich die Populationsdichte bei Hauskatzen nicht auf natürliche Weise. Vor allem um den Nachwuchs von sich in freier Wildbahn paarender Katzen kümmert sich meist niemand — sie verwildern schnell und sind schon nach wenigen Monaten ihrerseits geschlechtsreif. Deshalb ist es so wichtig, dass Hauskatzen „fortpflanzungsunfähig“ gemacht werden. Unter anderem führen Tierschutzverein und Katzenschutzbund Kastrationen durch.

Die Stadt Düsseldorf tat sich lange schwer mit der Einführung eines Kastrationsgebotes, Umweltdezernentin Helga Stulgies begründete das mit einer unsicheren Rechtslage. „Der Durchbruch jetzt basiert auf einer Änderung des Tierschutzgesetz. Das Kastrationsgebot basiert allein auf dem Schutz der Katzen“, erläutert Meyer. Und so wird ganz Düsseldorf offiziell zur „Katzenschutzzone“. Andere Gründe wie gesundheitliche Gefahren für Menschen oder Gefährdungen im Straßenverkehr bleiben ausdrücklich außen vor.

Die Verordnung soll zunächst den Druck auf uneinsichtige Tierbesitzer erhöhen. Amtstierärzte und OSD werden indes keine großen Kontrollaktionen starten. Meyer: „Aber wir sind ja oft bei Tierhaltern wegen Beschwerden oder bei landwirtschaftlichen Betrieben und haben jetzt eine Handhabe bei Katzen.“ Wer eine freilaufende Katze nicht registriert, kennzeichnet oder kastriert, muss mit einer Geldbuße von bis zu 1000 Euro rechnen.